Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Zweig der Erfindungen noch lange nicht abgeschlossen ist und bei den großen Umwandlungen, welchen derselbe unterliegt, keine Mas- sen-Erzeugung gestattet.“70) Die Aktionäre wollten zunächst kein Risiko eingehen, zumal die Einführung des Repetiergewehres in der österreichisch-ungarischen Armee zu erwarten war. 1886 war es soweit. So schnell wie möglich hatte die österreichische Waffenfabrik 148.000 Stück dieses neuartigen Gewehres zu liefern. Alles mußte in den Dienst der neuen Sache treten. Der elektrischen Abteilung mangelte es ab nun an Räumlichkeiten, Arbeitskräften und Geld. Als sich bei der Gewehrlieferung Schwierigkeiten ergaben (die auferlegten Liefertermine konnten nicht eingehalten werden), wurde Werndl dafür verantwortlich gemacht und mußte schwere Vorwürfe einstecken. Es ist verständlich, daß seine Wünsche bezüglich der elektrischen Abteilung nun auf taube Ohren stießen. Im 20. Geschäftsbericht der Waffenfabriks-Aktiengesellschaft (aus dem Jahre 1889) heißt es : „Unsere elektrische Abteilung haben wir ausschließlich auf den Fabriksbedarf eingeschränkt, weil wir die sämtlichen Räume zur Bewältigung unserer Gewehrlieferungen benötigen und uns kein Platz mehr für einen größeren Betrieb dieses Fabrikationszweiges bleibt.“71) Immerhin lieferte Steyr bis 1889 neben einigen Wasserkraftanlagen noch 170 Dynamomaschinen, ca. 2000 Bogenlampen und etwa 92.000 Glühlampen. Ebenso eine große Anzahl von elektrischen Apparaten. Der Aufsichtsrat der Waffenfabriks-Aktiengesellschaft verfolgte nur rasch greifbare Gewinnmöglichkeiten. Kurzsichtigkeit verbaute den Weg zu kontinuierlichen Erfolgen. Vielleicht wäre es zu einer Verbindung Werndl - Schuckert, zu einem Werk von Weltbedeutung, gekommen. Die Vorbedingungen wären gegeben gewesen. Den endgültigen Todesstoß versetzte dem elektrischen Unternehmen das plötzliche Ableben Werndls am 29. April 1889. Im Geschäftsbericht des nächsten Jahres wurde die elektrische Abteilung gar nicht mehr erwähnt. ™) A. B. 1886 Nr. 100 S. 3 und 1887 Nr. 103 S. 4. 7'1 A. B. 1889 Nr. 99 S. 2. 69

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