Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

erstatten.36) Der für die Stadt zuständige Truppenkommandant, Feldmarschalleut- nant Frh.von Stipschlltz, nahm im Schlosse (Quartier und hatte verpflegt zu werden. In aller Eile wurde, über Auftrag, eine gemauerte Brücke über den Ramingbach gebaut. Da dieser Neubau auf „eine beträchtliche Summe zu stehen und deren Bezahlung nicht zur Gänze der Stadt zugemutet werden kann", beschloß der Magistrat sich um Vergütung an das Kreisamt zu wenden. An die Bevölkerung erging der Auftrag aus alter Leinwand Fäden („Scharpie") zu zupfen, die beim verbinden verwundeter gebraucht wurde. Wegen etwaiger Spionage hatten alle Bürger verdächtige perforiert zu beobachten. Am <). April (809 erfolgte die Kriegserklärung Österreichs. Die österreichischen Truppen hatten an drei verschiedenen Fronten zu kämpfen. Die Pauptarmee sollte in Bayern vorsioßen, eine andere mußte gleichzeitig in Italien angreifen, während die dritte für den Einmarsch im Großherzogtum Warschau bestimmt war. Mit rasch aufgebotenen Reservetruppen wurden die (Österreicher jedoch in Bayern so geschlagen, daß der Großteil dieser 2lrmee unter Erzherzog Karl einen überstürzten Rückzug nach Böhmen antreten mußte und ein anderer Teil dieser Armee sich entlang des Donauufers zurückzog, verfolgt von der französischen Pauptmacht. In Italien wurden anfängliche Erfolge erzielt, ebenso war der Aufstand in Tirol geglückt, doch waren diese Siege für den 2lusgang des Krieges nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Linon Tag vor Ausbruch des Krieges wurde die Stadt vom Kreisamt benachrichtigt, daß in Steyr eine große Menge von Infanteriesäbeln hergestellt werden müßte, „um die Truppen zur Beschlltzung des Vaterlandes unverweilt ausrüsten zu können". Die Schwertschmiede Joseph Marschhofer, Johann Sima und Joseph Sieberer erklärten auf Befragen des Magistrates, sie wären unter gewissen Voraussetzungen in der Lage, wöchentlich 1000 Säbelklingen zu erzeugen; die ebenfalls vorgeladenen Schwertfeger Joseph Erb und 21 pilbert versicherten, in derselben Zeit die erwähnte Anzahl von Säbelklingen „montieren" und die dazugehörigen Scheiden machen zu können. 2(1s „Pauptkontrahenten und Lieferanten des k. k. pofkriegsrats" entsandte die Firma Jacob Fischer und Sohn in St. Ägyd am 2(. April einen bevollmächtigten Vertreter zum Magistrat, wo es zum Abschluß eines protokollarisch festgehaltenen Vertrages kam. In diesem erklärten sich die Jeugschmiedmeister Matthias Müller und Franz Klemmt bereit, „die Bearbeitung und Linlieferung von (6.000 Grenadiersäbelklingen übernehmen" zu wollen und den Auftrag binnen drei Monaten auszuführen. Mit der Lieferung sollte am (. März begonnen werden, je Klinge würden ( Gulden (5 Kreuzer bezahlt. Ebenso wurde mit den vorerwähnten Schwertschmieden ein Abkommen geschlossen, wonach auch diese innerhalb eines Vierteljahres (0.000 pusarenfäbelklingen herzustellen hatten. Für das Stück „echt befundenen Säbel" war ein preis von 2 Gulden 55 Kreuzer vorgesehen.3?) Im Zuge der Absatzbewegungen der österreichischen Armee erreichte in der Nacht vom 5. auf den 4. Mai der größte Teil der stark geschwächten Brigade des Generalmajors Nordmann Steyr. Diese und eine in der Stadt ebenfalls anwesende Landwehrbrigade zogen sich auf das rechte Ennsufer zurück, vorher wurden an den Jochen der beiden Ennsbrllcken Strohbündel, Reisig und pechkränze angebracht, 3«) RP 1809 A,106,115. RP 1809 A,126,141,142. 43

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