Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

lediglich die Häuser an den Brückenköpfen, da sich auf diese das Artilleriefeuer konzentrierte, weil dort eine größere Anzahl von Verteidigern der Übergänge wegen stationiert war. Zu diesen Häusern zählte das Haus haratzmüllerstraße t (früher Derflmayr Bierhaus), das Haus Bahnhofstraße 2 und einige Häuser an dem der Neutorbrücke gegenüberliegenden Ufer. Eine direkte Überquerung des Flusses war den Franzosen wegen des Widerstandes der Österreicher nicht möglich, die Brücken waren ja unterbrochen. Trotz erbitterten Widerstandes gelangten schließlich doch vier französische Bataillone in der Nähe der Mündung des Ramingbaches über die Sims.15 16 * ) Damit war die Besatzung von Steyrdorf aus der Flanke her gefährdet. Um dem Gros der Nachhut den Abzug aus diesem Gebiet zu denr in Sand lagernden Regiment zu ermöglchen, verteidigte Kapitänleutnant pacta» novich vom Bataillon des 60. Infanterieregimentes mit seiner Kompanie Steyrdorf bis zum Einbrechen des Abeitds heldenmütigst. Die letzten österreichischen Soldaten in Steyrdorf wurden im Nahkamps vertrieben, der aus beiden Seiten Verluste forderte. Nun war die Möglichkeit gegeben, die beschädigte Enns- brllcke instandzusetzen, die am Nachmittag des 5. November bereits den Voraustruppen des Marschalls Davoust den Übergang ermöglichte, so daß diese Truppen den weichenden Österreichern schon am 6. November ein Heines Rückzugsgefecht bei Weyer lieferten. Noch am 4. November wurden von der Stadtverwaltung io.000 paar Schuhe, 100 Gchsen und 500 Eimer Wein gefordert, dieser wurde geliefert, es konnten jedoch nur 800 paar Schuhe und 50 Gchsen ausgebracht werden.'5) Zehn Tage später richtete der französische platzkommandant an den Magistrat ein Schreiben, in dem er mitteilte, daß „über die große Teuerung der Lebensmittel verschiedene Klagen Vorkommen und es dringend nothwendig seye, daß dem übermäßigen preise, welchen die unersättlichen Gewinnsucht der Bücken und andern Verkäufer hervorbringt, in dieser Stadt einhalt gethan werde". Die Stadtverwaltung solle diese Teuerung bekämpfen, „besonders in Ansehung des Brodes, welches schon aus mehr als den doppelten Verkaufspreis gestiegen sein soll". Wohl wurden vont Magistrat verschiedene Vorschläge ausgearbeitet, wie man dem Steigen der preise beikommen könne, doch verhinderte das geringe Warenangebot eilt Sinken der preise. So kostete das pfund Rindfleisch H802 noch 7 Kreuzer, im Dezember >805 erklärten die Fleischhauer mit dem derzeitigen preis von >0 Kreuzer nicht mehr das Auslangen finden zu können und forderten weitere Erhöhungen. Es wurde ihnen jedoch angedroht, sie bei Übertretung der vorgeschriebenen preise mit Geldstrafen zu belegen und, sollten auch diese nichts nützen, sie durch militärische Lre- kution zur parition (Gehorsam) zu verhalten.'^) Im Hinblick auf die Notlage der Bevölkerung erließ der platzkommandant Lounoton am 22. November folgenden Aufruf in deutscher und französischer Sprache: „Allen Soldaten, und andern bey der französischen Armee angestellten Personen, die nicht wirkliche Gffiziere sind, ist verbothen, von ihren Hauswirten, ausser dem vorgeschriebenen 15) LV 6,36 ff.; LV 11,97 ff. — In dem im Jahre 1936 erschienenen Buche „Lettres des Grognards" (Briefe alter Haudegen) wird die Beschreibung des Gefechtes am 5. November 1805 durch den französischen Korporal J. P. Blaise geschildert : „Die Infanteriebrigade des Generals Heudelet (III. Armeekorps, Marschall Davoust) findet am Zusammenfluß von Steyr und Enns die Brücke verbrannt und die Stellungen vom Gegner gehalten. Unter dem Feuer der Österreicher erzwingt eine Kompanie des 13. leichten Infanterieregimentes unter Leutnant Meunier schwimmend, oder mit Hilfe von Booten, die Übersetzung, gefolgt von der 108. Linientruppe . . . Die Voltigeurs statteten sich mit himmelblauen Hosen, mit Mänteln und Granadiersäbeln der ungarischen Infanterie aus, die in Steyr vom k. k. 60. Regiment (Gyulai) zurückgelassen worden waren." 16) LV 1,360. ' 17) RP 1606 A,425,431. 37

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