Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

sich dazu in der Neuen Freien Presse : „Noch 1884 werden in Philadelphia, Turin und Steyr die neuesten Wunder der Elektrizität ausgestellt. In Steyr will man sich unterfangen, Elektrizität mittels Wasserkraft auf unverhältnismäßig billigere Weise als bisher zu erzeugen. Es gilt abzuwarten, ob sich diese Wünsche und Hoffnungen realisieren. Sicherlich handelt es sich um ein Projekt von ungeheurer wirtschaftlicher Bedeutung angesichts unserer großen heimischen Wasserkräfte.“38) Die Ausstellung in Steyr hatte selbstverständlich nur dann eine Berechtigung, wenn sie als echte Fortsetzung der Wiener Ausstellung angesprochen werden konnte, das heißt, es mußte etwas Neues geboten werden. Da auf der Wiener Ausstellung der Kraftübertragungssektor bescheiden ausgefallen war, hatte Steyr tatsächlich die große Gelegenheit, damit groß hervorzutreten, zumal der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund stand. Die Vorbereitungen für die Steyrer Ausstellung 1884 In Steyr ging man mit Feuereifer ans Werk. Es wurden verschiedene Komitees geschaffen. Neben dem Zentralkomitee gab es noch Komitees für spezielle Aufgaben, z. B. das Finanz-, das Vergnügungs-, das Baukomitee u. a. Anläßlich der Gründungsversammlung des zentralen Ausstellungskomitees am 26. November 1883 faßte Obmann Dr. Hochhäuser, Verwaltungsrat der österreichischen Waffenfabriksgesellschaft, die Situation zusammen : „Es war die schöne und billige Betriebskraft der Steyr, welche die Bürger dieser Stadt immer wieder zu neuer Tätigkeit heranrief. Die Wasserkraft der Steyr ist es auch, welche der elektrischen Ausstellung ihre ungeheure Bedeutung geben wird. Die elektrische Ausstellung in Wien beschränkte sich auf die Verwendung der Dampfkraft als Antriebsmotor; die Dampfkraft bleibt immer kostspielig. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß die Einführung der elektrischen Beleuchtung so langsam vorwärts schreitet, ja selbst in den Hauptstädten der Welt sich nur auf wenige Objekte beschränkt. Eine allgemeine Verbreitung des herrlichen elektrischen Lichtes ist erst möglich, wenn billige Wasserkraft herangezogen wird. Die österreichischen Alpenländer sind reich an Bächen und Flüssen. Tausende von Pferdekräften verrinnen im Sande, Werte von Millionen werden nicht genützt. Steyr — die erste elektrisch beleuchtete Stadt — wird zeigen, wie diese Kräfte auszuwerten sind und dieser Faktor scheint uns von so kolossaler Bedeutung, daß die Welt mit ihm rechnen muß. Ich sage nicht zuviel, wenn ich der Hoffnung Ausdruck gebe, daß wohl 3e) Zitiert nach Lettenmair, 3, S. 2. 52

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