werke. Die talentierte ältere Tochter des Hauses, Josefine, Schubert, Vogl und ich erfreuten uns da der angenehmsten Stunden im abwechselnden Vortrage Schubertscher Lieder und Klavierstücke, und auch vieler Piecen von Opern aus der Voglschen Glanzperiode. Von eigentümlicher Wirkung war, wie ich mich noch gut erinnere, der Versuch (natürlich nur unter uns], den .Erlkönig’ zu Dreien zu singen. Schubert sang den Vater, Vogl den Erlkönig, Josefine das Kind, ich spielte. — Nach der Musik setzten wir uns zum Souper und blieben noch ein paar Stündchen heiter beisammen. — Nun ist längst alles still und verklungen in beiden Häusern“.24] „Es ist nun ganz gewiß, daß Schubert im Jahre 1819 in Hause meines Onkels, des Berggerichts- und Landes-Advokaten zu Steyr, Albert Schellmann (gestorben am 14. März 1844] gewohnt hat, jedoch nicht im ersten, sondern im zweiten Stock. Meine Frau erinnert sich dessen ebenso bestimmt als ich, weil sie als Mädchen damals nebst meiner seligen Mutter und mir in dem nämlichen Hause und Stocke wohnte. Den ersten Stock bewohnte mein Onkel mit seiner Frau (gestorben am 27. Jänner 1845, Schwester meiner Mutter) mit seiner zahlreichen Familie. Für Schubert wäre im ersten Stock gar kein Platz gewesen“.25) Stadler betätigte sich auch als Dichter. So schrieb er das Libretto des Singspiels „Fernando“ und gelegentlich Gedichte. Das nachstehende Festgedicht, das er für Vogls Geburtstag verfaßte und das von Schubert vertont wurde, gelangte bei Koller zur Aufführung : „Sänger, der von Herzen singet Und das Wort zum Herzen bringet, Bei den Tönen deiner Lieder Fällt’s wie sanfter Regen nieder, Den der Herr vom Himmel schickt, Und die dürre Flur erquickt“. „Diese Berge sah’n dich blühen, Hier begann dein Herz zu glühen, Für die Künstlerhöh’n zu schlagen, Die der Wahrheit Krone tragen ; Der Natur hast du entwandt, Was die Kunst noch nicht verstand“. „Da saht ihr Oresten scheiden, Jakob mit der Last der Leiden, Saht des Arztes Hoffnung tragen, Menschlichkeit am Wasserwagen, Saht wie man sich Linen sucht, Bräute holt aus Bergesschlucht“. „In der Weihe deiner Würde Stehst du, aller Sänger Zierde, Auf Thaliens Tempelstufen 2“) Deutsch, Schubert, Erinnerungen, S. 129 f. 25) Deutsch, Schubert, Erinnerungen, S. 131. 14
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