Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

Ende (808 erfolgte auch die öffentliche Versteigerung des Getreidekastens auf dem Berge (heute Berggaffe 44) durch die k. k. tzauptgewerkschaft. Müllermeister Franz paratzmüller ersteigerte ihn um 5000 Gulden. Die Niederlagen in den Koalitionskriegen veranlaßten die österreichische Regierung das Heerwesen zu reformieren und Mittel zu einem neuen Kriege gegen Frankreich zu schaffen. Mit dem kaiserlichen Patent vom 9. Juni (808 wurde die Aufstellung einer Landwehr verfügt, in der waffenfähige und nicht in der Armee dienende Männer von (8 bis 45 Jahren für diese neue heeresinftitution erfaßt wurden. Um die Landwehr ausrüsten zu können wurden „freiwillige" Beiträge eingehoben, da jedermann „Gelegenheit, sich nach seiner Vermögenslage auszuzeichnen" haben sollte. Der Magistrat Steyr wurde am (S. Juli (808 aufgefordert, einen Beitrag zu leisten. In der bezüglichen Sitzung kam es zur Entscheidung, daß Steyr, wie von Magiftratsrat Serenberg hervorgehoben wurde, „als eine von den ersten Städten, die ein beträchtliches vermögen befizet, 600 Gulden zur Equipierung von (Offizieren, Unteroffizieren oder auch zur militärischen Ausstaffierung der Gemeinen" beitragen wolle.30) Nach dem preßburger Frieden ließen es sich die Steyrer Bürger sehr angelegen sein, ein bewaffnetes Bürgerkorps in der Stadt aufzustellen, da sie der Meinung waren, es fei ein Vorteil, in kriegerischen Zeiten ortsansässige Verteidiger zu besitzen. Am (. Juli (807 wurde von einem Ausschuß angesehener Bürger ein Ansuchen in diesem Sinne an das Kreisamt gerichtet. Es wurde aber abgewiesen, obwohl die Stadt erklärt hatte, das Bllrgerkorps selbst auszurüsten und als besonderes Argument anführte, daß man zu „Verherrlichung" des Fronleichnamsfestes ebenfalls dieses Korps heranziehen könne, da in der Stadt nicht immer Militär in Garnison läge. Die befürwortende Einbegleitung des Gesuches durch Bürgermeister preureutter verfehlte ebenfalls ihre Wirkung, da die Landesregierung am 20. Juli (807 entschied, daß die „Errichtung derley selbständiger Bürger- Eorps meistens kostspielig ausfallen, die Bürger von ihren erträglichen Berufsgeschäften abziehen" und man der Bürgerschaft die Kosten der Anschaffung von Uniformen für Minderbemittelte nicht aufbürden wolle?3) Das Landwehrpatent bot nun eine Möglichkeit, den Wunsch der Bürger zu erfüllen, da ja Kaiser Franz angeordnet hatte, daß jene, die nicht mehr für die Landwehr geeignet waren, „für die Erhaltung der inneren (Ordnung zu wirken hätten". ....... '' Auf Aufforderung des Kreisamtes über die in Steyr bestehende „Bllrgcrwehr" einen Standes- und (Qualifikationsnachweis vorzulegen, berichtete Bürgermeister preureutter am 28. Juli (808, daß in der Stadt ein „wirklich organisiertes Bürgerkorps weder in der Vorzeit noch derzeit bestehe". Ls hätten sich bisher lediglich Bürger und Handwerksgesellen gefunden, die aus ihrer Mitte (Oberoffiziere wählten, die zu Fronleichnam oder sonstigen feierlichen Anlässen „militärische Funktionen und Paraden", mit Zustimmung der jeweiligen Garnisonskommandanten, ausübten. In diesem Berichte ersuchte der Bürgermeister auch neuerlich um Genehmigung zur Aufstellung eines organisierten Bürgerkorps. Die Antwort des Kreisamtes besagte, daß detn Landespräsidium vorn wiederholten ”) LV 5,12 ff.; 3I) LV 5,15,16. 32( RP 1808 A. 160. 41

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