Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Bekanntlich wurde das aus dem Erz in den Radwerken (Stucköfen) um Innerberg (= Eisenerz) geschmolzene Roheisen in den Hammerwerken zu Stahl und Weicheisen ausgeschmiedet. In der Zeit von 1498 bis 1524 entstanden in St. Gallen, Großreifling, Ascha (Großraming), Laussa, Reichraming und Weißenbach fünfzehn, in Waidhofen drei Hammerwerke, so daß in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts insgesamt in etwa dreißig Hämmern nördlich des Erzberges gearbeitet wurde.6) Da in den Jahren 1559 bis 1563 die Enns für die Schiffahrt eingerichtet wurde, erfolgte der Stahl- und Eisentransport von den Ladstätten nach Steyr größtenteils auf dem Wasser,7 8) weniger benützt wurde seither die Landstraße (Eisenbundesstraße).3) Als um 1570 ein merklicher Niedergang des Innerberger Eisenwesens einsetzte, versuchte Steyr durch verschiedene Maßnahmen, die auch auswärtige Kaufleute zu spüren bekamen,9 10) die Wirtschaftskrise zu überwinden. Da aber alle Bemühungen ergebnislos blieben, drang Erzherzog Karl auf die Abstellung des privaten Stahl- und Eisenhandels der Steyrer Bürger. Eine Körperschaft sollte den Verlag der Hammerwerke übernehmen. Nach längeren Verhandlungen, mehrere einflußreiche Ratsherren verhielten sich ablehnend, kam es zwischen 1581 und 1583 in Steyr zur Gründung der „Eisenkompanie“ oder „Eisenhandelsgesellschaft“,'°) der 73 Bürger, darunter 11 Eisenhändler, aber auch Kaufleute aus dem Reich11) beitraten und Einlagen zeichneten. Die niedrigste Einlagesumme betrug pro Kopf 100 Gulden. Jeder Steyrer Bürger, der diesen Betrag erlegte, war am Eisenhandel der Gesellschaft beteiligt.12) Die Garantie für die Durchführung und Einhaltung der „Compagnieordnung“, die im Herbst 1581 fertiggestellt wurde, hatte Steyr zu übernehmen. Die im Rathause amtierende Eisenkompanie verfügte über eine Schreibstube und eine Buchhalterei.13) Da an der Spitze der Gesellschaft der Magistrat stand, wurden nicht selten Geschäftsangelegenheiten in den Ratssitzungen behandelt.14) 6) H. Pirchegger, Das steirische Eisenwesen bis 1564 ; 1937, S. 66. 7) J. Ofner, Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyrbis Haimbach bei Altenmarkt. Oberösterr. Heimatblätter, Jg. 3, 1949, S. 225-232. 8) E 1593—1595, IV/13/735. 9) Rep. Bd. 5, S. 127. — Bericht aus dem Jahre 1602 über den Niedergang seit30 bis 40 Jahren, E IV/15/55. — Rp. v. 25. 4. 1575, Hs. Bd. 4, S. 566 ff. — über die von Nürnberger Kaufleuten in Steyr errichteten Handelsniederlassungen beschwerten sich die einheimischen Händler. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 75. — 1583 mußten It. Ratsbeschluß die Niederlassungen auswärtiger Kaufleute in Steyr aufgelöst werden. Handelsleute aus Nürnberg durften jährlich nicht mehr zwei Monate lang ihre Lager offen halten, sie mußten sich mit einem Monat begnügen. E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 19, 1959, S. 51. — Rp. v. 5. und 7. 8. 1583, 121 ff. 10) Eine „Eisenhandelsgesellschaft“ bestand in Leoben schon seit dem Jahre 1415. F. Tremel, Beiträge zu einer Handelsgeschichte Leobens in der frühen Neuzeit. Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Jg. LX, 1969, S. 109. ") Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 199. ,2) Hack, Steyr und seine Beziehungen, S. 16. ,3j L. Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft 1625. Archiv für österreichische Geschichte, 1901, Bd. 89, 2. Hälfte, S. 604 — 609. 14) E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 22, 1961, S. 4. 4

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