Lage und vor allem die kalte Witterung scheinen die Gründe gewesen zu sein. Am nächsten Tag kamen niederösterreichische Bauern vor die Stadt in der Meinung, ihre Kampfgenossen hier anzutreffen.'9) Doch Georg Tasch hatte sich mit seinen Leuten nach Sierning zurückgezogen. Dieser Ort war auch die letzte Etappe vor Steyr gewesen. Die meisten Bauern verliefen sich. Für die Umgebung der Stadt Steyr hatte Tasch den Befehl gegeben, daß niemand bei Leibesstrafe Getreide, Brot, Fleisch in den nächsten drei Wochen nach Steyr liefern dürfe. Vom Landeshauptmann Löbl wurde der Stadt Steyr wegen ihres klugen Verhaltens höchstes Lob gezollt, doch sollten die Bürger weiterhin nicht erlahmen und Burg und Stadt weiterhin beschützen.20) Dagegen beschwerte sich die Stadt beim Landeshauptmann, daß seitens der Stände keine Flilfe erfolgt sei. Bezüglich der empfindlichen Sperre des Lebensmittelnachschubes intervenierte Peter Prunner ohne Erfolg beim Bauernausschuß in Sierning. Darüber hinaus wurde ein neuerlicher Anmarsch von Bauern gegen die Eisenstadt befürchtet.21) Doch die Gefahr für Steyr schien gebannt. Die Aktivitäten der Bauern verlagerten sich in den niederösterreichischen Raum.22) Als der Burggraf Ludwig von Starhemberg am 31. Jänner 1597 aus Wien kommend in den Raum von Aschbach kam, wurde er bei Ulmerfeld von den Bauern erkannt, gefangen genommen und mit Schlägen traktiert. Man drohte ihn zu erschießen. Dies wäre auch durchgeführt worden, hätte ihn nicht der Feldschreiber des Bauernobersten Mark- graber, der Schulmeister von Waidhofen, Steinhauer, beschützt.23) Unter Schmähungen ließ man Starhemberg nach Wegnahme der Kutsche zu Fuß gehen. Schließlich banden sie ihn an einen Wagen und schleppten ihn so „durch alle Lachen und Koth“. Trotz seiner Bitten ließen sie ihn nicht frei, sondern brachten ihn nach Amstetten. Der Rentmeister von Aschbach versuchte vergeblich mit Starhemberg in Verbindung zu kommen. Andererseits wurde der Bote, der die Botschaft über Starhembergs Gefangennahme nach Oberösterreich bringen sollte, abgefangen.24) Auf die Hinrichtung der zwei Bauern in Steyr angesprochen, behauptete Starhemberg, die Schuld an deren Justifizierung besäße Freiherr Wilhelm Seeman von Mangern in St. Peter in der Au. So kam Starhemberg seiner Gefangenschaft ledig. Die Wut der Bauern richtete sich nunmehr gegen den genannten Seeman. Achttausend Bauern belagerten das Schloß St. Peter in der Au, das schließlich am 2. Februar 1597 eingenommen und geplündert wurde. Die Bauern ergriffen den kranken Schloßherrn, mißhandelten ihn und drohten ihn zu töten. Der Sarg der jüngst verstorbenen Gattin Seemans wurde beschädigt, die Grabinschrift zerstört. Seeman selbst wurde drei Wochen lang im Schloß in harter Haft gehalten, und ihm der Revers abgezwungen, daß sich seine Untertanen mit den Aufständischen verbinden dürfen. 19
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