Die Innerberger Hauptgewerkschaft Da die Eisenkompanie den durch die politischen und konfessionellen Ereignisse bedingten rapiden Niedergang des Innerberger Eisenwesens nicht verhindern konnte, suchte die Regierung demselben durch eine neue Organisation wieder Aufschwung zu verleihen. Rad- und Hammermeister237) sowie die Steyrer Eisenkompanie als Verlagsbetrieb sollten in einer Körperschaft vereinigt werden. Dieser Beschluß kam auch zur Durchführung. Am 20. Oktober 1625 wurde nach kaiserlicher Ratifikation die „Kapitulation über die neu eingerichtete löbliche Hauptgewerkschaft der Stachel- und Eisenhandlung im Lande Steyr und Österreich“ kundgemacht.238) Die „Innerberger Hauptgewerkschaft“ bildete eine Art Erwerbsgenossenschaft auf Gewinn und Verlust.239) Nach Durchführung der politischen Gegenreformation finden wir in bayrischen Städten, vor allem in Regensburg, emigrierte wohlhabende protestantische Eisenhändler aus Steyr.240) Damals verzeichnete die Eisenstadt eine enorme Schuldenlast. Am 7. November 1625 erstatteten Bürgermeister, Richter und Rat dem Kaiser einen ausführlichen Bericht über die schlechte Finanzlage und ersuchten um Gewährung eines Moratoriums, denn allein durch die Aufrechterhaltung des Eisenwesens sei ein Verlust von 180.204 Gulden „eingerunen“. In „eüsserister Nott“ richten sie an den Landesfürsten die Bitte, das Statthalteramt in Linz zu „erinnern, daß auff ain oder deß andern Vnserer Vngedultigen Creditorn Anrueffen, Gemaine Statt vnnd Gsellschafft, sambt vnserer vntergebene Bürgerschaft, deren Haab vnd güetter Inn : vnnd ausser Landts, von wollgedachtem Statt- halterambt, oder anderer Obrigkheitt, mit Grichtlich (en) Klagen vnnd executionen verschont, allerdings Stiilstandt gehalten werde".241) Im Frühjahr 1626 sandte Steyr noch 5568 Zentner Zeug an die Mitglieder der Stahlhandelskompanie,242) in der Folgezeit aber wurden wie früher, wieder nur einzelne Eisenhändler in der Stadt an der Pegnitz beliefert. In den Archivalien aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden wir noch die bekannten Handelsgeschlechter wie Fernberger, Posch, Heiß u. a. verzeichnet.243) Auch im 18. Jahrhundert waren Regensburg und Nürnberg noch immer feste Stützpunkte für den Export des Innerberger Eisens.244) In der Zeit von 1721 7Sf] 19 Radwerke in Eisenerz, 18 Hämmer in der Steiermark, 24 Hämmer in Oberösterreich und 2 Hammerwerke in Niederösterreich. F. Tremel, Die Geschichte des Bergbaues in der Steiermark. Sonderdruck aus : Die Steiermark, 2. Auflage. 1971, S 883. 238) Pantz, Innerberger Hauptgewerkschaft, S. 22. 239j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 200. — J. Ofner, Die Eisenstadt Steyr, 1956, S. 71. 240j C. Doppler, Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum. Phil. Diss., Wien, 1968, Maschinschrift, S. 165, 168, 198 — 200. — F. Innerberger Hauptgewerkschaft 1626 — 1627, IV/24/23. 241) E IV/23/1665. — Laut Libei i vom 10. 9. 1628 schuldete die Eisenhandelsgesellschaft oberländischen Kaufleuten noch namhafte Beträge, so der Nürnberger Stahlhandlungsgesellschaft 16.000 Gulden. F. Innerberger Hauptgewerkschaft 1627 — 1628, K. IV, Lade 24, Nr. 80. 242) Vangerow, Linz und der Donauhandel 1627. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1964 (1965), S. 70. 243) Rp. 1662, 165. 244) K. Kaser, Eisenverarbeitung und Eisenhandel, 1932, S. 144 ; Beiträge zur Geschichte des österreichischen Eisenwesens. Abt. II, Heft 1, 1932. 26
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