Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

In der Zeit zwischen den beiden Bauernkriegen entstand mit dem Innerberger Stadel das bedeutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance in Steyr.27) Im Jahre 1590 kam es wegen der Überlassung des Baugrundes zwischen dem Stift Garsten und der Stadt Steyr zu einem Vertrag.28) Erst im Juni des Jahres 1611 wurde von der Steyrer Stadtobrigkeit der Grundstein gelegt.29) Das Gebäude wurde im Jahre 1613 vollendet, über der Jahreszahl 1612 ist am Innerberger Stadel das Wappen der Innerberger Hauptgewerkschaft zu sehen, die am 8. September 1628 das Gebäude der Stadt Steyr abkaufte.30) Die an Gotteshäusern ohnedies reiche Stadt wurde durch den Bau des Klosters und der Kirche der Kapuziner bereichert. Es war auch eine Aktion der Glaubenserneuerung, die Abt Anton II. von Garsten (1614 bis 1642) veranlaßte, die Gründung zu betreiben. Kaiser Matthias erlaubte endgültig dem Kapuzinerorden, hier eine klösterliche Niederlassung zu erbauen.3') Auch der Landeshauptmann von Oberösterreich förderte dieses Beginnen und beauftragte die etwas widerstrebende Stadtobrigkeit, 1616 die Kapuziner zu unterstützen.32) Die ersten Kapuziner kamen um 1615 nach Steyr.33) Zur Errichtung der Gebäude wurde ihnen vor dem Gilgentor ein Grundstück zugewiesen.34) Es wird angenommen, daß der Architekt Andreas Allio der Verfasser der Pläne war. Pater Dominikus überwachte die Bauarbeiten.35) Zu Beginn des Jahres 1618 konnten die Ordensangehörigen in die Gründung einziehen. Noch 1622 waren die Bauarbeiten nicht beendet. Von den Wirren des Bauernkrieges wurde das Kloster verschont, mußte aber Salva Guardia zahlen.36) Der hölzerne Turm des Kapuzinerklosters erhielt am 3. Dezember 1621 als Spende von Nikolaus Praunfalk eine Glocke. 1622 wurde der innere Chor vollendet und am 19. Mai 1626 die gesamte Anlage durch den Weihbischof von Passau geweiht.37) Ein Höhepunkt der Musikgeschichte Steyrs war das Wirken des Organisten und Orgelbauers Paul Peuerl in der Eisenstadt. Mit Hilfe des Steyrer Bürgers Isaak Spanesberger kam Peuerl nach dem September 1609 hierher. Erst am 27. Februar 1614 wird er als Stadtorganist bezeichnet, obwohl er schon vorher in dieser Stellung gewirkt hatte. 1611 wird er in einer seiner musikalischen Veröffentlichungen „bestellter Organist bei der Evangelischen Kirche in Steyr“ genannt.38) Die Quellen aus dem Archiv der Stadt Steyr über diesen Meister, der der Schöpfer der deutschen Variationen-Suite war, sind sehr dürftig. Wie viele seiner Glaubensgenossen kam auch der Protestant Peuerl in den Strom der Gegenreformation. Bekanntlich war 1624 die evan103

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