Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

t)ie bairische QfandfyerrSchaft Das Land ob der Enns war durchwegs protestantisch, als es als Pfand an den bairischen Kurfürsten kam. Von den Grundherrschaften waren außer den stiftlichen, den kaiserlichen und den, den Bischöfen von Passau und Bamberg unterstehenden nur neun katholisch. In der Eisenstadt selbst waren nur achtzehn arme Bürger katholisch. In anderen Städten und Märkten gab es ähnliche Verhältnisse.') Kaiser Ferdinand II. hatte im Kampf gegen die böhmischen Stände die Hilfe Maximilians I. angefordert und erhalten. Im Vertrag vom 8. Oktober 1619 hatte er mit dem bairischen Kurfürsten vereinbart, daß dieser unter anderem auch das Land Oberösterreich bis zur Erstattung der Kriegskosten innehaben sollte.2) Am 24. Juli 1620 brachen zirka 24.000 Mann in Oberösterreich ein. Am 1. August erreichte die Besatzungsmacht die Stadt Wels, am 5. August kamen die Baiern nach Linz. Am 17. August wurde die Eisenstadt von sieben Fähnchen Fußvolk besetzt, die alle vom Regiment Anhalt stammten und durchwegs Franzosen und Niederländer waren. Oberst Gallas forderte den Bürgern die Schlüssel zum Rathaus, zum Zeughaus und zu den Stadttoren ab.3) So übernahm Maximilian das Regiment im Lande und richtete die Verwaltung nach seinen Vorstellungen ein. Er setzte einen Statthalter mit Räten und in Angleichung an die frühere Verfassung einen Vizedom, einen Landschreiber und einen Landanwalt ein.4) Während der ganzen Pfandschaft war Adam Graf von Herberstorff Statthalter. Zuerst war der kaiserliche Rat Hans Adam Gienger zu Wolfsegg Vizedom, ab Februar 1622 übernahm der bairische Rat Georg Pfliegl von Goldenstein dieses Amt. Seit 1610 war der frühere Hofrichter von Kremsmünster Georg Müllner Landschreiber. Die Landanwaltschaft bis 1625 behielt der kaiserliche Hofkammerrat Johann Baptist Spindler von und zu Hofegg, bis diesem Joachim Enzmillner folgte.5) Adam von Herberstorff stammte aus einem alten steirischen Freiherrengeschlecht. In den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts geboren, studierte er am Gymnasium in Lauingen und dann an der Universität in Straßburg. Die strenge Rekatholisierung seiner Heimat durch Ferdinand II. hatte den Protestanten Herberstorff veranlaßt, Innerösterreich zu verlassen. Die Jesuiten konnten 1616 Herberstorff zu einem Glaubenswechsel bewegen. Er heiratete die Witwe Maria 31

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