Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

die nach Tausenden zählende Menge aber brach in enthusiastischen Hochrufen und Ovationen aus.“46) Und die Steyrer Zeitung vermerkte am 21. August mit sichtlicher Befriedigung : „...Auch die zahlreich anwesende Landbevölkerung hat das Glück gehabt, Seine Majestät zu sehen . . . Durch seine Milde und Freundlichkeit, durch die wahrhaft väterliche Güte, mit welcher er der Bürgerschaft von Steyr die allerhöchste Anerkennung für ihre Bestrebungen ausgedrückt hat, hat er sich ein unauslöschliches Denkmal in den Herzen der Steyrer errichtet.“47) Ausführlich ließ sich Franz Joseph die maschinellen Einrichtungen der einzelnen Abteilungen erklären. In der Heindlmühle (=Objekt XII der Waffenfabrik) stieg er bis zur Turbine in den Wasserraum hinab. Sehr interessiert zeigte er sich bei einer von Werndl konstruierten Bohr- und Schrämmaschine, welche von einem Dynamo angetrieben in einen 2000 Kilo Braunkohlenblock48) in ca. 20 sec. ein 1300 mm tiefes und 60 mm weites Loch vorantrieb. Werndl kannte der Kaiser ja von den Vorsprachen, als es um die Annahme des „Werndl-Holubschen Hinterladers“ bzw. später um Erhalt von Lieferungsaufträgen gegangen war; mit ihm war er auch auf der Wiener Internationalen Elektrischen Ausstellung und auf dem Linzer Volksfest zusammengekommen. Die Zusammenkunft mit Werndl in dessen Heimatstadt bedeutete für diesen eine der größten Auszeichnungen seines Lebens. Am 19. September 1884 gab es ähnliche Feierlichkeiten anläßlich des Besuches des Kronprinzen Rudolf mit Kronprinzessin Stephanie. Mit Wohlwollen stellte Kronprinz Rudolf, als er hörte, daß alles hier in Steyr erzeugt wurde, fest: „Das ist schön ; wir müssen uns in unseren Erzeugnissen vom Ausland ganz frei machen.“49) Knapp vor Ende der Ausstellung schließlich beehrten Erzherzog Rainer und Erzherzogin Maria Carolina die Stadt Steyr mit ihrem Besuch. c) Organisatorische und technische Details Werndl war zwar der Urheber der Ausstellung (siehe Seite 51) ; er war aber am Arrangement nicht beteiligt, stellte jedoch die ihm verfügbaren Wasserkräfte und Beleuchtungsgegenstände bei.50) Für das Arrangement war das Zentralkomitee mit Obmann Dr. Hochhäuser an der Spitze, unterstützt von den verschiedenen Spezialkomitees, verantwortlich. **) Steyrer Ausstellungszeitung (in Hinkunft abgekürzt St. A. Z.) 1884, Nr. 15, S. 1. 47) St. Z. 1884, Nr. 67, S. 1. Der Block stammte aus dem Wolfsegger Kohlenrevier, das zum Besitz Werndls gehörte. Dort hatte er sich stets um Rationalisierung der Arbeitsmethoden bemüht. 491 St A Z 1884 Nr 40 S 2 «■) Kb. 454/7 Nr 649 (vom 5. Juni 1884 ; an Ludw. Lehmann) 57

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