Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

l&ie Ständeverßammlun^ in Steyr Am 6. Juli 1626 kam es zu den ersten Verhandlungen zwischen den Ständen und den Vertretern der Städte Steyr, Wels und Vöcklabruck. Die Eisenstadt Steyr war durch Wolf Madlseder, Kosmas Mann, Joachim Händl, Kaspar Reinhard, Hans Himmelberger und Abraham Schröffl vertreten. Als Tagungslokal wählte man das „Hirschenhaus“ am Stadtplatz.') Auf der Tagesordnung der Beratungen standen : 1) die Aufhebung der Belagerung von Linz, 2) Verhandlungen mit den Bauern, die der Kaiser in Enns abhalten wollte, 3) die Abwendung des von den Bauern geforderten Zuzuges des Adels und die Stellung der Gültpferde und 4) die Entlassung der kaiserlichen Kommissäre und die Förderung der weiteren Verhandlungen. Das Protokoll wurde von dem Steyrer Bürger Valentin Preuenhueber geführt.2) Den Ständemitgliedern wurde am Eröffnungstag der Versammlung ein Schreiben des Kaisers präsentiert, in dem dieser die sofortige Freilassung der Kommissare forderte. Darüber hinaus wurde diesen verboten, sich in irgendeiner Form an den Angelegenheiten der Stände zu beteiligen. Diese waren nämlich beim Wiener Hof in Verdacht geraten, „als lägen sie mit den Bauern unter der Decke !"3) Von den Bauern wurden die protestantischen Stände gefragt, ob sie sich in der Religionsangelegenheit mit ihnen solidarisch erklären wollten. Hier wurde wiederum offenbar, daß auch gemeinsame religiöse Interessen die soziale Kluft zu den Ständen nicht überbrücken konnten. Der Vertreter Steyrs Madlseder vermerkte dabei bitter, die Adeligen könnten ihre Güter verkaufen und auswandern, die Bürger und Bauern dagegen müßten im „Seelenbad" verbleiben, denn die Landleute waren auch hier die rechtlich Bessergestellten, vor denen sogar die landesherrliche Macht halt machte. In diesen Verhandlungen machten sich Madlseder und Dr. Holzmüllner schuldig. Besonders Dr. Holzmüllner trat öffentlich als Anwalt der Bauern auf und brachte deren Forderungen vor.4) So seien nach Ansicht Holz52

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