Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Eine große Anzahl von gehenden und fahrenden Boten vermittelten den Post- und Gepäckverkehr in die nähere und weitere Umgebung der Stadt. Am 7 . April 1834 wurde dem Magistrat vom Kreisamt ein „Bauelaborat" zur Herstellung eines neuen Schulhauses in Aichet mit dem Auftrage zugestellt, sobald als möglich Kostenvoranschläge einzuholen. Das Haus Aichet Nr. 104, in dem die Schule bisher untergebracht war, wies schon verschiedenartige Mängel auf, so daß das städtische Bauamt im Dezember 1834 den Auftrag erhielt, die notwendigen Reparaturen vorzunehmen. Vermutlich wurden dem Kreisamt in der Folgezeit die Kostenvoranschläge eingesandt. Aber erst Ende Juni 1836 vermerken die Ratsprotokolle, daß das Kreisamt den Bau der neuen Schule bewilligte und gleichzeitig auch eine Erweiterung der Straße nach Sierning anordnete. Gefordert wurde von der erwähnten Behörde, daß der Bau nur dann aufgeführt werden könne, wenn gleichzeitig die Schule in Ennsdorf aufgelassen werde. Weiters wurde erwähnt, daß die Baukosten nicht von der Stadt allein, sondern auch von den betroffenen Dominien mitzutragen wären. Die „politische Verfassung" der deutschen Schulen bestimmte ja, daß den Baugrund Obrigkeiten, Patrone und Gemeinden gemeinsam zu erwerben hätten. Die Grund– obrigkeiten mußten Baumaterialien, Patrone die Handwerkerarbeiten be– zahlen, die Gemeinde Hand- und Zugrobot leisten. Der Baubeginn, so ordnete es das Kreisamt an, solle bis zum nächsten Jahre verschoben werden, weil die Kosten im Steyrer Haushaltsplan nicht präliminiert waren. Endlich, am 6. April 1838, befahl das Kreisamt die „sofortige Einleitung des Schulhausbaues". Dieses neue Gebäude war für die Schüler der ,,Gemeinden" Ort, Steyrdorf, Bei der Steyr, Wieserfeld und Aichet vor– gesehen. Es sollte auf dem Grunde des damaligen Hauses des Josef Ernst in Aichet Nr. 21 errichtet werden. Man entschloß sich, dieses Haus abtragen zu lassen, da es nur aus „Holz und Kieselsteinen" erbaut und somit billiger zu erwerben war, während das alte Schulgebäude in Aichet Nr. 104 einen Wert von 800 bis 1.000 Gulden C. M. hatte. Es war schon mit Josef Ernst verhandelt worden, der geneigt gewesen war, seine „Realität" für die alte Schule hinzugeben. Da Ernst jedoch kurz nach den Verhandlungen starb, setzte man sich mit den Erben ins Benehmen, die sich mit den früheren Abmachungen einverstanden erklärten. Über Ver– anlassung des Kreisamtes wurde den Erben, zu Handen der Witwe Ernst, der Auftrag erteilt, das Haus binnen vier Wochen zu räumen. Von ihnen wurde erklärt, daß sie sich den Räumungsbefehl fügen wollten, doch forderten sie eine Wohnung92 ). Den Vertretern der Bürger in der Gemeindestube sagte diese Lösung nicht zu. Die Okonomieräte Woisetschläger, Grassel und Kaindl erklärten, daß 92 ) RP 1838 A , 328. 37

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