Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

horrenden finanziellen Einbußen möglich. Durch die Reichung des „zehnten Pfennigs“, des Abfahrtsgeldes und der überhöhten Nachsteuer wird das Vermögen meist um ein Drittel verringert. In die Häuser von Protestanten bis zu deren eventueller Abreise werden bis zu einhundert Soldaten einquartiert, die nichts anderes täten, „als das sie sich mit siessem und prandwein, möth (Met), pier und allem Überfluss von speiss und trank tag und nacht überschüttet Gott gelästert, Unzucht getriben, ehrlicher leut kinder geärgert, zum fal gebracht und ehrlichen leuten ihr gut maistesthails durch den laib gelassen I“ Besonders hart war man in der Stadt Steyr gegen vornehme Bürger vorgegangen, habe deren Gut in die „Spörr“ genommen, die Bürger selbst in den Arrest geworfen und so deren ehrlichen Namen in den Schmutz gezogen. Die Protestanten waren auch sogar vom Bürgermeister, Stadtrichter, dem Stadtanwalt ihrer Religion wegen als Rebellen, Schelme, Diebe usw. bezeichnet worden. Die Bücherbeschlagnahme wurde verurteilt und vor allem deshalb, weil „vi11 büecher anstatt des holzes zuem unterheizen gebraucht worden“ waren. Die weiteren Beschwerden waren die Abschaffung aller protestantischer Prediger aus dem Lande ob der Enns, noch einmal die Hindernisse bei Emigrationen, die Grausamkeiten der Soldaten und die überhöhten Steueranschläge. Die Schrift endet mit der Bitte um die „uncoditionierte freistellung unserer rainen christlichen religion“ und um Abstellung der genannten Mißstände, damit „also das liebe vatterland in ganz fridlichen stand gebracht werden möge I — Uns bevelend E. Gn. underthaenig gehor- sambe N. und N. die gemain und paurschaft im erzherzogtumb Österreich ob der Ens.“ + + + Die direkt an den Kaiser abgesandte Schrift der Bauern im Juli 1626 ist bedeutend umfangreicher als die vorhergehende. Diese Schrift scheint in den ersten Julitagen abgefaßt worden zu sein, als noch die Versammlung der Bauernausschüsse und der oberösterreichischen Stände in der Eisenstadt tagte. Dr. Lazarus Holzmüllner hatte die Abfassung schon im Juni angeregt, doch war es damals nicht dazu gekommen.4) Zunächst hatten die Steyrer Bürger Kaspar Reinhard und Cosmas Mann die Beschwerden der Bürger von Steyr aufgeschrieben und sich dabei von einigen anwesenden Ständemitgliedern, so auch von Weik- hard von Polheim beraten lassen.5) Ähnlich wie bei der ersten Schrift war die zweite von Madlseder und Dr. Holzmüllner unter Beiziehung von Hans Hausleitner und Christoph 49

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