Veröffentlichungen des Kulturamtes, 1973

Gleichwie der Frühiing die Erde erschüttert, um ihr Grün, Blüten und milde Lüfte zu spenden, so erschüttert und beschenkt den Menschen das Gewahrwerden seiner produktiven Kraft ; denn nun gilt Goethes : ,Weit, hoch, herrlich der Blick Rings ins Leben hinein, Vom Gebirg zum Gebirg Schwebet der ewige Geist, Ewigen Lebens ahndevoll'. Dieses Grundgefühl und die Liebe für Dichtung und Tonkunst machten unser Verhältnis inniger ; ich dichtete, er komponierte, was ich dichtete und wovon vieles seinen Melodien Entstehung, Fortbildung und Verbreitung verdankt“.7) Und Schubert vertonte nicht weniger als 47 Gedichte seines Freundes aus der Eisenstadt, mit dem er in den Jahren 1819 bis 1821 das erwähnte Zimmer im Hause Wipplinger- straße Nr. 420 bewohnte.8) „Mayrhofers Gedichte“, berichtet der mit Schubert befreundete Josef von Spaun, „begeisterten Schubert zu herrlichen Liedern, die wohl zu seinen schönsten Werken gehören. Mayrhofer versicherte oft, seine Gedichte seien ihm erst lieb und klar, wenn Schubert sie in Musik gesetzt“.9) Mit Mayrhofer, der 1820 die Stelle eines Revisors beim ZentralBücherrevisionsamt in Wien erhalten hatte,10 *) pflegte auch der aus Steyr gebürtige Adam Haller, später Stadtarzt in Linz, in der Zeit von 1825 bis 1831 „einen sehr vertraulichen, innigen Umgang“. Mit Schubert verbrachte Haller „viele Abende“ in den Jahren 1825 und 1826.") Die dritte, und für Schubert wohl bedeutsamste Begegnung mit einem Musikliebhaber aus Steyr fällt in das Jahr 1817. Damals begann sich der berühmte Hofopernsänger Johann Michael Laurentius Vogl (10. 8. 1768 bis 19. 11. 1840) für Schuberts Liederkompositionen zu interessieren. Im Taufbuch der Stadtpfarre Steyr werden als Eltern des Sängers Johann Michael Vogl und Klara, geborene Pauriedl angegeben.12) Der Vater war Schiffschreiber bei dem Steyrer Schiffmeister Johann Cari Selhamer. Im Jahre 1760 kaufte er das Haus des Fragners Anton Klausriegler in der Haratzmüllerstraße und erhielt das Bürgerrecht auf die Fragnerei (Lebensmittelhandel).13) Er war also nicht, wie die einschlägige Literatur zu berichten weiß, als Schiffmeister tätig. 7) O. E. Deutsch, Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, 1957, S. 8 f 8) C. H. Watzinger, Der Dichter Johann Mayrhofer. Ein Steyrer Freund Franz Schuberts. OberdonauZeitung v. 25. 1. 1944. 9) Deutsch, Schubert, Erinnerungen, S. 110. 10) Deutsch, Schubert, Dokumente, S. 34. u) Deutsch, Schubert, Erinnerungen, S. 43 : Hallers Bericht an den Schubertbiographen Ferdinand Luib v. 25. 7. 1858. — E. Zawischa, Franz Schubert und seine Steyrer Freunde. Festschrift Gesellschaft der Musikfreunde Steyr, 1963, S. 54. 12) Stadtpfarramt Steyr, Taufbuch, 10. August 1768. 13j E. Neweklowsky, Die Schiff- und Floßleute von Steyr. Oberösterreichische Heimatblätter, Jg. 9, Heft 2/3, 1955, S. 126 — A. Haindl, Die Ergänzung der Bürgerschaft Steyrs im 18. Jahrhundert. Phil. Diss. Innsbruck, 1950, Bd. II, S. 155. 8

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