schließlich jene Hunderte von Rotationstouren an den Dynamo-Armaturen erzielt werden, die nötig sind, um brauchbare und konstante Elektrizität zu liefern. Rotationen erzielte man früher wohl auch durch Turbinen, aber jene peinliche Regelmäßigkeit, die zum Betriebe von Dynamo-Maschinen nötig ist, die erzielte man in so großem Maße wohl zuerst in Steyr, und das ist der Erfolg der Steyrer Ausstellung, ein Erfolg, der selbst von Fachleuten gar nicht genug gewürdigt wurde.“60) Mit dem Satze „Rotationen erzielte man früher wohl auch durch Turbinen, aber...“ meinte Dozent Krämer vermutlich jene wenigen, vereinzelt bestehende Anlagen, zur Gewinnung von Elektrizität aus Wasserkraft, denen die „peinliche Regelmäßigkeit“ noch fehlte, weil ihnen im Gegensatz zu Steyr noch nicht genügend präzise arbeitende Reguliervorrichtungen zur Verfügung standen. Nach Reindl, Entwicklung der Wasserkraftnutzung,61) geht die Heranziehung des Wassers zur Erzeugung elektrischer Energie auf das Jahr 1876 zurück, wo beim königlichen Schloß Linderhof in Oberbayern eine Gleichstrombeleuchtungsanlage zur Effektbeleuchtung der berühmten Grotte und des maurischen Kiosks errichtet worden war. In der Schweiz scheint Joh. Badruff 1879 Erfolge erzielt zu haben, als er sein Kulm-Hotel in St. Moritz mittels aus Wasserkraft gewonnenem Strom beleuchtete. In England (Cragside) wurde 1882 ein Siemens Gleichstromdynamo für 90 Volt aufgestellt, welcher von einer 8 PS Turbine für 9 m Fallhöhe mittels Riemen angetrieben wurde. Die gewonnene Elektrizität leitete man mit Hilfe von blanken Kupferdrähten, die auf Porzellanisolatoren befestigt waren, in eine etwa 1500 m weit entfernte Werkstätte zum Antrieb von Maschinen.62) Am 19. März 1877 berichtete die Nürnberger Stadtzeitung von Versuchen Schuckerts, in welchen er eine dynamo-elektrische Maschine durch Wasserkraft in Bewegung setzte. Am 7. Juni 1882 war Nürnberg dauernd beleuchtet, wenn auch anfangs nur durch drei Schuckertbogen- lampen von 8 A. Eine Haagsche Turbine lieferte den dazu nötigen Strom.63) Die bekannte Firma Ganz & Comp., Budapest, hatte einige Mühlen mit Turbinen für den Antrieb von Dynamomaschinen ausgestattet. Die Zeitschrift für Elektrotechnik berichtet von der Mühle eines Herrn Brunner in Krumau, nahe Berlin, welche überdies mit 54 Glühlampen versehen gewesen sein soll : „Der Antrieb der Dynamomaschine geschieht von der Transmission des Mühlenwerkes, welches von Turbinen betrieben wird. Um den ungleichmäßigen Gang, welcher bei «) A. B. 1884 Nr. 88 S. 3. 61) C. Reindl, Die Entwicklung der Wasserkraftnutzung und der Wasserkraftmaschinen ; in : Wasserkraftjahrbuch 1924 (München 1924) S. 1 —•• 32. 62) Lettenmair, 4, S. 2. 63j Cohen, S. 14 f. 66
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