Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Besondere Beachtung verdient die um 1770 errichtete prächtige Kanzel. Den wappengeschmückten Schalldeckel krönt die Statue des Guten Hirten. Als bemerkenswerte Leistungen werden die Gemälde im Langhaus und im Chor bezeichnet. Sie zeigen die Evangelisten und die Kirchenlehrer. Eines dieser Bilder schuf die Malerin M a r i a K a t h a r i n a G ü r t - 1er 71 ). Erwähnenswert sind ferner zwei mächtige Messingleuchter, die 1727 von Silvius Creuz in Linz gegossen wurden72 ). Am 21. Juli 1773 befahl Papst Klemens XIV. die Aufhebung des Jesuiten– ordens. In Steyr vollzog die Auflösung der Ordensniederlassung der Kreis– hauptmann Franz von Sonnenstein. Die Wirtschaftsangelegenheiten über– trug man dem früheren Prokurator73 ). Als „der Jesuiten Güter Revident" wird 1774 in den Archivalien Ignaz Castelli genannt74 ). Die „Super– intendenz bei St. Michael", wo nach Auflösung des Ordens weiterhin Jesuiten wirkten75 ), oblag dem Stadtpfarrer Anselm Egger. ,,Kirchen Superior" war der Benefiziat Johann Michael Wessiken, dem Kirchen– pröbste zur Seite standen76 ). Das am 11. August 1774 aufgenommene „Inventarium" verzeichnet: 1 großes mit „Silber-Laubwerk" verziertes Kruzifix, 2 Monstranzen, 1 Muttergottes-Statue auf einem versilberten Postament, 4 Ciborien, 15 Kelche mit Patenen, 3 Paar Opfer-Kandl mit Tassen, 6 große Leuchter zum Hochaltar, 1 große silberne Lampe, 1 mit Silber beschlagenes Meßbuch . Bei einigen Altären befanden sich Votivgaben in Silber (,,Silberne Opfer") wie Frauen-, Manns- und Kinderfiguren, Augen, Herzen, Füße, Hände und Münzen7i) . Wahrscheinlich befand sich damals in der Kirche auch noch das um 1710 angefertigte, den Sturz der Engel darstellende Terrakotta– Relief, das als Widmung des Eisenhändlers Josef von Koller 1847 in das Landesmuseum in Linz kam78 ). Im Jahre 1777 verfertigte der Goldschmied Ferdinand Leicher für die Kirche eine Lampe aus Silber um den Preis von 83 Gulden 16 Kreuzer 2 Pfennig79 ) . Von den Reparaturen, die nach 1773 notwendig geworden waren, seien angeführt die Instandsetzung der Orgel und die Aufstellung neuer Kirchen– stühle im Jahre 177980 ). 71 ) Dehio, Oberösterreich, 5. 330 f. 7 ~) Harter, St. Michaeler-Kirche, a. a. 0. 73 ) R. Hittmair, Der Josefinische Klostersturm im lande ob der Enns (1907), 5. 28, 30. 74 ) Vorstadtpfarrkirche St. Michael 1773-1795, K. VII, Fach 12, F. Nr. 350. 75 ) H. Ferihumer, Erläuterungen zum Historischen At!as. II. Abt. Die Kirchen- und Grafschaftskarte. 7. Teil: Oberösterreich (1956), 5. 431. 76 ) Vorstadtpfarre St. Michael 1773-1795, K. VII, Fach 12, F. Nr. 350. 77 ) Ebenda: ,,Inventarium über den Kirchen Vorrat bei St. Michael in Steyr A D 11.8.1774". 78 ) H . Ubell, Geschichte der kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des oberöster– reichischen Landesmuseums. Museal-Jahresbericht, Bd. 85 (1933), 5. 205. 79 ) Vorstadtpfarre St. Michael 1773-1795, K. VII, Fach 12, F. Nr. 350: Rechnung 1777/78. 80 ) Im Jahre 1779 ersuchte der „Vorsteher der Michaelis-Kirche" die Landeshauptmann– schaft um die Genehmigung zur Anschaffung neuer Kirchenstühle. Schroff, Regesten, Bd. 6, 5. 702; K. XI. 58

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