Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

fest, daß „allen Nachrichten zufolge" in Kürze wieder eine französische Armee in Steyr einrücken werde. Er forderte die Bewohner auf, sich in dieses Schicksal zu fügen und ein „ruhiges, redliches und männliches Betragen" zu bewahren. Niemand sollte sich unterfangen, die auf ihre Ehre so sehr bedachten Franzosen zu reizen oder zu beleidigen. Wenn man der Besatzungsmacht Achtung entgegenbrächte, werde es gelingen eine großmütigere Haltung gegen die Bevölkerung zu erreichen. Alle Anordnungen der Stadtobrigkeit sollen strikte befolgt, Disziplin eingehalten und die (Ordnung aufrechterhalten werden. Besonders wies Preu- reutter in seinem Erlasse auf die Befolgung der Feuerordnung hin, da ja bei Ausbruch eines Brandes die Sicherheit aller Stadtbewohner gefährdet sei. Ein anderes Schreiben wurde an den kommandierenden französischen General gerichtet. Der Magistrat bot in diesem seine Dienste an und empfahl die Bewohner der Großmut der französischen Nation. In dem Schreiben wurde versprochen, alles 3x1 tun, um die Soldaten mit (Quartieren, Nahrungsmitteln und anderen Bedürfnissen zu versorgen, doch stellte man gleichzeitig die demütige Bitte berücksichtigen zu wollen, daß Steyr und seine Bewohner durch den schon so lange dauernden Krieg einen fühlbaren Mangel an allen lebensnotwendigen Dingen erleide. Sich neuerlich an die Großmut der französischen Nation wendend, Unterzeichneten dieses Schreiben Bürgermeister und Magistrat als „demütige und gehorsame Diener." Gegen Mitternacht vom 5. aus den 4. November erreichte eine aus 5 (Offizieren und 54 Reitern bestehende französische Vorhut Steyrdorf und verbrachte die Nacht im Hause des 2tnton Mayr. Sie verlangten Mahlzeiten und in großen Mengen Wein, Glühwein und Branntwein. Außerdem forderten sie Geld, es wurden ihnen von der Bevölkerung 10.000 Gulden in „Bancozetteln" und 300 Dukaten ausgehändigt. Am Morgen des 4. November begann der Einmarsch der inzwischen unter General Eppler eingetroffenen Franzosen in die Stadt, hier hatte sich unter Hauptmann Weiden eine österreichische Infanteriekompanie zurückgezogen, die die Einrückenden in einen Nahkampf verwickelte. Natürlich konnte diese Truppe der Übermacht des tö. französischen leichten Regimentes auf die Dauer nicht Widerstand leisten. Nur wenigen (Österreichern gelang es in einer Zille über die Enns zu flüchten, sie nahmen 5 französische Gefangene mit sich ans andere Ufer. Die zurückgebliebenen österreichischen Soldaten gerieten in französische Gefangenschaft.") Um 0 Uhr morgens des gleichen Tages traf auch Marschall Louis Nicolas Davoust ein und bezog im Hause Steyrdors 54 (Quartier. Er ließ vorerst aus der die Stadt beherrschenden Taborhühe Geschütze in Stellung bringen und das jenseitige Ufer unter Feuer nehmen, da sich in Ennsdors zwei Bataillone des Infanterieregimentes GO festgesetzt hatten. Da diese Beschießung keinerlei Erfolg zeigte, ließ der General weitere Geschütze heranbringen und diese teils auf dem Tabor und teils beim Kapuzinerkloster (heute L. Werndlstraße 5) aufstellen, so daß er nunmehr die österreichische Nachhut aus 40 Rohren beschießen lassen konnte. Doch auch diese Maßnahme erwies sich als nahezu vergeblich, da die geringe Durchschlagskraft der damaligen Geschoße an den stellenweise bis zu eineinhalb Meter dicken Zieael- mauern der Häuser nur leichte Schäden verursachte und daher den darinnen verschanzten Soldaten kaum Verluste betbringen konnten. Größere Schäden erlitten '4 LV 6, 35. 54

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