Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

dar.68} In einem Kontrakt vom 2. Juli 1601 zwischen dem Eisenobmann und Eisenkompanie wurde Weiß, Rat des Erzherzogs Matthias und Burgvogt zu Wels, das Recht zugesprochen, „vor andern“ Scharsach- stahi in das Reich zu verhandeln, und zwar ein Drittel des nach Deutschland zu liefernden Stahls, doch mußten zuvor stets die Nieder- lagstädte der Steyrer (Wien, Krems, Stein a. d. Donau, Freistadt, Linz, Wels und Enns) sowie die Werkstätten der Feuerarbeiter in Steyr mit Stahl und Eisen versehen sein.69) Einige Jahre später bewarb sich in Wien um dieses Privileg der Nürnberger Eisenhändler Michael Diener. Doch Erzherzog Matthias teilte am 30. Jänner 1604 Kaiser Rudolf mit, daß es nicht angezeigt sei, Diener den Stahlhandel zu verleihen, sondern ihn weiterhin Weiß zu überlassen, doch muß er sich zu Waffenlieferungen verpflichten.70) Weiß, der schon 1582 in den Adelsstand erhoben worden war, kaufte 1604 die Herrschaft Würting und 1614 Niederwallsee. Seine Tochter Felizitas heiratete den Sohn des einflußreichen Pfennigmeister des Heiligen Römischen Reiches Zacharias Geizkofler von Haunsheim.71) Zu Anfang des 17. Jahrhunderts gewährte Weiß der Eisenhandelsgesellschaft ein Darlehen im Betrage von 70.000 Gulden.72) Den Vorwurf, Stahl nach Venedig und England geliefert zu haben, wodurch er in die Hände der Türken gelangt wäre, wies Weiß energisch zurück.73) Nicht jeder Hammergewerke produzierte einwandfreie Stahlsorten, was natürlich von den Käufern in den meisten Fällen beanstandet wurde.74) Am 12. 5. 1622 beklagten sich z. B. die Nürnberger Stahlhändler über „zerbrochenes Harnischblech“, das die Plattner nicht verarbeiten könnten.75) Eine Quelle zahlreicher Mißhelligkeiten war die verspätete, unvollständige oder abgelehnte Belieferung der Händler durch die Eisenkompanie. Durch verschiedene Umstände konnte Steyr oft mit dem besten Willen seinen Lieferverpflichtungen nicht nachkommen.76) Oberländische Handelsleute mußten, wenn sie erstmals Stahl bestellten, manchmal länger auf die Sendung warten, auch dann, wenn sie hiefür bereits eine namhafte Geldsumme erlegt hatten und angesehene Persönlichkeiten die Bestellung bei der Eisenhandelsgesellschaft be68) Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 172. A9) E 1600 — 1603, IV/15/13. 70) E 1603 — 1604, IV/16/166. — Lt. Befehl der Nö. Kammerräte vom 19. 4. 1604 hatte er die Zeughäuser des Kaisers mit Rüstungen zu versehen. Hofkammerarchiv Wien, Nö.Herrschaftsakten S 114/S. 7') H. Eberstaller, Mitteilungen zur Geschichte der Burgvogtei Wels in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 9. Jahrbuch des Musealvereines Wels 1962/63, S. 150. H. Hageneder, Obderennsische Lebensbilder des 16. Jahrhunderts — Christoph Weiß und Johann Maximilian Lamberg. Kulturzeitschrift „Oberösierreich“, 18. Jg., Heft 2, 1968/69, S. 58. — Z. Geizkofler (1560 — 1617) war „eine Persönlichkeit mit tiefgreifender Erfahrung und unabdingbarer Redlichkeit“. G. Probszt, Die Linzer Jahrmärkte im Spiegel der Reichs-Münzgesetzgebung. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1965 (1966), S. 74, 82. 72) Vangerow, Linz und Donauhandel 1627, S. 67. 73j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 172. 74) Die Regensburger und Nürnberger Handelsleute schenkten den Handwerksmarken („Zeichen“) große Beachtung. Zu den „guten Zeichen“ zählten : Baum, Kleeblatt, Hellebarde, Säbel und Hand. E 1617 — 1618, IV/20/1270. 75) E 1620 — 1622. IV/21/1468. 76) Im ereignisreichen Jahr 1624 fehlten für die zwei Linzer Jahrmärkte 12000 Zentner. E 1625, IV/23/1678. 10

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