Strom zu erzeugen, konnte die elektrische Beleuchtung aus dem Reich der Pläne und Einzelanwendungen zu größerer praktischer Bedeutung gelangen. 1866 fand Werner v. Siemens das dynamo-elektrische Prinzip. Jetzt war es möglich, wesentlich größere Strommengen zu erzeugen.4) 1876 wurden in den Fabriksräumen von Fa. Krupp in Essen elektrische Beleuchtungsanlagen mit Bogenlampen errichtet. Zahlreiche amerikanische Bogenlicht-Gesellschaften richteten nach dem Wechselstromsystem von Ch. F. Brush in allen Städten Amerikas und in anderen Ländern Beleuchtungsanlagen ein.5) Immer neue Konstruktionen von Bogenlampen oder „Regulatoren“ entstanden ; keine wollte befriedigen. Für jede Lichtquelle, für jede einzelne Lampe brauchte man eine Maschine. Für solche starke Einzellichter aber, die in Anlage und Betrieb sehr teuer kamen, hatte man nur eine sehr beschränkte Verwendungsmöglichkeit. Die „Teilung des Lichtes“, wie man damals die Aufgabe bezeichnete, gelang zuerst Pavel Nikolajewitsch Jablotschkow (Jablochkoff) mit der nach ihm benannten, mit Wechselstrom betriebenen Kerze. Diese bestand aus zwei durch eine Gipsschicht voneinander getrennten Kohlenstäben, die durch den zwischen ihnen gezogenen Lichtbogen gleichmäßig herunterbrannten. Die ersten Beleuchtungsanlagen mit diesen Kerzen wurden in Paris (1877) und durch Siemens in Berlin (1878) eingerichtet.6) Bis Juni 1878 hatte man in Frankreich eine Anzahl öffentlicher Plätze, darunter die Place de la Concorde, mit elektrischer Beleuchtung versehen. Am Schluß der Weltausstellung 1878 von Paris wurden dort bereits jeden Abend tausend elektrische Kerzen entzündet. Inzwischen war man auch von anderer Seite an die Aufgabe, mehrere Bogenlampen in einem Stromkreis zu brennen, herangetreten. Die Differentiallampe7) wurde erfunden. 1878 und 1879 wurden die ersten brauchbaren Differentiallampen patentiert. Bei der Berliner Gewerbeausstellung 1879 gab es eine erste Gelegenheit, die neuen Lampen einem größeren Publikumskreis vorzustellen. Siemens8) beleuchtete damals die Kaisergalerie ; mehrere in einem Kreis geschaltete Bogenlampen brannten. Die Differentiallampen führten sich schnell ein, zumal nun auch ein „schattenloses Licht“ erzielt wurde, indem der Kasten mit dem Regulierungsmechanismus über den Kohlenstäben angeordnet worden war. 4) Nach diesem Prinzip kann sich ein Gleichstromgenerator infolge eines remanenten Magnetismus selbst erregen. 5) Die Streitfrage, ob Gleichstrom oder Wechselstrom besser sei, die dann unter anderem zwischen Siemens-Halske und Schuckert ausgefochten wurde, wurde endgültig 1893 auf der Chikagoer Weltausstellung zu Gunsten des Wechselstromes entschieden (Zischka, S. 171 ff.). 6) Arnold, S. 51. 7) Nach der Schaltung unterscheidet man bei den Bogenlampen Hauptstrom-, Nebenstrom- und Differential-Bogenlampe. Letztere vereinigt die Eigenschaften der beiden anderen, d. h., durch sie wird sowohl die Stromstärke als auch Spannung konstant gehalten. 8) Siemens stellte dort auch-die erste brauchbare elektrische Bahn der Welt vor. 42
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