Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

die am 4. Mai um 4 Uhr so Minuten morgens Generalmajor Nordmann eigenhändig entzündete. Bald brannten die Brücken lichterloh und verhinderten so das unmittelbare Nachrücken der Gegner. Dem Magistrat waren diese Vorbereitungen nicht entgangen und er bangte um das Schicksal der Steyrbrücke, die ebenfalls vernichtet werden sollte. Mit Magistratsrat Schroff begab sich eine Bürgerabordnung auch zum Generalmajor, um die Zerstörung dieser Brücke abzuwenden, doch dieser verweigerte die Bitte. Dem glücklichen Umstande, daß die zur Abnahme der Geländerbäume bestimmten Pandwerker vor dem Einrücken der Franzosen nicht fertig wurden, verdankte man die Erhaltung der Steyrbrücke?3) Am 5. und 4. Mai waren von Marschall Tannes zwei Reiterregimenter und die Division des Generals Demont zur Verfolgung der Truppen des Generalmajors Nordmann angesetzt worden. Eine Vorhut der Reiter des Brigadegenerals Eolbert stieß im Wald beiderseits der Straße Bad Pall — Sierning auf kleine österreichische Nachhuten und wurde beschossen, wobei ein französischer Vberst fiel. Die Franzosen kehrten daraufhin nach Bad Pall zurück und plünderten im Ort, da man ihnen hier Auskunft gegeben hatte, der Weg bis vor Steyr fei feindfrei. Dieser Zwischenfall verzögerte den Einmarsch der Franzosen in die Stadt um fast zwei Tage. Im Steyrer Magistrat hatte man schon am 28. April erkannt, daß eine neuerliche Besetzung der Stadt bevorstünde. Im Rathaus wurde ein (Quartieramt in der ebenerdig gelegenen Wohnung des Ratsdieners errichtet. Dem (Quartiermeister Geilhofer wurden zwei der französischen Sprache kundige Personen zugeteilt. Für diese drei Personen und die Gberbeamten, die im Ratszimmer zu arbeiten hatten, wurde eine Zulage von vier Gulden, „für den ganzen Tag oder die Nacht", da sie arbeiten würden, ausgeworfen. „Untere Beamte sollten im gleichen Falle zwei bis drei Gulden erhalten diese Diätenzahlung war für die Zeit des Durchmarsches kaiserlich österreichischer als auch „fremder" Truppen vorgesehen?') Noch während sich die Österreicher über die Ennsbrücken zurückzogen, trafen die ersten französischen Einheiten auf dem außerhalb Glichet gelegenen Steinfeld ein. Pier biwakierten sie und rückten am 4. Mai um 9 Uhr morgens in die Stadt ein. Um 10 Uhr war auch schon Marschall Sannes mit den ihn begleitenden (Qffizieren in Steyr. Der Bürgermeister mit den Perren des Magistrates ging dem einreitenden Marschall auf dem Stadtplatz entgegen und überreichte ihm die Schlüssel der Stadt mit der Bitte, Steyr zu schonen. Sannes ritt aber sofort weiter und befahl General Roginat vom Geniekorps sofort in der Gegend der heutigen Neuschönau eine Schiffbrücke über die Enns bauen zu lasten. Dann begab er sich ins Schloß Samberg, wo für ihn (Quartier vorgesehen war. Den ihm hier die Aufwartung machenden Mitgliedern des Magistrates versprach er, sein Militär außerhalb der Stadt biwakieren zu lasten und mit den Truppen sofort, wenn die Brücke fertig sein würde, abzuziehen. Brot, Fleisch, Wein, pafer, peu, Sattel- und Riemenzeug, Medikamente für das Feldspital, pufeisen und Nägel, mußten jedoch vom Magistrat geliefert werden. An Wagen mußten Reparaturen vorgenommen, zwei neue „Chaisen" beigestellt und 12 Pferde für Bespannungszwecke aufgebracht werden.3 3S) LV 1, 362 ; LV 6,54,97 ; LV 7, Bd. 5,42. — Für das Abbrennen der Brücken hatte die Stadt um 272 Gulden 47 Kreuzer Pech, Pulver, Stroh und Reisig beizustellen. 39) RP 1809 A.154. 44

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2