Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

Ecktürme und einen zwischen zwei Trakten liegenden überdeckten Arkadenhof."2) Die an einem Türstock sichtbare Jahreszahl (586 mag vielleicht auf die Umgestaltung in der Renaissaneezeit Hinweisen. Während Pritz schreibt, daß sieh der Hof einst in den Händen der Engel von Wagrein befunden habe (Engelhof!),"8) fehlt dieses Geschlecht in der von F. Berndt erstellten Ligentümerliste, nach der nur die reichen Handelsfamilien Iuvernumb und Straffer im 16. Jahrhundert Besitzer des Schlosses maren."9) Wohnbauten In unserer Stadt gibt es nicht wenige gotische Wohnbauten, die bis in die Gegenwart ihre in der Renaissancezeit erfolgte Umgestaltung bewahrt haben und diese Änderung nicht selten durch eine Jahreszahl bekunden. „Die Bautätigkeit beschränkte sich von der Mitte des *6. bis Anfang des 17. Jahrhunderts", fo heißt es in Dehios Handbuch, „auf die hofseitige Erweiterung der Häuser und hat im Stadtbild wenig Ausdruck erfahren. Bei den wenigen Neubauten hielt man sich meist an den alten Typus, dessen Fassade nunmehr bei flacherem Giebel glatt belassen und verputzt wurde, zuweilen treten, besonders an Eckhäusern, runde Türme auf. Umso eindrucksvoller äußert sich die Renaissance in den Höfen. Gegenüber dem schmalen gotischen Hof strebt der Renaissance-Hof nach Geräumigkeit, Regelmäßigkeit und Helle, am liebsten bei quadratischem Grundriß (häufig Vereinigung zweier gotischer Häuser). In den Arkaden und Galerien herrscht der reine Halbkreisbogen, die Säulen sind meist leicht geschwellt".'98) Als Fassadenschmuck waren die aus ©beritalien stammenden A ratzputzve r- zierungen (S graffito s)12') besonders beliebt. Die Sgraffito-Technik, von Fachleuten als „rustikale Runftllbung" gewertet,'22) bestand darin, daß auf den Rauhputz ein schwarzer „Aratzgrund"'28) in Putzmörtelstärke aufgetragen wurde. Darauf kam eine aus weißer Aalkfchlämine hergestellte „Aratzschicht", die in feuchtem Zustande mit einem zugeschärften Bandeisenstück soweit weggekratzt wurde als dies zur Erzielung der vorgesehenen weißen oder schwarzen Verzierung notwendig mar.'24) vornehmlich sind ornamentale oder architektonische Zeichnungen an den Fassaden zu sehen, aber auch aus dem Tier- und Pflanzenreich stammen einzelne Motive, figurenreiche Darstellungen fehlen.'2H Ist der Sgraffitoschmuck in Steyr noch gut vertreten, so sind von den wenigen Wandmalereien dieser Aunstepoche nur mehr Reste vorhanden. Manche kamen erst bei Restaurierungsarbeiten zum Vorschein.117 118 119 120 121 122 * * * 117) Dehio, Oberösterreich, S. 333. 118) Pritz, Steyr, S. 41. 119) F. Berndt, Häuserverzeichnis, Manuskript, o. J., fol. 853/54. 120) Dehio, Oberösterreich, 8. 333 f. 121) sgraffiare wegkratzen. — St.A., Rp. 1591, 261 : Erwähnung „wälischer Maurer". 122) Baldass, Feuchtmüller, Mrazek, Renaissance in Österreich, Wien, 1966, S. 66. m) Der Kratzgrund war manchmal auch grau oder rot gefärbt. ,24j R. K. Donin, Schloß Pottschach. Festschrift (1951), S. 225. — F. Berndt, Steyr war ein Zentrum der Sgraffito-Kunst. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage v. 4. 12. 1952. ,25) O. Oberwalder, Oberösterreichische Sgraffitoverzierungen. Heimatgaue, Jg. 3 (1922), S. 39 f. 64

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