Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

den Spitalverwalter Adam Leopold Bichler, dafür zu sorgen, daß in dieser Angelegenheit ein „balder Anfang" gemacht werde. Der von Baron v. Riesenfels, dem in diesem Raume Gründe gehörten, dagegen eingebrachte Protest wurde zurückgewiesen. Der Magistrat erklärte, daß der Ziegelstadel in die Jurisdiktion der Stadt gehöre und Ziegel dringend benötigt würden20 ). Am 3. März 1728 bewilligte er Stadlmayr die Erbauung des Ziegelofens21 ). Wie die nachstehend angeführten Steyrer Veduten zeigen, beeinträchtigten auch die Bauwerke der Barock- und Rokokozeit kaum den mittelalterlichen Charakter der Stadt Steyr. Stadtansichten Die dieser Stilepoche angehörenden Ansichten der Eisenstadt sind Kupfer– stiche und farbige Darstellungen. Ein von M a t t h ä u s M e r i a n 22 ) angefertigter Kupferstich zeigt die „Kayserl. Statt Steyr" im Jahre 164923 ) . ,,Die Ansicht ist" nach A. Marks „ein schönes Beispiel für die bei Merian verschiedentlich verwendete Form des Planprospektes, einer Verbindung von Grundrißplan und Schrägansicht aus der Vogelperspektive."24 ) Im Jahre 1674 erschien die „Topographia Austriae Superioris modernae" des Leonsteiner Pfarrers und Topographen Georg Matthäus V i s c her 25 ). Unter den 222 Ansichten dieses Werkes findet sich auch eine Darstellung der Stadt Steyr, die den Stich Merians zur Grundlage hat. 20 ) Rp . 1727, 299; - 1728, 37, 50, 74. 21 ) F. Bau- und Straßensachen 1490-1777, K. III, L. 19, Nr. 4449. - Als 1763 Stadlmayr kein Holz zum Ziegelbrennen hatte, verfügte der Rat, daß die hiesigen zwei „Sag– müller ihm das nötige Holz zu einem „billigen und christlichen Preis" überlassen mögen. Rp. 1763, 130. 22 ) Matthäus Merian, geb. 22. September 1593 in Basel, Kupferstecher und Verleger. Er übernahm die Kupferstecherwerkstatt seines Schwiegervaters in Frankfurt am Main. Gest. 19. 6. 1650 in Bad Schwalbach bei Wiesbaden. A. Marks, Oberösterreich in alten Ansichten (1967), S. 383. 23 ) Aus Matthäus Merian, Topographia provinciarum Austriacarum 1649. 24 ) Marks, Oberösterreich, S. 356. 25 ) G. M. Vischer, geb. 22. 4. 1628 in Wenns (Pitztal); Benefiziat in Andrichsfurt, 1666 Pfarrer in Leonstein, 1684 Mathematiker am Hof zu Wien, gest. 1696 in Linz. Für die oberösterreichischen Landstände fertigte er auch 1667/68 eine Landkarte von Ober– österreich an. Marks, Oberösterreich, S. 387. - Eine Karte des Landes ob der Enns zeichnete 1622 der Schreib- und Rechenmeister Si e g m u n d Pi c h I e r in Linz. Am 30. September 1624 begab er sich nach Regensburg. J. Schmidt, Linzer Kunst– chronik. 1. Teil. Die Baumeister, Bildhauer und Maler (1951), S. 44, 101. - Pichler dedizierte am 10. Jänner 1624 Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr „den Abriß des Landts und ain rechnung durch aritmetische khunst", er erhielt dafür 6 Gulden. Rp. vom 10. 1. 1624, S. 16. 49

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