Pferdekraft konnte man somit ungefähr 15 solche Lampen speisen. Bei schöner Weißglut erreichte die Puluj-Lampe eine durchschnittliche Brenndauer von 1.000 Stunden.53) Kaum gewürdigt wurden von der Fachwelt die telegraphischen bzw. telephonischen Anlagen. Es waren die Orte der Stromerzeugung mit jenen der Beleuchtung und Kraftübertragung telephonisch verbunden, überdies hatte J. Berliner aus Hannover eine telephonische Musikübertragung eingerichtet. Es genügte aber doch, um die Bevölkerung in Staunen zu versetzen. Schließlich sei noch die Vorführung der Sedlaczek'schen Sonnenlampe erwähnt, die auf einer Lokomotive montiert war und die Bahnstrecke auf nahezu 500 m „taghell“ erleuchtete.54) Auch die kultur-historische Ausstellung erregte das Interesse aller. Hier fand man vorgeschichtliche und römische Altertümer, Urkunden, Münzen, Medaillen, Waffen, Wappen, Trachten und ähnliches. Anzuführen wären : Merowinger Schwert, Stadtrichterschwert, Originalausgabe des Theuerdank mit Albrecht Dürers Holzschnitten sowie die älteste Urkunde des Stadtarchivs, nämlich das „Große Privilegium“ Albrecht I. aus dem Jahre 1287 (Verleihung des Stadtrechtes). d) Praktische Bedeutung der Steyrer Ausstellung Die Bedeutung der Weltausstellungen im 18. und 19. Jahrhundert untersuchte W. Schmidt, in einem Aufsatz und meint: „Will man das Fortschreiten der Technik im entscheidenden 19. Jahrhundert ganz begreifen, so darf man an den Wechselwirkungen zwischen Ausstellung und technischer Entwicklung nicht vorübergehen. Die frühen Ausstellungen hatten vor allem das Ziel, Anregungen zu geben und anzuspornen, indem vorbildliche Arbeiten als Beispiel für den Gewerbefleiß gezeigt wurden.“55) Diese Funktion der Weltausstellung als Dokumentation des technischen Fortschrittes übernahmen im zweiten Drittel des 19. Jahrhun- dertes zunehmend Spezialveranstaltungen. Auf dem Gebiet der Elektrizität wurde die erste solche Veranstaltung 1881 in Paris abgehalten. Es folgten : 1882 München, 1883 Wien und 1884 Steyr, Turin und Philadelphia. Fassen wir die Bedeutung der Steyrer Ausstellung zusammen : (1) wirkte sie direkt auf die Weiterentwicklung der Technik durch unmittelbare Anschauung, durch Vergleich, durch direkte Belehrung oder durch das Gespräch unter Fachleuten (selbstverständlich waren die führenden Kapazitäten dieses Sektors in Steyr). Die Folge waren oft neu oder verbesserte Konstruktionen oder Verfahren. «) Widmann, S. 116 — 117. 54) St. A. Z. 1884 Nr. 26 S. 2. 55) Schmidt, S. 177. 62
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