Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Während Werndl die Patentverhandlungen führte, liefen in den Steyrer Fabriksobjekten25 26) die Vorarbeiten auf Hochtouren. Werndl wollte aus Prestige- und Reklamegründen sicher schon auf der Wiener Internationalen Elektrischen Ausstellung 1883 auftrumpfen, obwohl er in einem Brief vom 21. Dezember 1882 an das Direktionskomitee für die Internationale Elektrische Ausstellung es ablehnte, in die Ausstellungskommission einzutreten.25). Am 30. Jänner 1883 las man in den Objekten der Waffenfabrik folgenden Anschlag : „An die Angestellten und Arbeiter der österreichischen Waffenfabriksgesellschaft in Steyr und Letten ! Mittelst Verlautbarung vom 27. November 1882 habe ich Ihnen die Mitteilung gemacht, daß ich die Erzeugung elektrischer Maschinen und Beleuchtungsgegenstände in Angriff nehmen werde. Da jedoch die Verhandlungen, welche ich in dieser Richtung angeknüpft habe, noch nicht abgeschlossen sind, bin ich gezwungen, mich vorläufig auf die Fabrikation anderer Artikel zu verlegen, damit ich, weil es sonst an Arbeit fehlt, doch den Großteil von Ihnen beschäftigen kann . . ,“27) Als Fabrikation anderer Artikel war die Herstellung von Nähmaschinen beabsichtigt, wie aus einem Brief Werndls an seinen Freund Terey hervorgeht.28) Aus einem anderen Brief, vom 7. 3. 1883, erfahren wir jedoch, daß die Erzeugung von Nähmaschinen wieder eingestellt wurde, da „nach meiner Ansicht der elektrischen Kraftübertragung die Zukunft gehört.“29) Die Verhandlungen dürften inzwischen zu einem Ergebnis gelangt sein, denn der Alpen-Bote führte am 11. Februar aus : „Seit einigen Tagen weilen in unserer Mitte die berühmten Elektrotechniker Schuckert, Kriczik und Piette. Vorgestern ist nun, wie wir hören, eine definitive Einigung erfolgt und die Waffenfabrik ist nunmehr in der Lage, die Erzeugung elektro-dynamischer Maschinen und Lampen nach dem besten System in die Hand zu nehmen.“30) Werndl hatte also die Möglichkeit, die ausgezeichneten Dynamos von Schuckert in der Waffenfabrik nachzubauen und durfte außerdem die Patente von Krizik und Piette (auf Bogenlampen) nützen. In richtiger Einschätzung der Situation fährt der Alpen-Bote in diesem Artikel fort : 25) In folgenden Objekten wurde eine elektrische Abteilung eingerichtet: III, VIII, IX und XII. Die Objekte VIII und XII blieben auch, als die Erzeugung auf den Eigenbedarf eingeschränkt v/urde, die Objekte der elektrischen Abteilung. 26) Kb. 454/6 Nr. 787. 27) A. B. 1883, Nr. 10, S. 3. 28) Kb. 454/6 Nr. 887 (vom 5. Februar 1883). 29) Kb. 454/6 Nr. 917 (an Rudolf Scherz, Wien). 30) A. B. 1883, Nr. 12, S. 3. 48

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