Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

gelische Schulkirche — die heutige Dominikanerkirche — gesperrt worden.39) Die Prädikanten und die protestantischen Lehrer hatten die Stadt zu verlassen. Unter diesen Exulanten hat sich auch Paul Peuerl befunden. Sein Weiterverbleib, bzw. sein Ableben in Steyr konnte nicht festgestellt werden. In der Eisenstadt sind seine „Newen Padouane“ entstanden, die 1611 bei Abraham Wagenmann in Nürnberg verlegt wurden.40) 1613 veröffentlichte Paul Peuerl den „Weltspiegel“, 1620 zwei Kanzonen und 1625 wiederum bei Wagenmann „Gantz newe Padovane“ 41) Auch als Orgelbauer in Steyr und Oberösterreich ist Paul Peuerl berühmt geworden. In diesem künstlerischen Handwerk hatte er in Steyr qualifizierte Vorgänger. Die 1478 in der Pfarrkirche aufgestellte Orgel des Bayern Hannes Laus fiel dem Brand von 1522 zum Opfer.42) Um 1544 wurde eine neue Orgel durch den kaiserlichen Orgelbauer Jacob errichtet. Dieses Instrument mußte Georg Hacker in den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts mehrmals reparieren.43) Bekanntlich wurde auch 1612/14 in die Dominikanerkirche eine neue Orgel eingebaut. Die Überwachung dieser Arbeiten hatte Paul Peuerl inne. Der bedeutendste Orgelbauer in Steyr war nach Paul Peuerl Ulrich Schreyer. Sein Vetter Georg Hacker vermachte ihm im Testament vom 7. Mai 1612 sein Haus am Berg.44) Träger der Musikpflege der damaligen Zeit waren die Organisten und Kantoren. Der Kantor leitete den Chorgesang meist der Schüler der Lateinschule.45) Den Kantorendienst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versahen Siegmund Hofinger, Wilhelm Klausner und Jakob Obernberger.46) Der Katholik Wolfgang Lindner übernahm 1603 auch den Chor der Stadtpfarrkirche. Seine „Pfarrsänger“ wurden vom Garstener Abt und dem Rat der Stadt Steyr unterstützt.47) Organisten der Zeit waren Johannes Kirchberger (1602 bis 1615), Tobias Fröhlich aus Bruck an der Mur (1615 bis 1617) und der aus Enns stammende Andreas Ott.48) Nach 1627 wirkte über fünfzig Jahre Johann Nikolaus Kirchberger als Organist.49) Die in Steyr aufgeführten Werke waren deutsche Messen, Gesänge des Steyrer Kantors Wilhelm Klausner, Motetten des Tondichters Orlando die Lasso (1532 bis 1594) und Jakob Regnart (um 1540 bis 1599), Kompositionen des Passauer Schulrektors Leonhard Paminger, des Hofmusikers Georg Possius und des Garstener Priesters Sebastian Hartei.50) In die Zeit zwischen den beiden Bauernkriegen fällt auch das Wirken der letzten Vertreter des Meistergesanges in Steyr. Bekanntlich hat 104

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