Am 13. August berichtete sie u. a. dem Eisenobmann, daß sie Diener nicht die verlangte Stahlmenge liefern könne, weil sie die „Eisen- städt“ 206) Wels, Linz, Enns und Freistadt „vor allen Ausländern“ mit Stahl und Eisen zu versehen habe, die österreichischen und steirischen Hammermeister von Jänner bis Juli nur 37.270 Zentner Eisen und Stahl geliefert hätten, während es in früheren Zeiten 60 bis 70.000 Zentner waren, die Enns weniger Wasser führe, die Produktion der Radwerke gering sei, es an Pferden mangle und daher auch die vertragsmäßig zu beliefernden alten Handelsleute in den Städten Augsburg, Nürnberg, Ulm, Regensburg, und Passau nicht bedient werden könnten. Zu Anfang des Jahres 1602 richteten einige Nürnberger Kaufleute207) eine Beschwerdeschrift an Erzherzog Matthias, weil sie und die Handwerker durch den enormen Stahl- und Eisenbezug Dieners unzureichend beliefert würden, „inmassen dann die Plattner nichts dann Eisenplech, die Feuerschloßmacher den Stahel nicht denn Zu Feur Redtlein vnd Federn, die Spiesmacher mehr Stahl nicht dann ain wenig Zu den Spizen, die Rohrschmidt aber auch nur Eisen allein gebrauchen vnd also gar leichtlich Zu belegen vnd Zu berechnen, das Zu Zwanzigtausend gülden Rüstung ehr (Diener) vber Zechen Zentner Stahl nit gebraucht, daraus vnbeschwer abzunemen, Zu was Suppli- cant ain solche vnmessige anzall Stahels suecht vnd begert“. Bei seinen Bestellungen berief sich Diener stets auf seine Waffen- und Rüstungslieferungen für die kaiserliche Armee. Immer maßloser wurden seine Stahlforderungen. Am 23. April ersuchte er die Niederösterreichischen Räte, ihm „zur Aufbringung und Machung angefrimb- der und allerlei Rüstungen aus dem Eisenzeug vnd Stahel“ den vierten Teil des monatlich in das Reich gelieferten Stahlquantums oder 4000 Zentner Stahlsorten, Rüst- und Harnischblech zukommen zu lassen. Im Sommer dieses Jahres benötigte der Regimentsinhaber Georg Andre von Hofkirchen Rüstungen und Wehren für seine Soldaten. Er ersuchte deshalb Erzherzog Matthias, der Eisenkompanie die Ausfol- gung von 4000 Zentner Stahl an Michael Diener zu befehlen, damit dieser die Waffen anfertigen könne. Da aber Steyr auch diesmal nur 200 Zentner liefern konnte, ersuchte Diener im Oktober den Eisenobmann, die Eisenhandelsgesellschaft zur Aufbringung der restlichen Stahlmenge zu verhalten.208) Am 22. März 1603 erlaubte Kaiser Rudolf II. dem Waffenlieferanten, 1000 Zentner Stahl nach Nürnberg zu bringen. Er ließ einen Paßbrief ausstellen und verlangte die Zahlung der Mautgebühren. Der Stahlexport „außer des Heiligen Römischen Reichs“ wurde Diener untersagt. In diesem Jahre beschwerte sich Diener bei dem kaiserlichen Pfennigmeister Geizkofler in Wien, weil er trotz Kontrakt und Barzahlung 206) „Eisenstädt“ = Legstädte. 207) Hans Pasch, Paul Fahrenberger, Philipp Probst, Georg Heuß, Eberhard Wagner und Hans Legrand. — Diener und auch Wagner hielten sich im März 1602 In Steyr auf. Rp. 1602, 72. 208) E IV/12/664. 20
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