Zum Dank für den glimpflichen Verlauf der Pest im Jahre 1713 ließen Bürger Wegkapellen und Kreuzsäulen errichten. An der Straße nach Garsten (Leopold-Werndl-Straße) steht auf einer kleinen Anhöhe die 1714 erbaute Bert h o 1d - Kap e 11 e 330 ) . Anläßlich der Restaurierung im Jahre 1967331 ) kam die ursprüngliche Wandmalerei, die den hl. Berthold zeigt, zum Vorschein . Eine Kapelle aus dieser Zeit steht unterhalb des Schlüsslmayrhofes an der Aschacher Straße. Bedeutende barocke Pestsäulen sind die Dreifaltigkeitssäule und die Mariensäule. Die an der Leopold-Werndl-Straße vor dem Hause Nr. 40 befindliche Pestsäule krönt die Hl. Drei f a 1t i g k e i t (Gnadenstuhl) . Sie wird flankiert von den Pestheiligen Sebastian und Rochus. Der mensaartige Sockel zeigt ein Relief der hl. Rosalia332 ). Ursprünglich stand die von den Bürgern 1714 gestiftete Säule „gleich außer dem Pfarrtor am dortigen kleinen Platzl". Als im Jahre 1804 das in diesem Bereich befindliche ,,Pfarrbrückl" abgebrochen und dafür ein Erddamm aufgeworfen wurde, trug man die Säule ab, um sie gelegentlich an einer anderen Stelle wieder aufzurichten. Im Jahre 1819 kaufte der k. k. Tabakverleger Alois Richter von der Stadtgemeinde die Barocksäule um 100 Gulden und wollte sie in der Nähe des ihm gehörigen Lilienhofes an der Garstner Straße (heute Brotfabrik) aufstellen lassen. Aber schon am 24. Jänner 1820 starb Richter, und am 20. Juli seine Gemahlin. Auf Kosten der Erben und unter Aufsicht des Verlassenschaftskurators Ignaz Schroff wurde am 19. September 1820 mit der Aufstellung der Dreifaltigkeitssäule begonnen. Da beim Abtragen derselben im Jahre 1804 der über zwölf Zentner schwere Säulenschaft stark beschädigt worden war, mußte er erneuert werden, wozu man das Material aus dem Steinbruch in der Raming (Kleinraming) holte. Bei der Grundsteinlegung verwahrte Schroff im untersten Postament eine in Blechbüchsen eingelegte Gedenkschrift. Am 4. Oktober wurde der Säulen– schaft aufgesetzt333 ). Die M a r i e n s ä u 1 e oder das „ M e s s e r e r k r e u z " auf dem Wieserfeldplatz stand anfänglich in der Nähe des Gleinkertores am Fuße des Schnallenberges. Es fehlen auch hier nicht die Pestheiligen und eine reliefartige Darstellung der hl. Rosalia. Im Jahre 1848 wurde die Säule renoviert und auf dem Wieserfeldplatz aufgestellt334 ). 330 ) Pritz, Steyer, S. 326. In der Näh e der Kapelle war ein „Pestfriedhof". 331 ) 1902 ließ die Garstner Lehrerin Anna Schweighofer die Kapelle erneuern. Der Maler An t o n S t er n (1827- 1924) malte das Bild des hl. Berthold auf eine Kupferplatte, mit der das alte Fresko abgedeckt wurde. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1903, S. 154. - 1967 wurde die Kupfertafel entfernt und das ursprüngliche Fresko von Prof. Dr. M ay rhofer erneuert. 332 ) Derzeit befindet sich die Säule zur Res taurierung bei ak. Bildhauer Leopold Hollnbuchner. 333 ) Schroff, Regesten und Annalen, Bd. 2, S. 96, 102, 103. 334 ) Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 26 (1965), S. 38 f. 102
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