Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

Der Krieg wurde endlich durch die sogenannte Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 2. Dezember (805 zugunsten der Franzosen entschieden, da hier die vereinigten russischen und österreichischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Am 26. Dezember wurde der Friede vott preßburg geschlossen, der Österreich große Gebietsverluste eintrug. Auch in der Folgezeit verbrachten abziehende sranzösische Truppen noch mehrmals einige Zeit in Steyr, so Marschall Davoust in der Zeit vom ((. bis (9_ Jänner (806, mit seinem Korps und dem Gefolge von 6 Generälen, 42 Offizieren, einer zahlreichen Schar von Ordonanzen und Bediensteten. Nach diesen sielen aus ihrem Rückmärsche in die Heimat vom 20. Jänner bis 26. Februar Divisionen des Marschalls Soult der Stadt zur Last. Ihnen folgten weitere Truppen, bis endlich am (. März (806 der Abzug aller Franzosen, auch der sogenannten „Gendarmerie", die bis zuletzt in Steyr war, begann?8) von den Franzosen wurden (4 Pferde zurückgelassen, die, als sich kein Eigentümer meldete, öffentlich versteigert wurden. Ebenso fanden sich im städtischen Brotmagazin (000 Laib Brot vorrätig, diese wurden, statt um dett Gestehungspreis von 28 Kreuzer je Dreipfundlaib, um 24 Kreuzer an ärmere Stadtbewohner verkauft?') Ein Friedensfeft wurde erst am (9. März (806 abgehalten, dies über Auftrag des Kreisamtes. Da feit dem Einfall der Franzosen jeden Abend mit einer Glocke am Stadtpfarrturm geläutet wurde, unterließ man dies nach dem Fest?8) In den nun folgenden Friedensjahren von (806 bis (808 galt die erste Sorge des Magistrates der Beschaffung finanzieller Mittel. Es wurde am (. März (806 der Beschluß gefaßt, eine Abordnung, bestehend aus dem Bürgermeister, dem Magistratsrat von Berenberg rnid zwei Vertretern des Bürgerausschusses, mit einem Gesuch um die „nötigen Unterstützungen" zum Kaiser nach IDim zu entsenden. Man wollte hier erreichen, daß (50.000 Gulden von den aus dem Verkaufserlöse des Hauptgewerkschaftsanteiles stammenden Obligationen bar ausbezahlt werden. Sollte man hiezu nicht die Genehmigung erhalten, so wollte man um Erlaubnis ersuchen, (00.000 Gulden aufnehmen zu dürfen. Da jedoch diese Summe zu einem Jinsftiß von 6 % eine zu große Belastung darstellen würde, gab man sich mit 50.000 Gulden zufrieden. Die oberste Hoffinanzstelle entschied endlich, daß der Stadt durch die Linzer „Banco Jeddl hauptcahsa" ein Betrag von 80.000 Gulden auszuhändigen sei und für diese Summe durch die Stadt eine Quittung an die „Universal Staats Schulden cahsa" als Sicherstellung gegeben werden müsse. Auf der Quittung habe der vermerk zu stehen, daß, im Falle die Einlösung der Obligationen nicht gestattet würde, die Stadtverwaltung den Betrag innerhalb einer vom Kaiser festzusetzenden Frist zurückzuzahlen habe. Um rasch in den Besitz des „allerhöchst benötigten" Geldes zu kommen, hinterlegte der Magistrat int Depot vorhandene Hofkammerobligationen im Betrage von >50.(60 Gulden bei der Bankozettelhauptkaffe in Linz?8) „Zur angenehmsten Wissenschaft" nahm der Magistrat eine Verständigung des Kreisamtes entgegen, nach der Erzherzog Johann am (2. April (806 Steyr einen Besuch abstatten wolle. Als Quartier wurde ihm der Gasthof Tandler bestimmt?"')20 21 * 2 20) RP 1806 A,25. —■ In jedem der oberösterreichischen Landkreise wurden zur Sicherheit auf den Straßen, zur Verhinderung von Straßenraub und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ein „Brigadier“ und fünf „Gensdarms" stationiert. Diese wurden durch je dreißig ortsansässige mindestens 20 Jahre alte unbescholtene Männer, die in Steyr vom Magistrat namhaft gemacht wurden, verstärkt. 21) RP 1806 A,5. 22) RP 1806 A,7,30,61. 23) RP 1806 A,6,13,49. — Die 80.000 Gulden wurden im Juni 1807 mit Obligationen al pari rückgezahlt. 24) RP 1806 A,61. 59

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