Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

Dr. Cciccilta D o p p I c r „Das lange Geld" (Notzeiten zu Beginn de- 50 jährigen Krieges) Wirtschaftliche und politische Nöte sind Fakten, die die Menschheit seit ihrem Beginn in elementarer Weise beschäftigen. So ist in einem Großteil der heutigen Bevölkerung die Erinnerung an derartge schwierige Zeiten noch sehr lebendig; es ist daher durchaus aktuell einmal auch eine wirtschaftliche Notzeit näher zu beleuchten, die schon mehr als dreihundert Jahre zurückliegt. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Erscheinung des „Langen Geldes" (Inflation), von der die Eisenstadt zu Beginn des dreißigjährigen Krieges in deit Jahren (6(9 — (624 aufs schwerste heimgesucht wurde. Glücklicherweise ist die Peimatforschuna auf Grund der genauen Darstellungen in den Annalen des Schulmeisters Wolfgang Lindner und der Chronik des Färbers Jakob Zetl in der Lage, nicht nur die Inflation, sondern auch die Preise auf dem Lebensntittelsektor (Getreide, Wein, Fleisch) für den angegebenen Zeitraum genau zu rekonstruieren. Das folgende, aus diesen Angaben erstellte Diagramm spart viele Worte und zeigt den verlaus des wirtschaftlichen Geschehens sehr deutlich. Betrachten wir nun die Entwicklung des Geldes, sehen wir, daß im Oktober I6i<) erstmals ein Steigen des Gold- und Silbergeldes im Preis erfolgte: Lin Taler, der früher 12 Schilling galt, war nun 14 Schilling wert, im Jahre >621 betrug die Entwertung des Geldes bereits 78 %. vom darauffolgenden Jahr berichtet der Chronist „In diesem Jahr hat sich daß lange gelt angefangen, ist in allen Münzbenkhen lauthcr schlechtes gelt, alß golditter Jwelffer, vier und Zwainziger, Alaine Gröfchl und Bayrische Landtmünz geprägt worden, da hat jedermann gclts genueg gehabt, Eß ist alle Sachen Theur worden, auch Aain guettes gelt Zu bekhommen gwest, also das die Leuth großen Mangel leiden mueffen." Der absolute Höhepunkt der Geldentwertung, die äußerst erplosiv erfolgte, war im April >622 erreicht, als der Geldpreis 700 % über der Ausgangsbasis lag. Noch im Spätherbst desselben Jahres erging ein Befehl des Herzogs Marimilian von Bayern — er war Pfandinhaber des Landes ob der Enns — daß das Geld auf die „Pellfte deß Wertstes herabfallen solle" ; schon zu diesem Zeitpunkt wurden auch die geringeren Münzen in ihrem Wert auf die Pälfte reduziert, das Aupfergeld und die Bayrische Landmüuze wurden völlig aus dem 77

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