Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Im Zuge der Gegenreformation wurde den Dominikanern am 12. Februar 1626 im Beisein der kaiserlichen Kommissare offiziell die Kirche zurückgegeben, welche die lutherischen Prädikanten über sechzig Jahre innegehabt hatten. Die Stadt hatte die Baukosten der Kirche getragen und hätte daher Anspruch auf diesbezüglichen Ersatz gehabt. Doch die Kommissare und die Dominikaner ließen der Stadt wissen, die langjährige Benützung sei die Abfindung für die Baukosten, die damals an die fünfhunderttausend Gulden betragen hatten.44) Zwei Wochen verbrachten Dr. Faber und der Rentmeister der Herrschaft Steyr Adam Wolf im Rathaus, um auf Befehl der Kommissare die Amtsrechnungen der Jahre 1617 bis 1625 zu überprüfen und einen diesbezüglichen Bericht zu erstatten.45) Im März 1626 wurden die Insassen des Bürgerspitales und des Bruderhauses von den Kapuzinern „bekehrt“. Zwei widerstrebende Ehepaare wurden außer Steyr gebracht.46) Die Stimmung in der Bürgerschaft wurde gereizter. In der Bauernschaft hörte man aufrührerische Stimmen. Der Termin für die Entscheidung der Annahme der katholischen Religion oder der Auswanderung kam immer näher. Bei den Protestanten wurden verzweifelte Aktionen und bei den Bauern Tumulte befürchtet. So befahl Herberstorff am 26. März 1626, daß alle Waffen auf dem Steyrer Rathaus abgeliefert werden müssen.47) Am 8. April 1626 wurden alle Bürger ins Rathaus befohlen, um ihre Entscheidung bezüglich der Konfession schriftlich abzugeben. Die sich zur katholischen Religon bekannten, wurden mit sofortiger Wirkung von der „katholisch machenden“ Soldateneinquartierung befreit. In die Häuser der Protestanten wurden dagegen verstärkt — in manche Häuser bis zu zweihundert Soldaten gelegt.48) Bis zum 5. März 1626 waren aber nur 28 Bürger katholisch geworden. Zur Zeit des kurz später ausgebrochenen Bauernaufstandes zählte man in Steyr 169 katholische Familien.49) ') Stieve, S. 31. — Zetl, S. 12 und S. 38. — 2) Stieve, S. 8. — 3) Zetl, S. 22. — RP 1620. 135 — Lindner, S. 670. — 4) Stieve, S. 9. — s) Preuenhueber, S. 182. — Hoheneck lil, 517. — Preuenhueber, S. 189. — Pritz, Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhaag, in AÖG 15, S. 143. — Stieve, S. 9, Anm. 4. 6) Hoheneck III, 251. — Hurter IV, 394, Anm. 1. — Am 1. Februar 1621 wurden Herberstorff zwei Regimenter in Oberösterreich übertragen. Im März des folgenden Jahres wurde Herberstorff Oberbefehlshaber der in Schwaben stehenden Truppen der katholischen Liga und Assistentrat des Feldherrn Tilly. Herberstorff wurde im September 1622 zum Generalwachtmeister der Reiterei befördert. 1623 hatte er die Vertretung von Tilly inne. Im Juli 1623 kehrte Herberstorff nach Linz in die Statthalterschaft zurück. In dieser Zeit war Herberstorff auch kaiserlicher und bairischer Kämmerer und Rat geworden. Ferdinand II. hatte ihn im Mai 1623 in den Grafenstand erhoben. 37

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