eine Untersuchungskommission eingesetzt wurde, unterblieben kirchen– behördliche Weisungen. Ohne eine Erledigung abzuwarten, begann daher der Abt im Jahre 1702 mit dem Bau der Wallfahrtskirche. Nach dem Plane von G i o van n i Bat t ist a Carlo n e wurden bis 1703 die Mauern bis zum Gewölbeansatz aufgeführt. In diesem Jahre verlangte das Bischöfliche Ordinariat, über das eigenmächtige Vorgehen des Abtes entrüstet, die sofortige Einstellung der Bauarbeiten und die Überstellung des Christkinds in eine andere Kirche. Die von Abt Anselm geführten Verhandlungen in dieser Angelegenheit zogen sich fünf Jahre hin. Erst am 16. April 1708 langte aus Passau die Erlaubnis zur Weiterführung des Kirchenbaues ein, der nun dem Baumeister J a k o b P r a n d t a u e r übertragen wurde. Im Rahmen einer kirchlichen Feier konnte der Abt am 29. September die einfache Benediktion des bis auf die Kuppel ausgebauten Gotteshauses vornehmen255 ) . Die Vollendung desselben erfolgte erst unter Abt Ambras Freudenpichl (1715-1729)256 ). Im 19. Jahrhundert (um 1880) wurden die Fassadentürme Prandtauers nach Plänen des Linzer Baumeisters 0 t t o S chi r m e r erhöht. Die Wallfahrtskirche Christkindl ist durch den Rundbau und den vier nach außen tretenden Apsiden ein im süddeutschen Barock isoliert stehendes Bauwerk. Sie wurde so gebaut, daß Fichtenstamm und Gnadenbild auf dem ursprünglichen Platz verbleiben konnten. So bildet die Fichte auch das Kernstück des um 1720 wahrscheinlich von dem Bildhauer · L e o n h a r d S a t t 1 e r aus St. Florian . geschaffenen Hochaltars. Er zeigt im oberen Strahlenkranz Gott Vater, im mittleren den Heiligen Geist und im unteren das aus Wachs gestaltete zwölf Zentimeter hohe Gotteskind. Eine in Kupfer getriebene, vergoldete Weltkugel, eine Arbeit des Kupferschmiedes Josef Hiebe r , bildet den Tabernakel. Der Altar ist nicht architektonisch gegliedert, aber theologisch gut durch– dacht, er symbolisiert die Menschwerdung Christi. Das Kuppelfresko „Himmelfahrt Mariens" und das prächtige figurenreiche Weihnachtsbild am linken Seitenaltar sind Werke des Hofmalers Kar 1 von Res 1f e 1d. Das Gemälde des rechten Seitenaltares, eine „Kreuzi– gung" des Malers Kar 1 Lot h, kaufte Anselm im Jahre 1710, es stammt aus dem Kloster Tegernsee. Die mächtigen Rahmen dieser Altäre schnitzte M a r i a n R i t t in g e r aus Garsten. Schon im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts kamen Pilger aus Ober– und Niederösterreich, Salzburg und Steiermark, aus Italien, Krain, Böhmen und Mähren nach Christkindl. Etwa 400 silberne Votivgaben und mehrere 255 ) J. Perndl, 250 Jahre Christkindl. Sonderdruck aus dem Jahresbericht des Kollegium Petrinum 1957/ 58, S. 3 ff. 256 ) Leopold Arthofer, Geschichte von Garsten, o. J., S. 78. 89
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