Die soziale Unterdrückung der Bauern durch den Grundherrn wird oft als dritter Grund genannt, doch tritt dieser gegenüber den erstgenannten in den Hintergrund. Ferdinand II. hat sich trotz der gänzlichen Auslieferung des Landes ob der Enns an die Baiern gewisse Agenden selbst Vorbehalten. So war es dem Baiernherzog Maximilian ein leichtes, den Ständen und Bauern zu bedeuten, sich in Religionsangelegenheiten an den angestammten Landesherrn zu wenden. In Ferdinands Auftrag führte dagegen der bairische Statthalter Herberstorff die Gegenreformation durch. Das einfache Volk erkannte natürlich nicht die komplizierten politischen Zusammenhänge. Die alte Eisenstadt Steyr spielte auch im Bauernkrieg von 1626 eine große Rolle. Die großen Helden der Tradition, die Bauernhauptleute Stephan Fadinger und Christoph Zeller, waren fast nur Befehlsempfänger. Zwei Steyrer Bürger, der Stadtrichter Wolf Madlseder und der Stadtadvokat Dr. Lazarus Holzmüllner, waren, wie auch die Aussagen der Bauern beweisen, die Drahtzieher und geistigen Führer der Bewegung. Die damalige Bedeutung Steyrs ist auch daraus zu ersehen, daß sich Fadinger der Eisenstadt als einen der ersten oberösterreichischen Orte bemächtigte, daß hier die Ständeversammlung im Juli 1626 durchgeführt und die kaiserlichen Kommissare auf der „Styraburg“ gefangen gehalten worden waren und daß beim ersten Strafgericht am 26. März 1627 auf dem Linzer Hauptplatz von den zwölf Delinquenten fünf Steyrer Bürger waren. Unter den später Hingerichteten war mit dem Stadtkämmerer Hans Himmelberger wieder ein Repräsentant der Eisenstadt. Aus der Beteiligung und Parteinahme des gesamten oberösterreichischen Volkes mit allen Ständen und gesellschaftlichen Schichten sieht man, daß der Bauernkrieg von 1626 kein „reines Bauernwerk“ war. 4
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