Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

werden, welche den Barockstil in Österreich zu einer hohen Bedeutung gebracht haben : Fischer von Erlach, die Carlone, die Allio, Prandtauer, Hildebrand. So ist auch das Rathaus Steyrs ein Meisterwerk dieses Stils im edelsten Sinne. Diese Fassade ist eine Schöpfung von harmonischer Gliederung, von reizender Ornamentik, von prunkvoller Ausführung. Das schöne Portal, Tür- und Fensterumkleidungen, die Piedestale der durch drei Stockwerke aufsteigenden Pilaster sind aus Granit, und dies harte Material mußte es sich gefallen lassen, von Meisterhand zu einer Fülle erfindungsreicher zierlicher Ornamente verarbeitet zu werden. Nur die überaus zierlichen Kapitale der Pilaster sind aus Sandstein. Manches Motiv erinnert noch an die keuschen Formen der Renaissance und über dem Ganzen schwebt schon ein Hauch des Rokoko, das ja in Frankreich seinen Eroberungszug durch Europa begonnen hatte. Nach oben schließt eine kräftige, säulengeschmückte Balustrade die Fassade ab, über der sich der Rathausturm mit seinem überaus zierlichen und fein gegliederten Dache erhebt. Und was das Äußere uns zeigt, das setzt sich auch in den schönen Räumen des Innern fort. Der lichte Hof mit seinen Säulengängen auf der einen Seite des Viereckes, die schönen Graniteinfassungen der Portale mit ihrer mannigfaltigen Ornamentik, reizende Stuckverzierungen lassen den guten Geschmack der Bauherren und des Baumeisters erkennen“.45) f&arocke föobnbauten ln der Barockzeit erhielten mehrere Wohnhäuser neue Fassaden, von denen einige sehr prunkvoll, die meisten aber einfach gestaltet wurden. Wie schon erwähnt, bekamen vornehmlich die durch den Brand des Jahres 1727 beschädigten Gebäude barocke Schauseiten. Besonders bemerkenswert sind folgende Bürgerhäuser: Berggasse Nr. 26: Ehemaliges Benefiziatenhaus, 1738 wahrscheinlich nach Plänen von Gotthard Hayberger erbaut.46) Enge Gasse Nr. 5 : Das Gebäude besaß in der Zeit von 1723 bis 1735 der Handelsmann Franz Brandegski, der jedenfalls nach der erwähnten Feuersbrunst die Fassade prächtig gestalten ließ.47) Der in einer Ecke im Hausgang befindliche aus Stein gemeißelte Kopf wird im Volksmund „Fadingerkopf“ genannt, obgleich zu dem Bauernführer keine Beziehungen nachzuweisen sind. „Es liegt wohl“, so bemerkt M. Frankhauser, „eine baumeisterliche Spielerei vor, indem man das Stück, das vielleicht aus dem Schlosse stammt, nicht nutzlos wegwerfen wollte und also zum Wahrzeichen des Hauses in diese Ecke E. Schmiedel, Aus dem Rathause der Stadt Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post v. 25. 2. 1906. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Dissertation Innsbruck, 1950, Maschinschrift, Bd. 2, Nr. 114. — Rp. 1738, 148, 175, 179, 199. 47) Krenn, Häuserchronik, Diss., Bd. 2, Nr. 170. 14

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