Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

diese Kunstrichtung mit Thomas Springenstein, Erhard Engelauer, Martin Fronberger, Severin und Hans Kriegsauer, Simon Hauerstein und Michael Schlaher, Christoph Weichselbraun und Matthäus Grandler sowie Hieronymus Keller eine reiche Tradition.51) Der Nadler Peter Heyberger hält noch in den Jahren 1599, 1603 und 1607 mit der Bewilligung des Stadtrates Singschulen ab.52) Der letzte Meistersinger war der Bortenschlager Nikolaus Lindwurm, der von 1616 bis 1627 im Hause Pfarrgasse Nr. 7 nachzuweisen ist, nachdem er im Jahre 1599 das Bürgerrecht in Steyr erworben hatte. Auch Wolfgang Lindner veranstaltete Singschulen.53) Leider ist der Großteil der Lindwurm’schen Dichtungen in den Jahren 1624/25 bei der Konfiszierung unkatholischer Bücher vernichtet worden. Zwischen dem 12. Juni und dem 31. Dezember 1627 hat der Protestant Nikolaus Lindwurm die Eisenstadt verlassen. Er dürfte sich in Kolmar ansässig gemacht haben. Mit ihm verstummt nach fünfundsiebzig Jahren der Meistergesang in Steyr.54) Für die Musik bei privaten Festlichkeiten und offiziellen Anlässen sorgte im Mittelalter die Stadtpfeiferei, später die Stadtkapelle. Die Leitung dieses Musikverbandes kam dem Stadtturnermeister zu.55) Der Turnermeister hatte auch die Feuerwache auf dem Turm der Stadtpfarrkirche zu versehen. Von dieser Tätigkeit läßt sich seine Berufsbezeichnung herleiten. Bis 1528 wohnte er im 1480 erbauten Wachthaus am Tabor und übersiedelte dann in die Turmstube der Stadtpfarrkirche.56) Im Jahre 1589 wurden vom Rat der Stadt Instruktionen für den Turnermeister genehmigt. Diese sind uns leider nicht erhalten geblieben.57) Die Stadtturmerei bestand meistens aus fünf Musikanten, unter Einschluß des Turnermeisters. Die Instrumentierung waren „stille und laute“ Instrumente. Zu den stillen gehörten Geigen, Zwergpfeifen und Flöten, zu den lauten Trommeln, Pauken, Zinken, Trompeten und Posaunen.58) Die Benützung lauter Instrumente war ursprünglich nur den Festen von adeligen Personen Vorbehalten. Die Turner spielten bei Hochzeiten auf, die auch im Rathaus durchgeführt wurden. Im Jahre 1582 wurde seitens des Rates beschlossen, „gemeinen Bürgersleiten den Tanz auf dem Rathaus“ zu verbieten.59) Als Ausdruck der großen sozialen Kluft zwischen den wohlhabenden Kaufleuten und den ärmeren Handwerkern verboten die Ratsherren oft die Verpflichtung der Stadtmusik zu Hochzeiten der Handwerker.60) Der Meister mit seinen „Gesellen“ der Steyrer Stadtmusik war auch oft auswärts tätig.61). Oft wurde die Ausübung der Musik eingeschränkt, so im Advent und in der Fastenzeit und im Jahre 1593 anläßlich der drohenden Türkengefahr.62) 105

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