Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Rates zu kontrollieren. Darüber hinaus wurde es wichtig, über die Zusammenrottungen und Truppenbewegungen der Bauern genau informiert zu sein. Bezüglich geeigneter Informanten müsse der Rentmeister der Herrschaft befragt werden. Die Maßnahmen kamen nicht zu früh, denn schon am 22. November 1596 sammelten sich die bewaffneten Untertanen der Herrschaft im Ennstal. Als gemeinsames Marschziel wurde Steyr angegeben. Doch die Bürgerschaft der Stadt wollte aus verschiedenen Gründen einer Auseinandersetzung mit dem Landvolk aus dem Wege gehen.9) Die Häuser waren zu versperren, die Bäcker sollten einen Vorrat an Brot backen. Drei- bis vierhundert schlechte Musketenrohre waren sofort auszutauschen. Alle Schiffe seien in die Stadt zu bringen und die Zillen der Lederer und Fischer sicherzustellen. Steine und Ziegel waren in die Häuser zu schaffen. Von den Mauern sollte das darauf gestapelte Holz verschwinden. Die Gassen waren vom Gerümpel zu räumen. Für das ledige Gesinde wurde strenge Überwachung angeordnet. Eine besondere Misere wurde bei der städtischen Artillerie festgestellt. Der Stadtkämmerer Georg Schwindenhammer hatte wohl die Geschütze unter die Tore ziehen lassen, sich um deren Bewachung aber nicht viel gekümmert. Bei den Stadttoren in der Gleinker- und Kirchengasse hatten sich so große Kehrichthaufen angesammelt, daß man vom angehäuften Unrat die Stadtmauer besteigen konnte.10) Nicht alle Bürger waren bereit, die Anordnungen des Rates zu befolgen. Dieser griff aber mit aller Strenge durch. Am 27. November wurde zwei widerstrebenden Bürgern das Bürgerrecht aufgesagt.") Am 26. November 1596 lag ein Kontingent von Bauern vor Schlierbach mit der Absicht, sie wollten nach Steyr und dort alles verbrennen, wenn man ihnen den Burggrafen nicht ausliefere.12) In Steyr hatte der Bürgermeister vom Landeshauptmann den Befehl erhalten, zwanzig bis dreißig Knechte auf Kosten der Stadt in den Dienst zu nehmen. Die numerische Stellung von Wachen durch Bürger wurde verringert, weil sich trotz der Bedrohung durch die Bauern die Weigerungen häuften. Am 1. Dezember 1596 tauchten die Bauern unter der Führung von Georg Tasch vor der Stadt auf. Sie schlugen ihr Lager in Steyrdorf am Tabor „in des Stadlmayrs Holz“ auf. Die Lage der Stadt wurde gefährlicher, als am 2. Dezember aus dem Lande unter der Enns ein Bauernhaufen heranzog, der in der Gegend des Wachtberges lagerte.'3) Am gleichen Tag kamen sechs Abgeordnete der Bauern in die Stadt. Sie verlangten vom „edlen, fürsichtigen, ehrbaren, weisen Herrn Bürgermeister, Richter und Rat der berühmten Stadt Steyr und der gesamten Gmain daselbst“ freien Zugang zur Stadt, freien Aufenthalt darin, Herberge in den Vorstädten und Proviant.14) Bei Nichtbefolgung dieser Forderungen drohten die Bauern Gewalt an, hegten doch diese Rachegefühle gegen die Stadt. Steyr hatte 17

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