Veröffentlichungen des Kulturamtes, 1973

Schubertiaden in Steyr ln den Jahren nach dem Wiener Kongreß war Steyr noch lange Zeit eine arme Stadt. Die Franzosenkriege hatten ihren Wohlstand vernichtet. „Die meisten Eisenarbeiter“, so berichtet Franz Xaver Pritz in seiner „Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer“, hatten 1817 „keine Beschäftigung und gingen betteln. Selbst die andern Bürger sanken immer im Wohlstände, sie mußten, da die geringen Einkünfte der Stadt kaum zur Deckung der Unkosten für die Besoldung der Beamten hinreichten, alle öffentlichen Lasten bestreiten, die Herstellung der Brücken, die Straßen, Brunnen, Beleuchtung und andere Gemeindegegenstände“ .20) Verheerende Überschwemmungen und Stadtbrände vergrößerten die Notlage. So zerstörten 1821 die Fluten der Enns Brücken und Werksanlagen, sie überschwemmten die Enge und den Stadtplatz. Am 24. Juni 1824 verwüstete ein Großbrand 46 Häuser in der Stadt und 57 in der Vorstadt Ennsdorf. Diese Katastrophen vermochten aber die Schaffenskraft der Stadtbevölkerung nicht zu beeinträchtigen. Unter Bürgermeister Franz Reisser (1819 bis 1842) gelangte Steyr in der Biedermeierzeit wieder zu einigem Wohlstand, der sich auch in kultureller Hinsicht günstig auswirkte. Vor allem war Steyr damals eine Pflegestätte der Musik. Es gab eine hervorragende Bürgerkorpskapelle, die Kirchenmusik erlebte unter dem Regenschori und Turnermeister Franz Gruber einen glanzvollen Aufschwung, im Theater in der Berggasse gelangten Opern zur Aufführung. Die Hausmusik pflegten besonders der Vizefaktor der k. k. Hauptgewerkschaft Sylvester Paumgartner (Stadtplatz Nr. 16), die Familien Scheilmann (Stadtplatz Nr. 34), Koller (Stadtplatz Nr. 11) und Dornfeld (Dukartstraße Nr. 1). In diesen Häusern waren natürlich Schubert und Vogl, als sie in den Jahren 1819, 1823 und 1825 nach Steyr kamen, willkommene Gäste. 2C) F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837, 3. 366 f. 11

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