Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

„Die Installation von Werndl in Steyr enthält außer einigen Maschinen für Einzel-Teilungslicht und Vernickelung eine interessante Kraftübertragung. Ein kleiner Dynamo ist mit einer Compound-Maschine verbunden, die Leitung ist etwa 20 m lang und besteht aus 6 mm dickem Kupferdraht. Die Maschine hat etwa zwei Pferde-Effektivkraft und wird zum Betrieb einer Universal-Holzfräse und Kopiermaschine verwendet, die zum Aushöhlen von Schloßlagern in Gewehrschäften verwendet wird. Wird die Maschine in Gang gesetzt, so lockt sie gewöhnlich einen dichten Haufen Zuschauer herbei. An der ganzen Installation können wir einzig die wahrhaft geschmacklos mit Incandescenz-Lampen angespickte Überschrift tadeln.“36) Knapp vor Schluß der Ausstellung (3. November 1883) ließ Werndl in verschiedenen Blättern verlautbaren, daß Steyr im nächsten Jahre eine elektrische Ausstellung durchführen werde, um zu beweisen, daß elektrische Maschinen durch Wasserkraft nutzbringend in Bewegung gesetzt werden können. Ein Brief an Oberst Hammer vom 21. November 1883 bestätigt diese Angaben. In ihm finden sich auch die Gründe angeführt, die Werndl zu diesem Vorhaben bewogen haben : ...... Bezüglich der für das nächste Jahr praktizierten elektrischen Ausstellung in Steyr kann ich Ihnen mitteilen, daß der Anstoß hiezu von mir ausging. Da gerade jetzt in Folge des geringen Geschäftsganges in der Fabrik und der momentanen Arbeitsstockung mehr oder minder alle Gesellschaftsklassen hier arg betroffen sind und mit Bangen eine Besserung erwarten, so glaubte ich eben, durch die Inszenierung einer elektrischen und landwirtschaftlichen Ausstellung den Interessen aller zu entsprechen und meinen Mitbürgern durch den Zuzug von Fremden etc. einen Gewinn zu verschaffen und habe ich, um die Ausstellung zu fördern, oder richtiger gesagt, um sie zu ermöglichen, meine neue Villa, welche zu diesem Behufe ausgebaut wird, samt dem umliegenden Parke zur Verfügung gestellt. Außer, daß sie den vorerwähnten Gründen zu dienen hat, verfolgt die elektrische Ausstellung, wie sie hier geplant ist, im besonderen den Zweck, praktisch vor Augen zu führen, wie man durch Verwendung von Wasserkraft nicht nur eine ganze Stadt, sondern auch einzelne Lokale und kleinere Wohnräume auf billige Weise elektrisch beleuchten kann und soll auch die Kraftübertragung auf elektrischem Wege nach Tunlichkeit vordemonstriert werden.“37) Dazu kam selbstverständlich noch der große Reklameeffekt. Der Ankündigung Werndls wurde in Fachkreisen mit einiger Skepsis begegnet. Ing. J. Krämer, Dozent für Elektrotechnik in Wien, äußerte Zeitschrift für Elektrotechnik, Jg. 1 (1583), S. 166. 37) Kb. 454/7 Nr. 360. 51

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