Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

müllners den Bauern unerschwingliche Forderungen aufgelastet worden. Die Bauern wollten zwar auswandern, doch einerseits konnten die Liegenschaften nicht veräußert werden, andererseits wurden ihnen von den Obrigkeiten die unbedingt notwendigen Paßbriefe verweigert. Die Bauern kämpften auch nicht gegen die Obrigkeit sondern ausschließlich gegen das Vorgehen des Statthalters und seiner Kriegsknechte, das sich ja im Frankenburger Würfelspiel und dem anschließenden Blutgericht gezeigt habe. Der Tyrannei der bairischen Soldaten sei der Bauer schutzlos preisgegeben. Nach dem natürlichen Recht jedes Lebewesens haben sich die Bauern gewehrt, und diese Verteidigung könne ihnen doch nicht als Unrecht angelastet werden. Ausschreitungen seien bei dem Umfang der Aktionen nicht vermeidbar gewesen. Sie wollten nur die freie Religionsausübung wie sie vor der Gegenreformation zugestanden gewesen war.5) Mit den Ständen konnten es die Bauern auf keinen Streit ankommen lassen, wurden diese für diplomatische Aktionen benötigt, weil es ihnen selbst an den nötigen Qualitäten fehlte. Die Adeligen sollten mit dem Kaiser und dem bairischen Pfandherrn die Verhandlungen bezüglich der Glaubensfreiheit führen und den befürchteten Einfall weiteren Kriegsvolkes verhindern. Die Stände zeigten dagegen wenig Lust, sich von den Bauern beauftragen zu lassen, wagten doch keine Ablehnung und mußten zu ihren Gunsten die Sache möglichst in die Länge ziehen. Zuerst ersuchten sie die Bauern, die kaiserlichen Kommissare zu enthaften.6) Dr. Holzmüllner machte dagegen weitere Anstrengungen, den Adel zu binden. Er bot im Namen der Bauernschaft den Ständen sogar die gesamte Leitung der Unterhandlungen an und forderte sie auf, Mitglieder für die Bauernausschüsse zu stellen. Die Stände sollten auch vorschlagen, welcher Mann nach dem Tode Stefan Fadingers die Führung der Bauern übernehmen solle. Die Stände forderten die Bauern zum wiederholten Male auf, die Kommissare freizulassen und die Feindseligkeiten einzustellen. Doch der zweite Verhandlungstag endete ohne Ergebnis. An den nächsten Tagen gingen die Verhandlungen in Steyr weiter. Wahrscheinlich unter dem Eindruck des Todes des Bauernführers Fadinger vollzog sich in der Bauernschaft ein augenfälliger Umschwung. Die Bauern waren Kompromissen geneigter, vor allem deshalb, weil bei weiterer Festhaltung der Kommissare in der Steyrer Burg mit Gewaltmaßnahmen zu rechnen war. Die Bauern wollten die Angelegenheit nicht auf die Spitze treiben.8) Die Bauern sollten sofort Abordnungen nach Wien und München entsenden, damit der Einfall weiteren Kriegsvolkes im Lande ob der Enns verhütet werde. Das Begehren der Stände um Freilassung der Kommissäre wurde den Bauern in das Linzer Lager weitergegeben. Neuerlich forderten die Bauern eine Entscheidung des Adels, ob er in Sachen der Religion und Landesverteidigung mit ihnen gemein53

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2