Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Strafgericht Nach der Unterwerfung im September 1626 in Enns füllten sich die Gefängnisse. Mitte Dezember lagen über einhundert Rädelsführer in den Kerkern. Die Hauptschuldigen wollte man ursprünglich nach Wien überstellen, doch machte der bairische Kurfürst seine Rechte geltend. Der Kaiser entsandte Ende Oktober den früheren Kommissar Dr. Paul Haffner, den niederösterreichischen Regimentsrat Paul Hieronymus von El Io nach Enns, um die Untersuchungen durchzuführen. Herberstorff ließ sich ermächtigen, der Kommission die bairischen Statthaltereiräte Sturm und Riemhofer beizuordnen. Diese wurden im Jänner 1627 gegen Hofrat Dr. Ferdinand Hubstauder und den Regimentsrat Dr. Johann Schäufele ausgetauscht.1) Zuerst war der Sitz der Kommission Enns. Nach der Ankunft der bairischen Teilnehmer übersiedelten Haffner und Ello nach Linz. Achaz Wiellinger wurde in Linz, Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner in Enns verhört. Achaz Wiellinger war der einzige Adelige, gegen den gerichtlich vorgegangen wurde. Andere Standespersonen waren rechtzeitig ins Ausland geflüchtet, gegen viele im Lande wurde überhaupt nicht untersucht, um nicht auf hohe Persönlichkeiten greifen zu müssen. Dies erhärtet die Annahme, daß Wiellinger von den Baiern verhaftet worden war, die ihre Gefangenen ausnahmslos nach Linz brachten. Auch die Rolle der Landstände bei der Erhebung wurde teilweise von den Kommissaren untersucht, doch der Aufstand wurde dann als „reines Bauernwerk“ bezeichnet und so blieb dessen Ahndung an den Bauernführern hängen.2) Viele der Hauptleute und Führer waren entweder gefallen oder noch flüchtig, andere im Gefängnis den Wunden, Krankheiten oder den Folgen der Folterung erlegen. An den noch lebenden Verhafteten wollten Kaiser, Kurfürst, Statthalter und Kommissäre ein Exempel statuieren.3) In Steyr konzentrierten sich die Untersuchungen zunächst auf die gefangenen Bauernführer Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner. Der Rat der Stadt hatte ein Inventar des Eigentums der beiden aufzustellen und nach Enns zu übersenden. Zu Kommissaren in dieser Angelegenheit wurden Jakob Zetl, Hans Lutz, der Gerichtsschreiber Spannesberger sowie der Stadtrichter Niklas Frizler verordnet.4) Bei Dr. Lazarus Holzmüllner in Steyr wurden alle Aufzeichnungen 72

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