Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

3000 Gulden zu erlegen. Die Stadt war auch bereit, einen ebenso hohen Geldbetrag „auf menschliche Ewigkeit" zu erlegen und davon jährlich 5 Prozent Zinsen, also >so Gulden, zur „Unterhaltung der Rirchengebäu und anderer notwendigen Rirchenbesserung" zu bezahlen.43) Da aber in diesen Jahren die Stadt Steyr den größten wirtschaftlichen Tiefstand ihrer Geschichte erlebte, zog sich die Überweisung des zugesagten Geldes in die Länge. Am 7. Juli >62y erinnerte daher Graf perberstorf im Aufträge des Kaisers Bürgermeister, Richter und Rat zu Steyr an die -eingegangene Verpflichtung und verfügte, das Geld von der Emigranten-Nachsteuer abzuzweigen. „Demnach die Röm. Kaiser!. Mas. glaubwürdig berichtet sein", so schrieb perberstorf, „wie daß die Pfarrkirchen bei euch, noch längst vor diesem, und nachsolglich bei Inhabung der Unkatholischen, in solches Abnehmen geraten, daß fast niemand darinnen sicher verbleiben, und wo nit eheiste Baubesserung sürgenommen, selbige ganz und gar zu Boden gehn würde, benebens aber auch die gewisse Nachrichtung haben, daß (Eure geweste Bürgermeister und Vorgeher und zum Teil Ihr selbst von den unkatholisch emigrierten Bürgern, auch unter anderm sub titulo dieses Kirchen- gebäus, ein ziemliche sich auf viel >000 fl. belaufende Nachsteur in liegenden Grundstücken, päusern und Schuldbriefen, davon dann diesem baufälligen Kirchen- gebäu und was demselben anhängig, gar leichtlich zu Helsen, in lfanden behalten und deroweg nur durch gemessenen Befehl unterm dato den >7. Juni nächsthin mir allergnädigst auferlegt, bei euch di-e gewisse Verfügung zu tun, daß Ihr zu vorberllhrtem Ende von solcher Nachsteur 5000 fl. bares Geld oder so viel in richtig und eheist eindringlichen Schuldbriefen Luch und Eurer Seelenheil selbst zum besten gutwillig dargeben und erfolgen lassen sollet"?') Die Stadtväter meldeten dem Grafen, daß sie dem Kirchenbau „nach und nach" finanzieren werden?") Da aber kein Geld -einlangte, war Abt Anton gezwungen, am 3. Mktober >630 von Steyr den Betrag von sooo Gulden zu fordern. In einem ausführlichen Schreiben betont er, daß es nur seiner „Bearbeitung und Sorgfältigkeit" zu danken sei, wenn die Pfarrkirche nun gewölbt ist, „vielleicht wäre sie sonsten noch >oo Jahr als unauserbaute gestanden". Er werde „aus eigener Rasta ein mehrers dazutun, auf Mittl gedenken, damit noch dieses Jahr die Fenster und das Gemälde („gemähl") so weit das Gerüst ausgerichtet, möge verfertiget werden"?') Zu Beginn des Jahres >63 > verfügte der Magistrat, daß die Schwindenhamberische Nachsteuer im Betrage von >500 Gulden dem Abte eingehändigt werde, doch wurde ihm bedeutet, „künftig gern. Stadt mit weiterer Urgierung zu verschonen"?") Wahrscheinlich handelte es sich um die letzte Rate, denn in dem am 26. März >63> erstellten Libell Uber die Nachsteuer der Exulanten findet sich am Schlüsse der vermerk: „Item zum alhirigen Pfarrkirchen vnd pfarrhoff geben ist albereith geben worden eooo fl."53) Zum Bau des Gotteshauses gab auch Raiser Ferdinand II. dreitausend (Bulben,54) einige Bürger stellten sich mit Geldspenden ein?5) «1 St A., F. Pfarrkirche, 1601 — 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. — Vgl. F. X. Fritz, Steyr, S. 278. — E. Krobath, Bürgermeister, Heft 23, 1962, S. 45. 4,1 St.A., F. Pfarrkirche 1601 — 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. 50) Ebenda. 51) Ebenda. M St.A., Rp. 1631,77. 53> St.A., F. Religionsakten 1609— 1758, K. XI, L. 24. Nr. 1743. «) St.A., F. Pfarrkirche 1601 — 1651, K. XI, L. 26, Nr. 118. 55) So gab z. B. der Arzt Dr. Hans Joachim Anomäus zum Kirchenbau 200 fl. Jakob Zetl, Die Chronik d. Stadt Steyer, 1612 — 1635. Revidiert u. redigiert von L. Edlbacher. Mus. Jahr. Ber. XXXIII, Linz 1878, S. 113. 57

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