denden Kampfwillen neu aufflammen lassen, was besonders für die Moral der Bauern vor Linz von großer Wichtigkeit war.18) Als Madlseder Scultetus vor der drohenden Auslieferung den Bauernausschüssen in Steyr entzog, begleitete diesen Dr. Anomäus ein Stück des Weges.19) Im Juli vernahm man dann noch als Gerücht, Graf Mansfeld führe vierzehntausend Gewehre mit sich, die Scultetus den Bauern zugesagt hätte.20) Das Zwischenspiel mit Johannes Scultetus hatte auf die Steyrer Verhandlungen keinen Einfluß. Am 9. Juli 1626 erklärten sich die Bauernausschüsse bereit, eine Abordnung nach Linz zu entsenden. Doch blieb es nur bei der Absicht. Auf die Urgenz der Stände erklärten die Bauern, sie könnten niemanden nach Linz gehen lassen, weil sich Herberstorff gegen Abgesandte sehr feindlich verhalte. Am 9. Juli wurden auch die Kommissare freigelassen. Doch mußten diese versprechen, die Forderungen der Bauern alsbald dem Kaiser vorzutragen. Den abreisenden Kommissaren wurde die fertige Beschwerde der Steyrer Bürgerschaft aus unbekannten Gründen nicht mitgegeben. Kaspar Reinhard und Kosmas Mann hatten die Beschwerdepunkte gesammelt, Wolf Madlseder und Dr. Holzmüllner das Dokument abgefaßt. Die Kommissare verließen die Stadt am 12. Juli 1626.21) Die Beschwerdeschrift der Steyrer Bürgerschaft, die zurückgeblieben war, beschäftigte sich mit der Ursache des Aufstandes, die nach Ansicht der Steyrer in der strengen gegenreformatorischen Tätigkeit des Statthalters und in den unerschwinglichen Besatzungskosten zu suchen waren. Besonders angeführt wurden die bairischen Soldaten und deren Exzesse. Der Kern der Forderungen war die freie Ausübung der protestantischen Religion, alles Argumente, die Dr. Lazarus Holzmüllner am 6. Juli 1626 in der Ständeversammlung vorgebracht hatte. Auffallend war es, daß sich die freigelassenen Kommissare nicht wie sie versprochen hatten, nach Enns begaben, sondern sich eiligst über die niederösterreichische Grenze gegen St. Peter in der Au entfernten.22) Als am 7. Juli 1626 die bairischen Kommissare von Passau nach München abberufen worden waren, verstärkte sich bei den Bauern der Verdacht, daß nun mit militärischen Aktionen zu rechnen sei. Von den Bauern vor Linz kam ein scharfes Schreiben an die Stände in der belagerten Stadt. Patente der Stände und des Stadthalters Herberstorff waren die Antwort. Herberstorff bezweifelte die Legalität der Zusammenkunft in Steyr, weil sie ohne seine Zustimmung und die der Stände sowie mit Druck auf die kaiserlichen Kommissare zustande gekommen war. In Steyr selbst tagten noch immer die Stände mit den Städtevertretern, obwohl diesen der Statthalter schon am 9. Juli 1626 befohlen hatte, nach Linz zu kommen. Als die Kommissare abgereist waren, faßten die Stände am 13. Juli 1626 den Beschluß, die Eisenstadt zu verlassen. Sie kehrten aber nicht in die Hauptstadt zurück, sondern 56
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