Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Spiralfelder, in denen sich die „Kj-üglein“ an den Spiralendungen besonders hübsch ausnehmen.68) An dem Brunnen arbeiteten ferner der Rohrschmied Melchior Schnürer aus Linz, der Zinngießer Michael Schießl und die Maler Balthasar Mader und Hans Joachim Mayr. Erst im Jahre 1685 war der Brunnen vollendet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2819 fl. 6 s 20 d.69) Daß für den Abschluß der Brunnensäule die Statue des hl. Leopold gewählt wurde, mag zurückzuführen sein auf die große Verehrung, die dem Heiligen als Landespatron seit dem Mittelalter entgegengebracht wurde und auf den Sieg über die Türken bei Wien. Schließlich war er auch Namenspatron des damals regierenden Landesfürsten (Kaiser Leopold I.), dem die Stadt im August 1680 einen großartigen Empfang bereitet hatte, als er und seine Gemahlin aus Prag zurückgekehrt waren. Im Jahre 1687 vermerkt das Ratsprotokoll : „Der obere Brunnen in der Stadt geht ganz zu Grund“.70) Es handelte sich um den Meerfräulein-Brunnen in der Nähe der Dominikanerkirche. Die Stadtverwaltung beauftragte daher 1688 wieder Peter Pez mit der Errichtung eines neuen Brunnens und gab ihm eine Vorauszahlung von 200 Gulden. Im Juli 1689 hatte er jedoch die Arbeit noch nicht begonnen. Er berichtete dem Magistrat, „daß er die zum Brunnen notwendige Marmorstein von Salzburg nicht haben könne“. Obwohl die Stadt nun forderte, daß der Brunnen bis Michaeli (29. September) gesetzt sein müsse, begann Pez erst im Sommer 1690 mit der Aufstellung desselben und vollendete ihn im Jahre 1691.71) Die Brunnensäule zierte eine vorzüglich gearbeitete Muttergottes-Statue. Der Bildhauer erhielt bis 1691 eine Abschlagzahlung von 400 Gulden, seine Frau Eva nach dem Ableben ihres Mannes im Jahre 1693 noch 20 Gulden.72) In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1882) wurde der Marienbrunnen abgetragen. Die Marienstatue thront heute auf einem Steinsockel an der Pfarrgasse in der Nähe der Stadtpfarrkirche. In der Vorstadt Steyrdorf schmückt den Platz, wo Kirchen-, Sierninger- und Gleinkerstraße Zusammentreffen, ein schon im 17. Jahrhundert erwähnter Brunnen. Da er früher mit einem roten Dache versehen war, wird er noch heute „Roter Brunnen“ genannt.73) Die aus dem Becken aufstrebende Säule krönt eine um 1700 angefertigte Marienstatue74) Ein den kleinen Platz vor dem Hause Berggasse Nr. 14 schmückender Brunnen dürfte schon 1577 errichtet worden sein.75) In der Barockzeit 68) Kästner, Eisenkunst, S. 70 f. 69) F. Bau- u. Straßensachen 1490 — 1777, K. III, L. 19, Nr. 4433. — Renovierungen in den Jahren 1808, 1889, 1930. 1954/55 wurde der Brunnen um Durchmesserlänge gegen Süden versetzt. E. Krobath, Von alten Brunnen unserer Stadt. Amtsblatt der Stadt Steyr v. 1.5. 1962. 70) Rp. 1687, 208. 71j Rp. 1688, 158 ; — 1689, 145 ; — 1690, 81 ; — 1691, 104. — 1693 wurde Pez ersucht, den etwas mangelhaften Brunnen in Ordnung zu bringen. Rp. 1693, 110. 72) Rp. 1691, 159 ; — 1693, 227. 73j G. Goldbacher, Alte Brunnen in Steyr. Heimatland. Jg. XIII, Heft 8, 1936, S. 126. — Die Bezeichnung „Roter Brunnen“ findet sich bereits in einem Schriftstück aus dem Jahre 1772. K. XI, L. 7, F. Postwesen, Nr. 6. 74) Dehio, Oberösterreich, S. 337. 75) Rp. 1577, S. 563. 17

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