Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Heft 32 Februar 1975 Gründungsjahr 1948 Veröffentlichungen des jCulturamtes der Stadt Steyr Schriftleitung : Dr. Volker Lutz Dr. Josef Ofner f: Zur Geschichte des Stahlhandels der Steyrer Eisenkompanie nach Regensburg und Nürnberg Dr. Volker Lutz: Das Bummerlhaus (1. Teil) Die Besitzer Pandorfer, Prandstetter, Händl und Frizler.

Alle Rechte Vorbehalten Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Steyr Eigentümer, Herausgeber und Verlag : Stadtgemeinde Steyr Für den Inhalt verantwortlich : Dr. Volker Lutz Prietzel-Druck Steyr

Zur Geschichte des Stahlhandels der Steyrer Eisenkompanie nach Regensburg und Nürnberg Von Dr. Josef Ofner f Die „Eisenhandelsgesellschaft" An der Spitze jener Länder, in die von Steyr Stahl und Eisen ausgeführt wurden, standen die deutschen Länder.1) Der Stahlexport der Eisenstadt in den süddeutschen Raum blühte schon im Mittelalter.2) Bereits das große Privilegium, das Herzog Albrecht I. im Jahre 1287 der Stadt verlieh, enthält Mautbegünstigungen für Warenlieferungen nach Regensburg. Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts kamen immer häufiger Oberländer3) nach Österreich. Sie fanden sich auch in Steyr ein und standen in Verbindung mit den Eisengewerken im Enns- und Gaflenztai. Noch heute erinnert an diese Beziehungen die dem Nürnberger Heiligen Sebald geweihte Kirche auf dem Heiiigenstein bei Gaflenz4) und in Steyr eine von dem Nürnberger Handelsherren Kunz Horn 1489 gestiftete Reliefplatte. Sie zeigt im oberen Teil Christus am Kreuz, im unteren eine Darstellung der „Gregoriusmesse“.5) Hinweise und Abkürzungen : Alle in dieser Arbeit zitierten Quellen, deren Archivzugehörigkeit nicht angegeben ist, befinden sich im Stadtarchiv Steyr. E = Archivalien der Eisenkompanie (= Eisenhandelsgesellschaft). Römische Ziffer = Nr. des Kastens im Stadtarchiv. Erste arabische Ziffer = Nr. der Kastenlade. Zweite arabische Ziffer = Signatur des Aktenstückes. Rp. = Ratsprotokoll (Stadtarchiv Steyr). K. = Kasten, L. = Lade, F. Faszikel. VKSt. = Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. ) I. Hack, Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen. VKSt., März 1953, S. 34. 2) K. Oberleitner, Die Stadt Enns im Mittelalter, 1860, S. 62 ff. — F. Tremel, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs, 1969, S. 89. 3) Handelsleute der Reichsstädte Süddeutschlands. A. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 1952, S. 168. 4) G. Grüll, Sankt Sebald am Heiligenstein, 1966, S. 8. 5) Heute befindet sich die Reliefplatte, die zu den besten spätgotischen Steinbildhauerarbeiten Steyrs gehört, an der Gartenstützmauer des Hauses Sierningerstraße Nr. 126. A. Bodingbauer, Zwei Darstellungen der eucharistischen Kunst in Steyr. VKSt., Heft 22, 1961, S. 45 f. 3

Bekanntlich wurde das aus dem Erz in den Radwerken (Stucköfen) um Innerberg (= Eisenerz) geschmolzene Roheisen in den Hammerwerken zu Stahl und Weicheisen ausgeschmiedet. In der Zeit von 1498 bis 1524 entstanden in St. Gallen, Großreifling, Ascha (Großraming), Laussa, Reichraming und Weißenbach fünfzehn, in Waidhofen drei Hammerwerke, so daß in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts insgesamt in etwa dreißig Hämmern nördlich des Erzberges gearbeitet wurde.6) Da in den Jahren 1559 bis 1563 die Enns für die Schiffahrt eingerichtet wurde, erfolgte der Stahl- und Eisentransport von den Ladstätten nach Steyr größtenteils auf dem Wasser,7 8) weniger benützt wurde seither die Landstraße (Eisenbundesstraße).3) Als um 1570 ein merklicher Niedergang des Innerberger Eisenwesens einsetzte, versuchte Steyr durch verschiedene Maßnahmen, die auch auswärtige Kaufleute zu spüren bekamen,9 10) die Wirtschaftskrise zu überwinden. Da aber alle Bemühungen ergebnislos blieben, drang Erzherzog Karl auf die Abstellung des privaten Stahl- und Eisenhandels der Steyrer Bürger. Eine Körperschaft sollte den Verlag der Hammerwerke übernehmen. Nach längeren Verhandlungen, mehrere einflußreiche Ratsherren verhielten sich ablehnend, kam es zwischen 1581 und 1583 in Steyr zur Gründung der „Eisenkompanie“ oder „Eisenhandelsgesellschaft“,'°) der 73 Bürger, darunter 11 Eisenhändler, aber auch Kaufleute aus dem Reich11) beitraten und Einlagen zeichneten. Die niedrigste Einlagesumme betrug pro Kopf 100 Gulden. Jeder Steyrer Bürger, der diesen Betrag erlegte, war am Eisenhandel der Gesellschaft beteiligt.12) Die Garantie für die Durchführung und Einhaltung der „Compagnieordnung“, die im Herbst 1581 fertiggestellt wurde, hatte Steyr zu übernehmen. Die im Rathause amtierende Eisenkompanie verfügte über eine Schreibstube und eine Buchhalterei.13) Da an der Spitze der Gesellschaft der Magistrat stand, wurden nicht selten Geschäftsangelegenheiten in den Ratssitzungen behandelt.14) 6) H. Pirchegger, Das steirische Eisenwesen bis 1564 ; 1937, S. 66. 7) J. Ofner, Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyrbis Haimbach bei Altenmarkt. Oberösterr. Heimatblätter, Jg. 3, 1949, S. 225-232. 8) E 1593—1595, IV/13/735. 9) Rep. Bd. 5, S. 127. — Bericht aus dem Jahre 1602 über den Niedergang seit30 bis 40 Jahren, E IV/15/55. — Rp. v. 25. 4. 1575, Hs. Bd. 4, S. 566 ff. — über die von Nürnberger Kaufleuten in Steyr errichteten Handelsniederlassungen beschwerten sich die einheimischen Händler. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 75. — 1583 mußten It. Ratsbeschluß die Niederlassungen auswärtiger Kaufleute in Steyr aufgelöst werden. Handelsleute aus Nürnberg durften jährlich nicht mehr zwei Monate lang ihre Lager offen halten, sie mußten sich mit einem Monat begnügen. E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 19, 1959, S. 51. — Rp. v. 5. und 7. 8. 1583, 121 ff. 10) Eine „Eisenhandelsgesellschaft“ bestand in Leoben schon seit dem Jahre 1415. F. Tremel, Beiträge zu einer Handelsgeschichte Leobens in der frühen Neuzeit. Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Jg. LX, 1969, S. 109. ") Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 199. ,2) Hack, Steyr und seine Beziehungen, S. 16. ,3j L. Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft 1625. Archiv für österreichische Geschichte, 1901, Bd. 89, 2. Hälfte, S. 604 — 609. 14) E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 22, 1961, S. 4. 4

Das Siegel der Kompanie, der 1598 das Haus Stadtplatz Nr. 15 gehörte, zeigte das Stadtwappen ohne Bindenschild. Die Umschrift lautete: „Eisenhandelsgesellschaft Sigil“.15) Schleppend entfaltete die Eisenkompanie ihre Tätigkeit. Das Betriebskapital konnte nur mühsam aufgebracht werden. Im Juni 1583 war Steyr gezwungen, zur „Erhaltung der Compania“ auch in Wien durch den Stadtschreiber drei- oder viertausend Gulden „erhandeln“ zu lassen.16) In den Akten der Eisenhandelsgesellschaft wird daher die „Antrettung der Compagnie“ erst mit 1. August 1585 angegeben.17) Da also ihre finanzielle Lage nicht rosig war, nahm sie willig stets Darlehen entgegen und verzinste sie mit vier bis sechs Prozent. Die Rückerstattung des Kapitals erfolgte manchmal durch Lieferung von Eisenzeug.18) Alle Zweige des ober- und niederösterreichischen Eisenwesens überwachte als landesfürstliche Aufsichtsbehörde die 1584 in Steyr errichtete Eisenobmannschaft.19) Der erste Eisenobmann war der Landschreiber von Oberösterreich Johann Christoph Strutz (Struz) auf Hayding und Etzlsdorff (1584 — 1606).20) Nach ihm versah dieses Amt bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft Georg Adler (1607 —- 1620), Hans Kerzenmandl von Pranntenberg (1621 — 1624) und Johann Christoph Ackermann (1625 — 1637) ,21) Dem Eisenobmann waren von der Eisenhandelsgesellschaft monatlich die nach Steyr gebrachten Eisen- und Stahlquantitäten zu melden. Auch war anzugeben, wohin die Materialien geliefert wurden, besonders genaue Angaben verlangte er über den in das Reich exportierten „Zeug“.22) Der von Steyrer Kaufleuten betriebene Messerversand nach Deutschland unterstand nicht der Eisenhandelsgesellschaft.23) Der Stahl- und Eisenbezug Die Kompanie bezog Stahl und Eisen aus den von ihr verlegten Hammerwerken. Um 1600 beschäftgte ein Gewerke gewöhnlich zehn Hammerarbeiter und für einschlägige Arbeiten (z. B. Beschaffung von Holz und Kohle) noch etwa dreißig Personen. Zur Bewältigung der Fuhrdienste hielt er meist zehn bis zwölf Pferde.24) ,5) E 1585—1586, IV/10/428. — Hack, Steyr u. seine Beziehungen, S. 53. >6) Rp. v. 10. 6. 1583, S. 75. ,7) E IV/10/447. ,8j Bittner, Eisenwaren, S. 604 — 609. 19j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 118. 20) Bittner, Eisenwesen, S. 611. 2,j A. v. Pantz, Die Innerberger Hauptgewerkschaft. 1625 — 1783. Forschung zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark. Bd. VI, 2. Heft, 1906, S. 171 f., Anhang VII. 22) E 1605 — 1606, IV/17/288 : .Herrn Eisenobmanns Memorial vnd Anmanung An die Eisen Compagnie zu Steyr“ v. 7. 5. 1605. — E 1600 — 1603, IV/15/49. 23) Um 1597/98 z. B. lieferten Messer nach Nürnberg : Georg Hörmann, Melchior Cramer, Barbara Lichtnperger, Spizls Witwe, Sebastian Wernberger, Hieronymus Khöll, Jakob Puz, Wolf Schopper, Hanns Mezger. Steuerbücher 1597 u. 1598. 24) A. v. Pantz, Beiträge zur' Geschichte der Innerberger Hauptgewerkschaft, 1903, S. 14. 5

In den Jahren 1595 bis 1605 lieferten die steirischen und österreichischen Hammermeister nachstehende Mengen „Eisenzeug“ nach Steyr : Jahr Stahlsorten Eisensorten Zusammen 1595 49029 q 41504 q 90533 q 1596 56112 „ 45598 „ 102010 „ 1597 48388 „ 41271 „ 89659 „ 1598 37063 „ 32529 „ 69592 „ 1599 34761 „ 30244 „ 65005 „ 1600 40604 „ 36040 „ 76644 „ 1601 34469 „ 31217 „ 65686 „ 1602 42302 „ 34315 „ 76617 „ 1603 42662 „ 34730 „ 77392 „ 1604 44517 „ 34931 „ 79448 „ 1605 37404 „ 27706 „ 65110 „ Die Hammermeister erzeugten Gemeinen Zainten-Hackenstahl, Zain- tenfrimb-Vordern Hackenstahl, Kern- und Mockstahl und Scharsach- stahl.25) Die begehrteste Sorte war der Scharsachstahl. Er weist die höchste Produktionsziffer auf, nämlich in elf Jahren 307.120 Zentner.26) Gegen Ende des 16. Jahrhunderts zeigte sich ein Rückgang der Stahlproduktion. Schon um 1586 berichtete Steyr an den Eisenobmann Strutz, daß sich in den Städten der Handel „im Abnehmen“ befinde.27) Arbeiteraufstände,28) die politische Gegenreformation, die in der Oberpfalz und in Sachsen eröffneten Eisenbergwerke,29) Seuchen, Hochwasser und Teuerung beeinträchtigten überaus schwer die steirisch-oberösterreichische Eisenindustrie.30) Bedingt durch die konfessionellen Wirren wurden durch die Abwanderung protestantischer Gewerken um 1600 in der Steiermark elf Hammerwerke stillgelegt.31) Nach einem Ausweis aus dem Jahre 1612 sank die Stahl- und Eisenerzeugung unter 65.000 Zentner. In diesem Jahre lieferten die steirischen Hammermeister nach Steyr 16.127 q Stahl und 11.763 q Eisen, die österreichischen Hammermeister 14.899 Zentner Stahl und 15.561 q 97 Pfund Eisen, zusammen 58.350 q 97 Pfund.32) Während in dieser unsicheren Zeit der eine oder andere Geldgeber sein Kapital aus der Kompanie zurückzog, stellten ihr Privatpersonen und Handelsleute, vornehmlich aus dem Reich, hohe Geldbeträge zur 25) Die Bezeichnung „Scharsach" dürfte mit dem ahd. „Sax“ = Messer Zusammenhängen. Hack, Steyr und seine Beziehungen, S. 51. 26) E 1605 — 1606, IV/17/289. 27) E IV/11/467. 28) So z. B. kam es 1591 zu Arbeiteraufständen in den Hammerwerken. Repertorium, Bd. 5, S. 102 (IV/12/644, verschollen). 29) Tremel, Wirtschaftsgeschichte, S. 255. 30) H. Pirchegger in : E. Stepan, Der Steirische Erzberg und seine Umgebung, 1924, S. 83. 31) E 1600 — 1603, IV/15/1. 32) B 1611 — 1613, IV/18/847. 6

Verfügung.33) Aber trotz aller Geldhilfen geriet durch die Zeitverhältnisse die Eisenhandelsgesellschaft mit dem Verlag in Rückstand, 1605 z. B. betrug er schon 100.000 Gulden.34) In Steyr prüften zwei Eisenbeschauer die Güte der Stahl- und Eisensorten, wofür eine Beschaugebühr an die Eisenobmannschaft zu entrichten war.35) Von jedem Zentner Stahl hatte die Eisenkompanie 6 Kreuzer über den Eisenobmann an den Kaiser36) und 12 Kreuzer Aufschlag bei der Maut in Linz zu bezahlen.37) Das 6 Kreuzer-Gefälle ergab für die Jahre 1604, 1605 und 1606 den Betrag von 5157 Gulden 6 Schilling 12 Pfennig.38) Die enorme Teuerung in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts wirkte sich auch auf die Stahlpreise aus. Im Jahre 1612 kaufte die Eisenhandelsgesellschaft den Zentner Scharsachstahl von den Hammermeistern um 27 Schilling 22 1/2 Pfennig, ins Reich wurde er um 46 Schilling verkauft ; 1621 kostete ein Zentner im Einkauf 32 Schilling 13 Pfennig, nach Deutschland ging er um 80 Schilling.39) Am 17. April 1625 wies die Kompanie auf die Notwendigkeit hin, den Zentner Stahl mt 8 Gulden berechnen zu müssen.40) Die Legstadt Linz Der Stahl- und Eisenexport der Stadt Steyr vollzog sich im Lande ob der Enns über die „Legstädte“ Linz, Wels und Freistadt. Für die Ausfuhr ins Reich kam nur Linz in Frage.41) Seit altersher fanden sich hier zum Oster- und zum Bartholomäimarkt oberdeutsche Kaufleute ein, um Geschäftsabschlüsse und Abrechnungen durchzuführen42) Zum Ostermarkt 1622 kamen z. B. von der „Steyrischen Stahelhandlung“ in Nürnberg zehn Mitglieder in die oberösterrei33) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 20, S. 52. — 1615 erlegte z. B. K. Gichtei aus Regensburg 2000 fl., E. Wagner aus Nürnberg 5205 fl. E IV/19/1063 : „Verzaichnus Was die Eisengeseilschafft von denen Handelsleüten gegen Versprochenen Stahl and geld empangen habe“. Später, 1623, überließ Adam Graf Herberstorff der Kompanie ein Darlehen von 6000 fl. zu 6 %. E.1623 — 1625, IV/22/1594. 34) Bittner, Eisenwesen, S. 615 f. 35) Bittner, Eisenwaren, S. 612. — Das „Bschau- und Camergefäll“ betrug 4 Pfennig. E 1603 — 1604, IV/16/126. 36) „Mit dem Scharsach Stahel, so Vbersich inß Röm. Reich ausser Lanndß von jedem Zentner 6 kr. an den Kaiser zu bezahlen“. Hofkammerarchiv Wien, Nö. Herrschaftsakten, F. S 114/S. — Die „Neue Eysen satz Ordnung“ aus dem Jahre 1615 enthält folgende Bestimmung : „. . . so solle von iedem Centen Stachel, so in das Reich nach der Thonaw Vber sich verhandelt wird, sechs kreuzer Zu vnserer Eysen Obmannschafft von der Eysen Kompagnia Zu Steyr geraicht, die mögen wider von der Abkauffern erfordert, vnnd solch gefell soll von Vnserer Eysen Obmannschafft Jährlich auff Vnser Nieder 0. Karner ordentlich Verrait, vnnd auff die obgehörten außgaben, Vnns wie die sonder beraht schlagt Kasten Ordnung in sich heit, verwendet, Vnnd damit gehandlt vnnd gewandlt werden“. Oberösterr. Landesarchiv Linz, Eisenobmannschaftsarchiv, Hs. 3 : Eisen-Ordnungen 1574 — 1616. 37) E 1603 — 1604, IV/16/166. 38) E 1607 — 1608, IV/17/444. 39) E 1625, IV/23/1676 : „Tariffa Büchl yber Stahl und Eisenzeug bey der Eisen Comp zu Steyr von A 1612 bis A 1625“. 40) E 1625, IV/23/1678. — C. Doppler, Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum. Phil. Dissertation, Wien, Maschinschrlft, 1968, S. 83 ff. Diese Arbeit bringt auch eine wertvolle Übersicht über die Preisentwicklung auf dem Lebensmittelsektor in Steyr, und zwar für die Zeit von 1602 bis 1625. 41) H. H. Vangerow, Linz und der Donauhandel des Jahres 1627. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1964 (1965), S. 66. 42) W. Rausch, Handel an der Donau. I. Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, 1969. — E 1603 — 1604, IV/16/218. 7

chische Landeshauptstadt und tätigten auch für „alle abwesigen Mitverwandten“ die Geschäfte.43) Wurde Nürnberger Kaufleuten zu den Linzer Märkten nur wenige Zentner oder gar kein Stahl ausgefolgt, blieben sie den Märkten fern. „Es möcht vns wid(er) gehen wie vorige Märckh“, schrieben sie am 25. Mai 1624 nach Steyr, „do wir mit vffwendung nit geringen Vncosten vergeblich hinab gereiset, vnnd Zusehen müßen, das man and(eren) Stahl abgeben, vnß aber Hindann gesetzt hatt“.44) Beide Linzer Jahrmärkte waren durch Jahrhunderte feststehende Termine für Barzahlungen.45) Gelegentlich ließ die Eisenhandelsgesellschaft Geldbeträge durch Handelsleute überweisen. Im September 1608 z. B. ersuchte die Kompanie den Regensburger Handelsmann Georg Timpfl, für bezogenen Stahl 500 Gulden gegen Bestätigung an Veronika Haller in Regensburg auszufolgen und den „Schein an Bargeld statt“ zu schicken.46) Nürnberger Stahlhändler sandten 1622 „Barschaft“ in einem „Stock- feßlein“, das wieder in einem Fäßl eingeschlossen war, über Regensburg nach Steyr.47) Zahlungen erfolgten ab und zu auch mit einem Wechsel. 1612 bezahlte der Nürnberger Kaufmann Michael Diener die Steyrer mit einem auf 3450 Gulden lautenden Wechsel, der in Linz hinterlegt wurde.48) In der Donaustadt konnte die Kompanie Stahl und Eisen bis zum Versand in einem Lagerraum aufbewahren. Sie hatte hiefür jährlich einen „Stadt Zins“ in der Höhe von 15 Gulden zu erlegen.49) Das Ab- und Aufladen des Eisenzeugs besorgten in Steyr und in Linz die Faßzieher. 1595 erhielten sie für fünf Zentner vier Pfennig.50) Wie oben gesagt, mußten die für den Versand bestimmten Waren vermautet werden (Donaumaut). Das Linzer Mautamt war eine landesfürstliche Schiffahrtsbehörde.51) Bis 1604 hatte die Mautordnung aus dem Jahre 1523 Geltung. Die neue Ordnung trat am 1. Oktober 1604 in Kraft. Auf Grund dieser Vorschrift waren auch für Stahl und Eisen höhere Gebühren einzuheben.52) Der Mautner hatte auch die aus der Schiffahrt sich ergebenden Streitigkeiten der Schiffleute und anderer Personen zu schlichten.53) «) E 1622 — 1623, IV/22/1558. ") E IV/23/1678. 45) Auch der Kremser Jakobi-Markt war manchmal ein Zahlungstermin. E 1608 — 1611, IV/18/607. 46) E 1608 — 1611. IV/18/618. 47) „Ein Veßl mit N°A mit hiesiger Stahlhandlung Zaichen singnirt, darinnen ein Stockhfeßlein mit Barrschafft für E. E. gehörig, in Gottes Namen nacher Regensburg gesanndt worden“. E 1620 — 1622, IV/21/1468. 48) E 1611 — 1613, IV/18/854. 49) E 1603 — 1604, IV/16/218. 50) E 1593 — 1595. IV/13/735. — Ein „Stahel Väßl“ wog 4 Zentner. E IV/23/1676. 51) Tremel, Wirtschaftsgeschichte, S. 216. 52j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 139. — Tremel, Wirtschaftsgeschichte, S. 249. — H. H. Vangerow, Linz und der Donauhandel des Jahres 1627. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1962. Linz 1963, S. 229. 53) E. Neweklowsky, Die Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau, Bd. 2, 1954, S. 158. 8

Im Jahre 1604 hatte es den Anschein, als ob Linz den Stahl- und Eisenhandel in das Reich an sich ziehen möchte. Die Eisenhandelsgesellschaft richtete daher am 12. April ein Protestschreiben an den Kaiser und an den Erzherzog.54) Der Stahlexport Nach der Eisensatzordnung vom 15. Jänner 1602 durfte die Eisenhandelsgesellschaft nur dann Scharsachstahl in das Reich liefern, wenn damit die Eisenindustrie in Ober- und Niederösterreich versorgt war. Den Steyrern bewilligte der Kaiser auf jeden Zentner Eisen und Stahl eine „8 Pfennig Hülf Staigerung“ ,55) Der Scharsachstahlexport nach Deutschland betrug in den Jahren 1595 ................ 19.480,5 q, 1600 ................. 14.021 q,56) 1602 ................ 16.782 q 57 58) 1604 ................. 17.575 „ 5S) 1608 zum Ostermarkt 3916 q59 60 61 ) 1612 ................ 12 229 „6Ü) Zu den Ausfuhrgütern gehörte auch das Harnischblech. Im Jahre 1624 vermittelte Adam Graf zu Herberstorff die Lieferung von 60 Purt6') Harnischblech an Herzog Maximilian von Bayern. Da dem Statthalter der Preis von 10 Reichstalern pro Purt zu hoch war, verlangte er von den Lieferanten, daß sie mit dem Preis „etwas herab ruckhen“ möchten.62) Im Durchschnitt wurde ungefähr ein Drittel der von den Hammerwerken bezogenen Stahlmenge jährlich nach Bayern geliefert. Von diesem Drittel entfiel auf Regensburg etwa ein Fünftel, auf Nürnberg beiläufig die Hälfte.63) Unbeträchtliche Stahlquanten gingen nach Passau, Deggendorf, Straubing, Augsburg, Ulm,64) Vilshofen, Ingolstadt, Dinkelsbühl, Nördlingen, Kempten und Lindau.65) 1603 begehrte der Kurfürst von Köln eine jährliche Stahlzuweisung von 50 bis 60 Zentner,66) 1623 bestellte die Münchner „Eisenhandler Zunft“ in Steyr Stahl und Eisen.67) Einen Sonderfail im Stahlexport der Steyrer stellt der Stahlhandel des Welser Großkaufmannes Christoph Weiß (1549 — 1617) 54) Hofkammerarchiv Wien, NO. Herrschaftsakten, F. S 114/S. 55) E 1600 — 1603, IV/15/58. 56j Bittner, Eisenwesen, S. 583. 57) E 1600 — 1603, IV/15/46. 58j Bittner, Eisenwesen. S. 583. 59) E 1607 — 1608, IV/17/565. 60) E 1611 — 1613, IV/18/847. 61) 1 Purt (Puerd oder Puschen) wog It. Eisenordnung Kaiser Ferdinands I. vom Jahre 1560 125 Pfund. Hack, Beziehungen, S. 54. 62) E 1623 — 1625, IV/22/1640. 63) Genaue Berechnungen lassen das lückenhafte Quellenmaterial nicht zu. 64) Zu Ostern 1608 wurden geliefert nach Passau 231 q, Deggendorf 33 q, Straubing 22 q, Augsburg 166 q, Ulm 284 q und Ingolstadt 10 q. E 1607 — 1608, IV/17/565. 65) E IV/12/663 ; IV'"/838 ; IV/22/1557. E IV/15/85. 67) E IV/22/1597. 9

dar.68} In einem Kontrakt vom 2. Juli 1601 zwischen dem Eisenobmann und Eisenkompanie wurde Weiß, Rat des Erzherzogs Matthias und Burgvogt zu Wels, das Recht zugesprochen, „vor andern“ Scharsach- stahi in das Reich zu verhandeln, und zwar ein Drittel des nach Deutschland zu liefernden Stahls, doch mußten zuvor stets die Nieder- lagstädte der Steyrer (Wien, Krems, Stein a. d. Donau, Freistadt, Linz, Wels und Enns) sowie die Werkstätten der Feuerarbeiter in Steyr mit Stahl und Eisen versehen sein.69) Einige Jahre später bewarb sich in Wien um dieses Privileg der Nürnberger Eisenhändler Michael Diener. Doch Erzherzog Matthias teilte am 30. Jänner 1604 Kaiser Rudolf mit, daß es nicht angezeigt sei, Diener den Stahlhandel zu verleihen, sondern ihn weiterhin Weiß zu überlassen, doch muß er sich zu Waffenlieferungen verpflichten.70) Weiß, der schon 1582 in den Adelsstand erhoben worden war, kaufte 1604 die Herrschaft Würting und 1614 Niederwallsee. Seine Tochter Felizitas heiratete den Sohn des einflußreichen Pfennigmeister des Heiligen Römischen Reiches Zacharias Geizkofler von Haunsheim.71) Zu Anfang des 17. Jahrhunderts gewährte Weiß der Eisenhandelsgesellschaft ein Darlehen im Betrage von 70.000 Gulden.72) Den Vorwurf, Stahl nach Venedig und England geliefert zu haben, wodurch er in die Hände der Türken gelangt wäre, wies Weiß energisch zurück.73) Nicht jeder Hammergewerke produzierte einwandfreie Stahlsorten, was natürlich von den Käufern in den meisten Fällen beanstandet wurde.74) Am 12. 5. 1622 beklagten sich z. B. die Nürnberger Stahlhändler über „zerbrochenes Harnischblech“, das die Plattner nicht verarbeiten könnten.75) Eine Quelle zahlreicher Mißhelligkeiten war die verspätete, unvollständige oder abgelehnte Belieferung der Händler durch die Eisenkompanie. Durch verschiedene Umstände konnte Steyr oft mit dem besten Willen seinen Lieferverpflichtungen nicht nachkommen.76) Oberländische Handelsleute mußten, wenn sie erstmals Stahl bestellten, manchmal länger auf die Sendung warten, auch dann, wenn sie hiefür bereits eine namhafte Geldsumme erlegt hatten und angesehene Persönlichkeiten die Bestellung bei der Eisenhandelsgesellschaft be68) Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 172. A9) E 1600 — 1603, IV/15/13. 70) E 1603 — 1604, IV/16/166. — Lt. Befehl der Nö. Kammerräte vom 19. 4. 1604 hatte er die Zeughäuser des Kaisers mit Rüstungen zu versehen. Hofkammerarchiv Wien, Nö.Herrschaftsakten S 114/S. 7') H. Eberstaller, Mitteilungen zur Geschichte der Burgvogtei Wels in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 9. Jahrbuch des Musealvereines Wels 1962/63, S. 150. H. Hageneder, Obderennsische Lebensbilder des 16. Jahrhunderts — Christoph Weiß und Johann Maximilian Lamberg. Kulturzeitschrift „Oberösierreich“, 18. Jg., Heft 2, 1968/69, S. 58. — Z. Geizkofler (1560 — 1617) war „eine Persönlichkeit mit tiefgreifender Erfahrung und unabdingbarer Redlichkeit“. G. Probszt, Die Linzer Jahrmärkte im Spiegel der Reichs-Münzgesetzgebung. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1965 (1966), S. 74, 82. 72) Vangerow, Linz und Donauhandel 1627, S. 67. 73j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 172. 74) Die Regensburger und Nürnberger Handelsleute schenkten den Handwerksmarken („Zeichen“) große Beachtung. Zu den „guten Zeichen“ zählten : Baum, Kleeblatt, Hellebarde, Säbel und Hand. E 1617 — 1618, IV/20/1270. 75) E 1620 — 1622. IV/21/1468. 76) Im ereignisreichen Jahr 1624 fehlten für die zwei Linzer Jahrmärkte 12000 Zentner. E 1625, IV/23/1678. 10

fürworteten. So wurde dem Handelsmann Oswald Schyrer aus Nürnberg, der am 5. Juli 1603 nach Steyr 1000 Gulden Rheinisch sandte und für den der Abt von Kremsmünster und der Oberamtmann zu Gmunden Fürbitte einlegten, erst im November zugesagt, daß er im nächsten Jahre, um Ostern, 100 Zentner Stahl erhalten werde.77) Auch der Nürnberger Eberhard Wagner, der zu den bedeutendsten Stahlabnehmern gehörte, wurde von der Kompanie nicht immer wunschgemäß bedient. Im Jahre 1614 teilte er mit, daß er acht Tage vor dem Ostermarkt seinen Diener nach Linz schicken werde, doch möge er nicht wieder „mit leerer Hand abgefertigt werden wie jüngst geschehen“. Die Eisenhandelsgesellschaft versicherte im Antwortschreiben, daß an ihn mit der Lieferung „vor andern gedacht werde.“78) Blieben Bestellungen in Steyr lange Zeit unerledigt oder erfolgten nur kleine Teillieferungen, wandten sich bayrische Kaufleute auch an den Eisenobmann oder an den Präsidenten und die Räte der Hofkammer, manchmal auch an den Kaiser mit der Bitte, bei der Eisenkompanie zu intervenieren.79) Gelegentlich betonten Besteller in ihren Bittschriften ihre Verdienste um den Donauhandel. Im April 1615 berichtete Hans Jakob Aichinger, Ratsbürger zu Regensburg, in seinem Gesuche der Niederösterreichischen Regierung : „Dann als Ich anfenkhlich mit grosser sorg vnd Mueh etlich Jar den Schiffhandel am Tonawstromb fürgestanden, hab Ich solchen auch, in dem Ich alle Jarzeit von Regensburg auf Linz nicht mit geringer gefahr auch auflauffender schweren Vncosten vnd Verzerung Viller Zeit selbst raisen müssen, doch mit Gottes Hülff vnd gnad, all mein harte Arbeit so weit vollendt, das Jederman durch mich ohne Nachtheil geholten worden. Sowoll hernach Ich in Jüngst zu Regensburg gehaltene Reichstag, neben Ihrer Khays. Maj. Quartiermaister die Losamenter austheilt. Item bin Ich auch sowoll Ihrer Khays. Maj. Hoffmarschalchen alß Herrn Reichs Marschalchen wegen d(er) Victualien vnd Losamenter Tax adiungiert worden, darbey Ich abermall mein besten Vleiß gespart. Nicht weniger hab Ich mich auch absond (er) lieh in componierung der strittigkheiten, welche sich in berhüerten Reichstag Vnder den frembden anwesenden Zuegetragen, neben Herrn Reichs Marschalchen Trewlich gebrauchen lassen. Ennlich hab ich zu Regenspurg alle Schifftungen Bey des für Ihr Kaiserl. Maj. selbst, als auch der ganze Hofstatt, auf den Tonawstromb biß nach Linz angeordnet, die Schif Leüth vnd Knecht gedingt vnd angestelt“ .80) Ergingen nun von der Regierung oder vom Eisenobmann Befehle an die Eisenhandelsgesellschaft, die Supplikanten mit Stahl zu beliefern, dann mußten auch diese nicht selten eine längere Wartezeit hinnehmen oder sich mit einer Teillieferung begnügen. Lagen besondere Gründe 77) E 1603 — 1604, IV/16/165. 7S) E 1613 — 1614, IV/19/10000. 7,J E 1607 — 1608, IV/17/583. — E 1603 — 1604, IV/16/165. »«) E 1614 — 1616, IV/19/1088. 11

vor, dann ersuchte die Kompanie den Eisenobmann, Händler aus dem Reich abzuweisen.8 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * ') Proteste, Resolutionen und einen umfangreichen, zeitraubenden Schriftwechsel hatte die strenge Handhabung der Exportvorschriften zur Folge.82) Die Türkenkriege zwangen die Regierung zur Kontrolle des Stahlexports nach Deutschland. Da sie befürchtete, daß über Westeuropa der begehrte Innerberger Stahl in die Hände des Feindes gelangen könnte, legte sie besonderen Wert auf die Ausfertigung der Paßbriefe und verlangte auch von den Stadtbehörden der oberdeutschen Handelsleute die Ausstellung von Bescheinigungen, daß der aus Steyr bezogene Stahl nicht in feindliche Gebiete verhandelt, sondern nur im Inland verkauft und verarbeitet werde.83) Mit dem vom Staate verfügten Paßzwang hatten die Steyrer Eisenherren aber keine Freude, da es immer geraume Zeit dauerte, bis ein Paßbrief ausgestellt wurde, was manchmal die Ausfuhr erheblich verzögerte. Außerdem besaß Steyr für den Eisen- und Stahlexport nach Deutschland alte Vorrechte. Als am 7. Februar 1582 die Stadtobrigkeit von den kaiserlichen Eisenkommissären die Ausfertigung eines Passes begehrte, verlangte sie, die Stadt „bei den uralten völligen Verschleiß“ ihres Eisenzeugs „über sich ins Reich“ in alle Orte „und gleichwohl auf die linke als rechte Straßen oder Hand unre- stringirt“ zu belassen.84) Da die Eisenkompanie den oberländischen Handelsleuten „viel Tausend Gulden“ schuldete und den Lieferungsverträgen nachzukommen hatte, die Erlangung eines Paßbriefes in Prag oder Wien für den „Abkaufer“ viel Zeit und hohe Kosten erforderte, ersuchten „Bürgermeister, Richter und Rat und Eisenhandelsgesellschaft der Stadt Steyr' am 12. August 1603 den Präsidenten und die Räte der Niederösterreichischen Kammer zur Förderung des Stahlabsatzes beim Kaiser die Aufhebung der „Paßbriefnehmung“ zu erwirken. Kaiser Rudolf aber ließ das Ansuchen der Steyrer unberücksichtigt.85) Im folgenden Jahre, am 17. August 1604, befahl er bei Arreststrafe den Mautver8') 1610 ersuchte die Eisenkompanie aus finanziellen Gründen die Eisenobmannschaft, die auf 1000 Zentner Stahl lautende Bestellung des Nürnberger Eisenhändlers Blasilius Pfizer (Pfüzer) nicht zu unterstützen ; 1615 verweigerte die Eisenhandelsgesellschaft trotz „strenger Befehle“ anfänglich die Belieferung Pfizers mit 1000 Zentner Stahl, erklärte sich aber schließlich doch bereit, 200 Zentner auszufolgen. Repertorium, Bd. 5, S. 185. — E 1614 —1616, IV/19/1093, 82) Repertorium, Bd. 5, S. 141, 147. 83) Hack, Beziehungen, S. 30. — Mit Schreiben vom 21. März 1603 befahl der Kaiser dem Eisenobmann Strutz, keinem Händler aus dem Reich die Ausfuhr von Stahl und Eisen zu genehmigen, außer er wäre in der Lage, einen kaiserlichen oder von „Gubernatoren“ in Österreich ausgefertigten Paßbrief vorweisen zu können. 84) E 1582 — 1584, IV/10/379. 85) E 1603 — 1604, IV/16/176. — In einem Bericht der Hofkammerräte an den Kaiser vom 22. Oktober 1603 heißt es : „Daneben were auch bey der Eysen Obmannschaft Zuuerfüegen, das khainem Oberlendischen Handlsman, Er hette gleich füerlehen oder nicht, Scharsach stahel Passiert wuerde, Er brächte dann von seiner Obrigkhait Schein füer, das Er den Stahel nicht auf Venedig, Engelandt oder in Seelandt, sonder im Reich Zu desselben vnd der Werchstött versehung verhandlete, damit der Christenhait vnnd es hochlöblichsten Haus Österreich widerwerttigen, solcher Scharsach stahel nicht Zuekhämbe, auch die Reichs Stött, vnnd die grossen Werchstött in Reichs Stötten nit bloß gelassen, oder der Zeug Ihnnen Zu hoch khündte übersezt werden." Hofkammerarchiv Wien, Nö. Herrschaftsakten S 114/S. 12

waltungen, „in das Reich weder Scharsach oder andern Stahl, noch Eisen, kein Zenten“, verladen oder durchführen zu lassen, „es sei denn von unsern Eisenobmann ein Schein oder von uns ein gefertigter Paßbrief hierumben fürzuweisen“.86) 1605 bemühten sich Stadt und Eisenkompanie neuerdings vergeblich um die Annullierung der „Paßbriefverordnung“. Man gab dem Eisenobmann die Schuld. Durch die Paßbriefe, hieß es, untergrabe er das Eisenwesen. Strutz wies mit Schreiben vom 3. Juli diese Anschuldigung zurück und bemerkte, daß er die Paßbriefe nicht eingeführt habe.87) Landeshauptmann Georg Siegmund von Lamberg unterstützte den Versand von Eisenzeug nach Deutschland, über Ersuchen der Eisenhandelsgesellschaft befahl er im November 1606 allen Maut-Amtleuten „beim Donaustrom von Linz aus bis Regensburg“ Stahl und Eisen gegen Bezahlung der Gebühr „unveränderlich passieren" zu lassen. Wahrscheinlich befürchtete man auch ein Zufrieren der Donau, da betont wird, bei „ofnen Schefman wetter khain stundt zuuer- saumben“ .88) Am „Tag Georgi des heiligen Ritters“ 1607 verständigte der kaiserliche Rat und Mautner zu Linz Hans Bayr „alle Mautbeamten bei der Donau“, daß sie laut Befehl der Niederösterreichischen Kammer den Scharsachstahl der Steyrer Eisenkompanie für diesmal nach Bezahlung aller Gebühren „unaufgehaltener passieren und ausführen“ zu lassen.89) Bürgermeister, Richter und Rat ersuchten am 9. Juni Bayr, die Ausfuhr des zu Ostern in das Reich verhandelten Stahls nicht zu verhindern, da er wegen „der unversehens eingefallenen Feyr bei dem Hammerwesen“90) nicht früher zu erhalten war.9') In diesem Jahre betrieb die Eisenhandelsgesellschaft abermals in Wien die Abschaffung der Paßbriefe. Dem kaiserlichen Rat der Niederösterreichischen Kammer Hans Christoph Wolzogen verehrte sie ein „Klain geschirrl von Silber“ und ersuchte ihn, den Maut-Amtleuten zu Linz, Aschach und Engelhartszell zu befehlen, den „Zeug“ ungehindert passieren zu lassen. Wolzogen erteilte die Bewilligung nur für den Linzer Bartholomäimarkt. Wegen der Paßbriefe aber, meinte er, solle in Prag verhandelt werden.92) Bei Abwesenheit des Eisenobmannes wurden Passierscheine93) vom Landeshauptmann ausgestellt. Doch auch eine solche Bestätigung, die 86) E 1603 — 1606, IV/16/216. — 1604 erhielten Nürnberger Kaufleute die Verständigung, daß der am Bartholomäimarkt in Linz gekaufte Stahl die Mautämter nur dann passieren dürfe, wenn aus einem Attest ersichtlich ist, wohin von Nürnberg aus der Stahl verhandelt werde. E 1603 — 1604, IV/16/212. — Die Aufhebung der Paßbriefe, die nach Hack am 10. 2. 1604 erfolgt sein soll, kam nicht zustande. Hack. Beziehungen, S. 56. 87) „Die Paß Brief“, schrieb Strutz, „die hob ich wed(er) gerathen noch Vrgiert“. E 1605 — 1606, IV/17/288. 88) E 1605 — 1606, IV/17/420. 89) E 1607 — 1608, IV/17/534. 90) Streik zur Erreichung einer Lohnsteigerung. 91) E 1607 — 1608, IV917°524. 92) E 1607 — 1608, IV/17/448. 93) Siehe Seite 14. 13

dem „Wasser Mautner“ zu Linz vorgelegt werden mußte, war nicht so leicht zu bekommen. In einem Ansuchen mußte die Notwendigkeit der Lieferung begründet werden. Als am 18. März 1608 die Kompanie den Eisenobmann um die Ausfertigung eines Passierscheines ersuchte, führte sie an, daß sie zum Export von Scharsachstahl nach Deutschland gezwungen sei, weil sie über 50.000 Gulden für Kredite und Zinsen zu zahlen habe und bei den Hammermeistern viel Scharsachstahl liege. Schließlich sei die Gesellschaft zum Versand des Stahls in das Reich „privilegiert und befreit.“ Die Ausfuhr erfolgte auf ihre „Wagnus und Gfahr“.94) Zur Zeit der Eisenkompanie waren in Linz als Mautner tätig : Zigelius (1587), J. B. Pracher (1588), Hans Bayr (1601, 1607), Wilhelm Bayer (1614), Constantin Grundemann (1615) ,95) Die auf der Donau ins Reich gelieferten Güter aus Steyr beförderten nur die Schiffmeister aus Linz. 1606 erwähnen die Archivalien die Schiffleute Schlegl und Melchior Schreyer. Der „Scheffmann“ Schreyer wird noch 1622 genannt, 1624 fuhr auf der Donau der Schiffmeister Christoph Heinzenberger.96) Schmalz aus Bayern Die ungünstigen klimatischen Verhältnisse und die Steilhänge im Raume des Erzberges ließen dort weder den Getreidebau noch die Großviehhaltung zu. Es mußten daher die wichtigsten Nahrungsmittei für die Berg- und Hammerarbeiter aus den angrenzenden Gebieten, den „Widmungsbezirken“, eingeführt werden, vor allem Getreide, Fleisch und Fett.97) Da die Fettversorgung aus den Widmungsbezirken nicht ausreichend war, wurde Schmalz aus Böhmen, Krems, Freistadt96) und aus dem Reich bezogen. Am 28. September 1595 verfügte der Eisenobmann Strutz, daß jeder Hammermeister seine Arbeiter mit Schmalz zu versorgen habe. Sie müßten trachten, in- und ausländisches Schmalz zu bekommen. An die Arbeiter haben sie es ohne Gewinn zu verkaufen.99) Um eine Arbeitsniederlegung der Hammergesellen zu verhindern, verlangte er 1601 von Steyr, „ohne Verzug“ ihnen mit Proviant zu Hilfe zu kommen™) Die Eisenkompanie, die sich besonders die Beschaffung von Schmalz für die armen Kammergutsarbeiter sehr angelegen sein «) E 1607 — 1608, IV/17/524 ; E 1608 — 1611, IV/18/600 95j Neweklowsky, Schiffahrt, Bd. 2, S. 159. 96) E IV/17/370 ; IV/23/1678, E 1622 — 1623, IV/22/1562. 97) F. Tremel, Die Eisenproduktion auf dem steirischen Erzberg im 16. Jahrhundert. In : Grazer Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1, 1971, S. 321. — H. Pirchegger, Das steirische Eisenwesen von 1564 bis 1625. 1939, S. 152 (Enthält Karte über den Proviantbezirk des Erzberges (1613). 9®) E 1593 — 1595, IV/13/740 ; 1611 — !G13. IV/18/828 ; Repertorium, Bd. 5, S. 186. 99) E 1593 — 1595, IV/13/740. 10°) Repertorium, Bd. 5, S. 124. 14

ließ, kaufte erhebliche Mengen von Eisenhändlern in bayrischen Städten.101) Für die Nürnberger Handelsleute war es in Kriegszeiten sehr schwer, Schmalz für Steyr aufzubringen. Zu Anfang des Jahres 1622 hatten ihnen die Markgrafen von Ansbach und Bayreuth „stark verboten“, aus ihren Gebieten Schmalz auszuführen, außerdem war es damals auch um den „dreifachen Wert“ nicht zu bekommen.102) Paßbriefe waren auch für die Schmalzeinfuhr vorgeschrieben. In einem am 13. März 1621 in Wien ausgestellten Paßbrief bewilligte Kaiser Ferdinand II. über „Vnnterthennigstes Anbringen vnd bitten“ Bürgermeister, Richter, Rat und der Eisenhandelsgesellschaft zu Steyr, „das Sy, weillen mann bey disen offnen Khriegsleüffen, Vnnd aller Ortten in disen vnd Dennen Anrainnenden Länndern, Außgeödten vnd Verfallenen Wüerdtschafften, mit der Notturfft Schmalz, dessen Mann neben andern Zu Proviantierung Vnsers Innerpergerischen Eisen : vnd Lanndtsfüerstlichen Cammerguetts Arbeiter, Järlich Wennigist in die Sechshundert Centen bedürfftig ist, allerdings Anstehet, vnd daran Mergglicher Mangel erscheinen thuett, Solche Notturft Schmolz, im Bistumb Bamberg vnd selbiger Ortten herumb, gegen Füerweisung Erwehnter Eisen Gesellschafft alda Zu Steyr Gefertigten Scheinn, erhandeln, erkhauffen, vnd dahin nachher Steyr Abfüehren vnnd bringen mügen“. Allen Amtsverwaltungen wurde eingeschärft, die Schmalztransporte „allenthalben, gegen raichung der dauon schuldigen Mauth, Zoll, oder Anderer Gebüernus, Vnaufgehallten, frei, sicher vnnd vnge- hindert, durchkhommen vnnd Possiern“ zu lassen.103) Anfangs Mai 1622 mußte der Schiffmann Melchior Schreyer in Passau 46 Fässer Schmalz „niederlegen“, weil er keinen bayrischen Paßbrief vorweisen konnte. Da man ihm nur gegen Erlag einer Kaution von 3000 Gulden den Transport nach Österreich bewilligte, entlieh er sich diesen Betrag von den Passauer Handelsleuten Fux und Dollmair. Am 11. Mai bedankten sich Stadtobrigkeit und Eisenhandelsgesellschaft bei Fux für die „Porgschaft“ ,104) Die aus dem Reich bezogenen Schmalzmengen waren in manchen Jahren nicht unbeträchtlich. 300 Zentner gelangten 1612105) und 405 Fäßlein106) 1621 aus Erlangen über Nürnberg und Regensburg nach Steyr.107) Der Schmalzpreis richtete sich nach der jeweiligen Wirtschaftslage. Im Jahre 1612 bezahlte die Eisenkompanie pro Zentner 4 Gulden,108) >01) E 1605 — 1606. IV/17/282. '“) E IV/22/1578. io3) E 1620 — 1622, 1V/21/1468 : „Khay. Paßbrieffs Abschrifft“. '“"l E 1622 — 1623, IV/22/1562. los) E 1611 — 1613, IV/18/847. 100) E 1622 — 1623, IV/22/1558. — 1 Fäßl Schmalz wog 126 bis 150 Pfund. E 1608 — 1611, IV/18/643. ’°7) E 1622 — 1623. IV/22/1558. ™) E 1611 — 1613, IV/18/847. 15

1620 lieferte sie für einen Zentner Schmalz 2 1/2 Zentner Schar- sachstahl.109) Am Ende des Jahres 1622 schuldete die Kompanie der Steyrischen Stahlhandlungsgesellschaft in Nürnberg für Schmalzlieferungen 1076 Gulden 7 Schilling 29 Pfennig.110} Regensburger Handelsleute ln der Reichsstadt an der Donau, wo die für Nürnberg bestimmten Eisenzeugsendungen umgeladen werden mußten, konnten in den Steyrer Archivalien von 1592 bis 1622 etwa 40 Handelsleute, die Stahl aus Steyr bezogen, festgestellt werden. 1605 erhielten sie 7058,,n] im Jahre 1612 nur 2587 Zentner.112) Um Ostern 1608 wurden 1425 q Stahl nach Regensburg geliefert.113) Wie Hans Jakob Aichinger, so versuchten auch andere Regensburger durch Vermittlung höchster Regierungsstellen Stahllieferungen aus Steyr durchzusetzen. Im April 1602 richtete Johann Haller (Haller, Holler), Reichshofkanzleischreiber, für seinen Vater Wolf Haller, Mitbürger und Salzverweser in Regensburg, ein Ansuchen an den Landesfürsten, aus Steyr jährlich 500 Zentner Stahl beziehen zu dürfen, um ihn im Reich „versilbern“ zu können. Kaiser Rudolf II., der in dieser Sache einen Bericht des Landeshauptmannes Hans Jakob Löbl einholte, bewilligte den Stahlbezug. Hallers Wünsche aber konnten nur teilweise erfüllt werden, da die Eisenkompanie an Stahlmangel litt.114.) Sie mußte 1603 auch Georg Grienwaldt (Grüenwaldt) abweisen, obwohl Erzherzog Matthias und Eisenobmann Strutz die Zuweisung von 300 Zentner Stahl befürwortet hatten.115) Mit der Eisenhandelsgesellschaft standen folgende Regensburger Kaufleute in Geschäftsverbindung: Abi Thomas* (1605 — 1609) ,116) Aichinger Hans Jakob* (1602 — 1622) ,117) Dann Christoph (1603,,IS) Dann Wolf (1603),,l9) Eisenman, (Eysenman) Wolf* (1602 — 1616),120) Elsenhamer (Elsnhaimer) Christoph Jakob* (1602 — 1604) ,121} Fletacher Hans Niklas* (1602 — 1603) ,122) Gebhart (Gebhardt) Hanns* (1602 — 1616) ,123) Gichtl (Gichtei) Kaspar (1602 — 10») E IV/22/1558 ; IV/21 1468 "°) E 1622 — 1623, IV/22/1557. i") E 1605 — 1606, IV/17/289. "2) E 1611 — 1618, IV/18/847. 113) E 1607 — 1608, IV/17/565. "1) E IV/15/59 ; IV/16/218. "5) E 1603 — 1604, IV/16/156. m) E IV/17/289. 420, 565 ; IV/18/838. — In Klammer : Zeit der Belieferung bzw. Erwähnung. Die Namen der bedeutendsten Stahlhändler sind mit einem Sternchen versehen. E IV/15/46 ; IV/19/1037, 1088 ; IV/21/1468. "8) E IV/15/96. >>9) E IV/15/96. 12°) E IV/15/46 ; IV/16/218 ; IV/18/838. ,2>) E IV/15/37. 46 ; IV/16/218. ,22) E IV/15/46. 123) E IV/15/46. 16

1616) ,124) Grienwaldt (Grüenwaldt) Georg (1602 — 1616),125) Haller (Häller) Christoph (1602 — 1605).,26) Haller (Holler, Haller) Wolf (1602 — 1604) ,127) Händl Jeronimus (1607) ,'28) Härbinger Wolf (1602),129) Harbmer Wolfgang (1600) ,'3°) Khichel Elias (1612) ,131) Khunigs Georg Erben4 (1592) ,132) Kronist Michael (1602 — 1603) ,133) Lerchenfelder Haimeron (1603) ,134) Muck Hans (1608) ,'35) Muninger Christoph (1602 — 1603) ,136) Perger Wolf (1604,137) Popp Heinrich (1616) ,138) Portner Peter (1617),139) Prasch Abel (1609 — 1618) ,140) Prasch Christoph (1606 — 1608),141) Rappl Georg4 (1602 — 1603),142) Scharff Christoph (1615) ,143) Schaur (Schauer) Joseph 1604 — 1622) ,144) Schirer Oswald (1603),,45) Schlumperger Abraham4 (1602 — 1616),146) Schmidthamer Hans (1609) ,147) Schram (Schramb) Lorenz (1609 — 1616) ,148) Spaz Hans (1608 — 1616) ,149) Steuber Georg (1619),50) Steurer (Steyrer) Hans Georg (1607 — 1608) ,151) Timpfl (Dimpfl, Thimpffel) Georg4 (1606 — 1618) ,'52) Timpfl (Dimpfl) Paul4 (1602 — 1603) ,153) Thenn (Theim) Hans Wilhelm (1609 — 1616) ,154) Wildt Georg (1608 — 1609) ,155) Wildtin Beatrix (1615 — 1616) ,156) Winkler Thomas4 (1603 — 1620.,57) Am 21. Juni 1622 bestellte auch die Regensburger Stadtobrigkeit zur Instandsetzung von Wassergebäuden und anderen Bauwerken Eisenzeug in Steyr.158) ’2',1 E IV/15/46 ; IV/17/565 ; IV/18/838 ; IV/15/82. I2=] E IV/15/46 ; IV/16/156, 218 ; IV/18/838. '*) E IV/15/46 ; IV/18/838. 1271 E IV/15/59 ; IV/16/218. 12S) E IV/23/1660. ’2’) E IV/15/46. I3") E IV/15/46. I2I1 E 1611 — 1613, IV/18/847. I32) E IV/12/663, 682. ») E IV/15/46. I32) E IV/15/97. '35) E IV/17/565. ’“) E IV/15/46. '32) E IV/16/218. 138) F. Rohr- und Musketenhandlung, K. IV, L. 15, Nr. 82/b-8028. 139) F. 1625 — 1626, IV/23/1660. ,40) E IV/18/838 ; IV/20/1270. >4') E IV/17/420, 565. ’42) E IV/15/46. ,43) E IV/19/1063. 144) E IV/18/838 ; IV/22/1557. 145) E IV/16/165. Uf') E IV/15/46 ; IV/17/565, 583 ; IV/18/662, 838. ,47) E IV/18/838. I48l E IV/18/838. 149) E IV/17/565. ’so) E IV/21/1364. 18n E IV/17/473, 565. ’52) E IV/17/420, 565 ; IV/20/1270. ’53) E IV/15/46. ,54) E IV/18/838. 847 155) E IV/17/565 ; IV/18/838. '56) E IV/19/1063. ,57) E IV/23/1660. '58) E 1622 — 1623, IV/22/1562. 17

Nürnberger Handelsleute Die Hauptabnehmer von Innerberger Scharsachstahl in Deutschland waren die Kaufleute in Nürnberg. 1605 wurden in die Reichsstadt 8643,159) 1612 an die 6910 Zentner ausgeführt.160) Zu Ostern 1608 gingen dorthin 1880 Zentner.161) Steyr bezog aus Nürnberg Waffen und andere Güter, vornehmlich Buchsbaumholz für die Messerer.162) Bis zur Gründung der Nürnberger Stahlhandlungsgesellschaft im Jahre 1619 erhielten Stahlsendungen folgende Handelsleute : Beham Andreas* (1592 — 1597) ,163) Diekhenstachel (1608) ,164) Diener Michael* (1592 — 1616) ,165) Eiser Hans* (1622, 1623) ,166) Elsenhamer Wilhelm* (1616) ,167) Erb Hans (1602, 1603) ,168) Erbegk (Erbet) Hanns (1602) ,169) Ernst Georg (1612) ,170) Farenberger Paul (1602) ,171) Fürn- bergerische Erben*, Fürnberger Paul* (1592 — 1609) ,172) Gebhard (Gebhardt) Hans (1602) ,173) Heyß (Heys) Georg* (1592 — 1615) ,174) Kainrath (Kainrat) Hans* (1616) ,175) Knorr Andreas* (1602, 1603) ,176) Koster (Khesster, Koffter) Bartholomäus* (1612 — 1616) ,177) Landts- huetterische Erben (1605, 1609) ,178) Landtshuetter Hanns (1612 — 1616),179) Legrand (Legrant) Hans* (1602 — 1603) ,180) Lepron Daniel* (1608) ,181) Lepron (Lepran) Jakob (1608) ,182) Leprun Cornelius* (1612 — 1616) ,183) Pfizer (Pfüzer) Blasius (1602 — 1616) ,184) Posch (Pasch) Hans (1602, 1615) ,185) Prasch Abi (1612, 1615) ,186) Probst (Probst, Prebst) Matthäus*, Probst Wolf* (1592 — 1621 ),187) Putz Jakob (1605 — 1618) ,188) Probst Philipp* (1602, 1609) ,189) Saur 'S’) E 1605 — 1606, IV/17/289. '») E 1611 — 1613, IV/18/847. 161) E 1607 — 1608, IV/17/565. i62j Wegen „Puxholz"-Lieferung wurde z. B. 1606 mrt H. Kandier in Nürnberg verhandelt. Reoertorium, Bd. 5, S. 151. ,63) E 1591 -- 1593, IV/12/663 ;1625 — 1626,IV/23/1660. — In Klammer : Zeit der Belieferung bzw. Erwähnung. Die Namen derbedeutendsten Stahlhändler sind mit einemSternchen versehen. ,641 E IV/17/565. 165) E IV/12/664 ; IV 18/715. ,ö6) E IV/23/1660. 167) E IV/15/82a. 168) E IV/15/46. 169) E IV/15/34. >70) E IV/18/847. >7') E IV/12/664. 172) E IV/15/46 ; IV/18/838. 173) E IV/15/46. 47 ,74) E IV/19/1063 ; IV/15/46. ’75) E IV/15782a. >76) E IV/16/163. 177) E IV/15/82a. 178) E IV/17/289 ; IV/18/838. ,79) E IV/18/847 ; IV715/82b. ,8°) E IV/15/46. 181) E IV/1 7/565. 182) E IV/17/565. ’83) E IV/18/847. >84) E IV/15/47 ; IV/19/1093. ,8S) E IV719/1063 ; IV/12/664 ’86) E IV/18/847 ; IV/19/1063. . ,87) E IV/18/847 ; IV/15/46. 188) E IV/17/289, 565 ; IV/20/1270 : IV/15/82b. >89) E IV/15/46 ; IV/18/838. 18

Michael* (1603),,9°) Scherl Andreas (1616), Scherl Philipp (1616) ,191) Schirer (Schierer) Matthias* (1616) ,192) Schirer (Schyrer) Oswald* (1603 — 1615) ,193) Schmidt Daniel (1592) ,194) Schyer Balthasar (1606) ,195) Somerer (Sumrer) Georg* (1592)196) Somerer Hans (1592),’97) Sperlin Leonhard (1592) ,'98) Vogl Cornelius* (1606 — 1609),'") Voglin Ursula (1612, 1615),20°) Wagner Eberhard* (1592 — 1615).20') Auch von diesen Handelsleuten verstanden es einige vorzüglich, mit staatlicher Hilfe von der Eisenkompanie ansehnliche Stahllieferungen zu bekommen. So bewilligte im Jahre 1603 Erzherzog Matthias dem Kaufmann Andreas Knorr, aus Steyr 600 Zentner Scharsachstahl beziehen zu dürfen. Da die Eisenhandelsgesellschaft diese Bestellung ablehnte, zwang sie Eisenobmann Strutz „bei Zway hundert Ducaten Peenfall“ zur Lieferung von 500 Zentner.202) überaus zähe betrieb der Eisen- und Waffenhändler Michael Diener die Lieferung der von ihm bestellten Stahl- und Eisenmengen. Mit seinen überspannten Forderungen und seinem Vorgehen aber erregte er den Unwillen der Handelsleute in Nürnberg, des Großhändlers Weiß in Wels und der Kompanie in Steyr. In der Zeit der Türkenkriege benötigte die Eisenstadt dringend Sturmund Schutzhauben. Am 15. Oktober 1593 bestellte daher der Magistrat bei Diener, der bald nach Gründung der Eisenhandelsgesellschaft zu den bedeutendsten Stahlabnehmern gehörte, 200 Stück „gute Hauben“ ,203) Anfangs Juli 1601 dürfte Diener einen Stahllieferungsvertrag auf „Wierdt vnd unwierdts Zeit“ 204) mit der Eisenkompanie abgeschlossen haben.205) Damals bestellte er „zur Rüstung für die Kriegsexpedition in Ungarn“ 1000 q Stangenstahl, 200 q Gemeinen Hackenstahl, 100 q Vordem Stahl, 125 q Stangeneisen und etliche Puschen oder Zentner Rüstungsblech. Um diese umfangreiche Lieferung in Steyr zu erreichen, wandte er sich am 27. Juli 1601 an den Eisenobmann Strutz. Da aber bei den „Eisenwurzen“ damals ein „übler Zustand“ herrschte, konnte die Eisenhandlungsgesellschaft nur 200 Zentner Stangenstahl aufbringen. ,90) Repertorium, Bd. 5, S 21. I91) K. IV, L. 15, Nr. 82b. ,92) K. IV, L. 15, Nr. 82b. 193) E IV/18/838 ; IV/18/847 ; IV/19/1063. >94) E IV/12/663. ,95) E IV/17/420. ,9*) E IV/12/663. 197) E IV/12/663. 198) E IV/12/663. ,99) E IV/17/420, 565, 599. 2°o) E IV/18/838 ; IV/18/847 ; IV/19/1063. 201) E IV/12/663 ; IV/15/46 ; IV/17/420 ; IV/18/607 ; IV/16/218 ; E IV/18/838 ; IV/19/1063. 202) E IV/16/163. 203) E IV/12/664 ; IV/12/722. 204) „Würd- und Unwürdszeit“ — Zeit der Würde und der Unwürde am Erzberg — gute und schlechte Zeit der' Erzgewinnung. 205) E 1600 — 1603, IV/Nr. 13. 19

Am 13. August berichtete sie u. a. dem Eisenobmann, daß sie Diener nicht die verlangte Stahlmenge liefern könne, weil sie die „Eisen- städt“ 206) Wels, Linz, Enns und Freistadt „vor allen Ausländern“ mit Stahl und Eisen zu versehen habe, die österreichischen und steirischen Hammermeister von Jänner bis Juli nur 37.270 Zentner Eisen und Stahl geliefert hätten, während es in früheren Zeiten 60 bis 70.000 Zentner waren, die Enns weniger Wasser führe, die Produktion der Radwerke gering sei, es an Pferden mangle und daher auch die vertragsmäßig zu beliefernden alten Handelsleute in den Städten Augsburg, Nürnberg, Ulm, Regensburg, und Passau nicht bedient werden könnten. Zu Anfang des Jahres 1602 richteten einige Nürnberger Kaufleute207) eine Beschwerdeschrift an Erzherzog Matthias, weil sie und die Handwerker durch den enormen Stahl- und Eisenbezug Dieners unzureichend beliefert würden, „inmassen dann die Plattner nichts dann Eisenplech, die Feuerschloßmacher den Stahel nicht denn Zu Feur Redtlein vnd Federn, die Spiesmacher mehr Stahl nicht dann ain wenig Zu den Spizen, die Rohrschmidt aber auch nur Eisen allein gebrauchen vnd also gar leichtlich Zu belegen vnd Zu berechnen, das Zu Zwanzigtausend gülden Rüstung ehr (Diener) vber Zechen Zentner Stahl nit gebraucht, daraus vnbeschwer abzunemen, Zu was Suppli- cant ain solche vnmessige anzall Stahels suecht vnd begert“. Bei seinen Bestellungen berief sich Diener stets auf seine Waffen- und Rüstungslieferungen für die kaiserliche Armee. Immer maßloser wurden seine Stahlforderungen. Am 23. April ersuchte er die Niederösterreichischen Räte, ihm „zur Aufbringung und Machung angefrimb- der und allerlei Rüstungen aus dem Eisenzeug vnd Stahel“ den vierten Teil des monatlich in das Reich gelieferten Stahlquantums oder 4000 Zentner Stahlsorten, Rüst- und Harnischblech zukommen zu lassen. Im Sommer dieses Jahres benötigte der Regimentsinhaber Georg Andre von Hofkirchen Rüstungen und Wehren für seine Soldaten. Er ersuchte deshalb Erzherzog Matthias, der Eisenkompanie die Ausfol- gung von 4000 Zentner Stahl an Michael Diener zu befehlen, damit dieser die Waffen anfertigen könne. Da aber Steyr auch diesmal nur 200 Zentner liefern konnte, ersuchte Diener im Oktober den Eisenobmann, die Eisenhandelsgesellschaft zur Aufbringung der restlichen Stahlmenge zu verhalten.208) Am 22. März 1603 erlaubte Kaiser Rudolf II. dem Waffenlieferanten, 1000 Zentner Stahl nach Nürnberg zu bringen. Er ließ einen Paßbrief ausstellen und verlangte die Zahlung der Mautgebühren. Der Stahlexport „außer des Heiligen Römischen Reichs“ wurde Diener untersagt. In diesem Jahre beschwerte sich Diener bei dem kaiserlichen Pfennigmeister Geizkofler in Wien, weil er trotz Kontrakt und Barzahlung 206) „Eisenstädt“ = Legstädte. 207) Hans Pasch, Paul Fahrenberger, Philipp Probst, Georg Heuß, Eberhard Wagner und Hans Legrand. — Diener und auch Wagner hielten sich im März 1602 In Steyr auf. Rp. 1602, 72. 208) E IV/12/664. 20

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