Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

untersucht, doch konnten keine belastenden Schriften im Zusammenhang mit dem Bauernaufstand gefunden werden. Das durchsuchte Haus wurde dann versiegelt.5) Auf die Bauernführer konzentrierte sich die gesamte Rache mit ungeteilter Schärfe, ob die Bauern schon lange verhaftet oder erst kurz im Gefängnis lagen oder sogar noch an den Kämpfen nach dem 23. September 1626 teilgenommen haben, denn nur so können bei manchen Bauernführern die grausamen Urteile erklärt werden. Wiellinger, Madlseder, Dr. Holzmüllner, Angerholzer und Hausleitner lagen nämlich längst im Arrest, als noch furchtbare Kämpfe entbrannten.6) Die Frage war, ob man gegen die Verurteilten auch die Gütereinziehung aussprechen sollte. Diese Strafe war bei Majestätsbeleidigung und Hochverrat vorgesehen. Man wollte Abstand davon nehmen, weil die Bauern wegen Aufruhres verurteilt worden waren.7) Die kaiserlichen Kommissäre hatten sich auch aus dem Grund gegen die Gütereinziehung gewendet, weil das beschlagnahmte Gut den bairischen Pfandherrn zufallen und dadurch das Land verarmen würde. Doch nur einem Teil der Verurteilten wurde die Gütereinziehung erlassen.8) Die grausamen Leibesstrafen wurden vom Kaiser gemildert, sodaß sich vor allem die bairischen Kommissare kritisch äußerten : „Nos putamus, diese Straff sei zu gering!“9) Vor dem Urteilsspruch wurden die Untersuchungen bekanntlich in Enns und Linz durchgeführt. Madlseder und Dr. Holzmüllner waren der Tortur unterworfen worden, die aber keine nennenswerten Aussagen brachte.10) Madlseder hatte zu Beginn des Aufstandes den Schein zu wahren gewußt, er suche zwischen den Baiern und den Bauern zu vermitteln, indem er sich auf die Vollmacht des Herberstorff stützte, die nun die kaiserlichen Kommissare veranlaßte, den Bauern die Wahl eines eigenen Ausschusses zu gestatten, eines Gremiums, an dessen Spitze überraschend Madlseder dann selbst trat.11) Der Adelige Achaz Wiellinger betonte, daß Wolf Madlseder aus Steyr der eifrigste Förderer des Bauernkrieges gewesen war. Dr. Lazarus Holzmüllner gab im Verhör zu, Madlseder sei wiederholt von Stefan Fadinger ins Vertrauen gezogen und um Entscheidung gebeten worden. Diese Wertung Madlseders bestätigte eine Bemerkung des Vizedompflegers am 6. November 1626. Madlseder sei über dem Fadinger und dem Wiellinger gewesen und wies neuerlich auf den Betrug hin, daß Madlseder die kaiserlichen Kommissare bis in den dritten Monat hin betrogen habe, er suche den Aufstand gütlich beizulegen.,2) Madlseders Verhalten auf der Folter veranlaßt zu einem günstigen Urteil über seinen Charakter. Die Aussagen sind nicht verlustlos erhalten geblieben. Er bekannte offen seinen Anteil an dem Bauern73

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