Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Zahlreiche Einzelanlagen wurden in der Folge mit Bogenlampen der verschiedensten Firmen versehen, vor allem auf Bahnhöfen wurden sie installiert: z. B. auf dem Zentralbahnhof in München, auf den Bahnhöfen in Flannover, Berlin, Straßburg u.a. Beleuchtungsversuche fanden auch in Österreich statt. Schon auf der Wiener Weltausstellung 1873 gab es (allerdings in sehr bescheidenem Ausmaße) eine elektrische Abteilung. 1877 bekam die Wiener Oper elektrische Bühnenbeleuchtung. 1879 wurde der erste Versuch einer öffentlichen Beleuchtung unternommen. Dabei wurde der Wiener Schillerplatz durch Joh. Kremenezky mit Jablochkoff-Kerzen beleuchtet. Sie wurden durch eine Wechselstrommaschine gespeist, die mit ihrer Antriebsmaschine, einem Gasmotor, in einem Laden auf dem Getreidemarkt neben dem Gewerbeverein aufgestellt war. Die isolierten Leitungsdrähte lagen frei auf den Gesimsen der Häuser unter den Fenstern des ersten Stockwerkes. Im Frühling des nächsten Jahres folgte eine Beleuchtung des Volksgartens mit derartigen Kerzen.9) Eine Versorgung von Wohnungen mit elektrischer Beleuchtung wurde erst mit der Herstellung einer betriebssicheren Glühlampe möglich. Schon 1854 hatte der nach den USA ausgewanderte Heinrich Göebel Kohlenfaden-Glühlampen hergestellt, die er aus galvanischen Elementen mit Strom versorgte. Seine Versuche erregten einiges Aufsehen, blieben aber ohne nachhaltige Wirkung. Erst 25 Jahre später gelang es fast gleichzeitig Josef Wilson Swan in England und Thomas Alva Edison in Amerika gut brauchbare Glühlampen herzustellen. Edison war es, der die Glühlampe industriereif machte ; er erkannte auch, daß zusätzlich leistungsfähige Stromerzeuger, Leitungen, Isolatoren, Lampensockel, Schalter und Elektrizitätszähler geschaffen werden mußten, um mit anderen Beleuchtungsarten in Wettbewerb treten zu können. Im Januar 1880 patentierte er seine Erfindung und im gleichen Monat fand eine Vorführung statt : die festliche Beleuchtung des Menloj parkes.10) Die erste große elektrotechnische Ausstellung in Paris 1881 bot Gelegenheit, das Edisonsche Glühlampen-Beleuchtungssystem der großen Öffentlichkeit vorzuführen. Diese denkwürdige Ausstellung fiel mitten in die Sturm- und Drangperiode der Elektrotechnik. Der elektrische Strom, erfolgreich in die wirtschaftliche industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts durch den Telegraphen eingeführt, erschien jetzt wieder als die Zukunftshoffnung aller derer, die an der Gesamtentwicklung der Technik interessiert waren. In England hatte man mit den Gesellschaften für elektrische Telegraphie, besonders mit den Kabelgesellschaften, auch finanziell glänzende 9) Sequenz, OHZ 19/8/21. 10) Arnold, S. 52. 43

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