Musae (leges) inter armas“86) hatte traurige Wirklichkeit. Menschen, deren Existenz und konfessionelle Freiheit bedroht ist, haben begreiflicherweise für Künste und Wissenschaften kein Interesse. Die Stadtverwaltung und deren Repräsentanten, die bemüht waren Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens zu überbrücken, mußten in solchen Zeiten die kulturellen Aufgaben hintanhalten. Umso höher sind die Werke zu werten, die in dieser wechselvollen Zeit geschaffen worden waren, Neuerungen, die oft spätere Kunstepochen entscheidend beeinflußt haben und die meist die notwendigen Grundlagen dazu schufen. Eine neue Kunstrichtung kündigte sich an, die ihren Höhepunkt um die Mitte des folgenden Jahrhunderts haben sollte. Die Stadt wurde durch die klösterlichen Niederlassungen der Kapuziner, Jesuiten und Zölestinerinnen bereichert und sollte durch die Bautätigkeit besonders der beiden letztgenannten Orden dominante Blickfänge erhalten. „Fast unglaublich erscheint es, daß mitten in dieser furchtbaren Zeit bereits der Vorfrühling des Barocks anbrach.87) Wie schon oftmals in der Geschichte, so auch vor und nach den Jahren der Bauernkriege und des Dreißigjährigen Krieges bewirkte das unverwüstliche Lebensgefühl der Menschen den Aufstieg zu neuen kulturellen Höhepunkten. So sollte es später auch nach den Türkenkriegen, nach den Kämpfen mit den Franzosen usw. wiederum sein. Doch das Rad der Geschichte hat sich noch nicht soweit gedreht. In den Jahren des Bauernkrieges 1626, der religiösen Unfreiheit und des wirtschaftlichen Mißstandes dieser Zeit, war die kulturelle Tätigkeit und das Interesse nach diesen Werten sehr gering, die finanziellen Möglichkeiten nicht gegeben. Eine Angelegenheit soll dafür beispielhaft sein. Acht Jugendliche hatten die Absicht, im Dezember 1626 eine Komödie in der Eisenstadt aufzuführen. Auf ihr Ansuchen um finanzielle Unterstützung mußte ihnen der Stadtrat folgenden Bescheid geben : „Bei jetziger betrübter Zeitbeschaffenheit sind diese Buben von ihrer vorhabenden (beabsichtigten) Komödie (weg) in die Kirchen zum Gebet gewiesen“ worden.88) ') Preuenhueber, S. 218. 2) K. Eder, Glaubensspaltung und Landstände, S. 349. 3) Lindner, Annalen, S. 134 und S. 203. 4) StA, Ignaz Schroff, Regesten, Handschrift, Band VI, S. 350 und S. 397. 5) StA, Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. — Pritz, S. 278. — E. Krobath, VKST. 23/1962, S.45. 6) StA, Fasz. Pfarrkirche 1601 bis 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. — Zetl, S. 113. 7) Dehio, Oberösterreich, S. 327. — Pritz, S. 21. — Schroff, Regesten, Band VI, S. 712. ' 108
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