Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Erst im Jahre 1642 konnte der Umbau der Dominikanerkirche, für den schon im Jahre 1636 Kaiser Ferdinand II. dreihundert Stämme Rüst- und Bauholz aus den Wäldern seiner Herrschaft Steyr zugesagt hatte111 ), in Angriff genommen werden. Sammlungen in der Stadt und auf dem Lande und größere Geldspenden mehrerer Wohltäter ermöglichten den Bau. Obwohl die Stadtobrigkeit geneigt gewesen wäre, dem Predigerorden zu helfen, mußte sie dessen Bitte um Unterstützung im Hinblick auf die ungünstige Finanzlage ablehnen. Sie war aber bereit, ein Empfehlungs– schreiben auszustellen, mit dem die Ordensleute um Beiträge für den Kirchenbau bei den Bürgern vorsprechen konnten112 ) . Wolf Rändl, Untertan der Herrschaft Gschwendt, lieferte aus der Pfarre Losenstein Tuffsteine, von denen jeder 15 Zoll lang und einen halben Schuh hoch war, 100 Stück kosteten 9 Gulden. Auch der Steinmetz Poiger in Garsten besorgte mehrere Fuhren Baustein, die Fuhr um 1 Gulden 30 Kreuzer. Den Bau des Gotteshauses, der sich bis 1646/47 hinzog, leitete der Maurermeister H an s T an n e r , die Bauaufsicht und die Regelung der finanziellen Angelegenheiten oblagen Fr. Johann Sengler113 ). Die Kirche, deren Vorplatz zwei um 1650 errichtete Kapellen mit wirkungs– vollen Passionsgruppen flankieren, tritt mit ihrer zweigeschossigen doppel– türmigen Westfassade aus der Fluchtlinie der ennsseitigen Häuserzeile des Stadtplatzes zurück. Über dem rundbogigen Türsturz des mittleren Portals befindet sich ein gerades Gesims mit geschwungenen Giebelstücken. Zwischen diesen erblickt man eine Nische mit der Statue der Muttergottes, im Giebelfeld das Standbild des heiligen Dominikus114 ). Auch in den folgenden Jahren wurde, wie aus den Ratsprotokollen hervorgeht, an den Gebäuden der Dominikaner gearbeitet. So gab 1649 der Magistrat dem Konvent des Predigerklosters 100 Gulden für das Kirchengebäude115 ) . 1652 beschwerte sich der Orden bei der Stadtobrigkeit über die mangelhafte Arbeit des Zimmermeisters Hans Khlinsner116 ) . Die Statuen in der Vorplatz-Kapellen117 ) dürfte wohl der Bildhauer E 1i a s S tu r m b e r g e r angefertigt haben. Im Jahre 1647 erlangte er 111 ) Pritz, Steyer, S. 22. 112 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 24 (1963), S. 7. ll 3 ) Schroff, Regesten, Bd. 6, S. 389, K. XI. - Bei den von Schroff erwähnten „hand– schriftlichen Aufzeichnungen der P. P. Dominikaner" handelt es sich jedenfalls um die von 1472 bis 1721 reichenden „Annalen" des Predigerordens im Oberös terr. Landesarchiv in Linz, Herrschaft Steyr, Hs. Nr. 1517. - H . Tanner kaufte 1641 die eingestürzte Trißlische Behausung am Pfarrberg (heute Pfarrgasse Nr. 12); Rp . 1641, 343. - I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, VKSt., 1951, S. 86. - Tanner arbeitete auch an der Stadtpfarrkirche: 1648 erhielt er für seine Arbeit 27 fl. 1 s 18 d; 1658 den Betrag von 15 fl. 24 d; 1659 verrichtete er Maurerarbeiten an den Altären und am Gewölbe, wofür er 3 fl. 1 s 26 d bekam. F. Pfarrkirchenrechnungen, K. XI, L. 29: Rechnungen der Jahre 1648, 1658, 1659. 114 ) Dehio, Oberösterreich, S. 329. 115 ) Rp. 1649, 251. ll 6 ) Rp. 1652, 87. 117 ) Letzte Renovierung 1960 durch Chlothilde Rauch in Altmünster. Linzer Volksblatt 62

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