Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 29, Oktober 1969

tierten an sie solche Forderungen stellen würden. Auch Efeu, Efaser, Stroh sei anzuschaffen, vor allem aber hätten die Steyrer „Ruhe, Friede, Einigkeit und Verträglichkeit" gegenüber den einmarschierenden Truppen zu bewahren. Schließlich sollte noch der Prälat von Kremsmünster, der „immer am sichersten Nachrichten von der Armee erhält", ersucht werden, diese durch den Magistratsrat Reisser gleich dem Magistrat bekanntzugeben.,2) Namens des Pandelsstandes sprachen am so. (Oktober die Kaufleute Andre Eber- staller und Bernard Dietrnayr vor und teilten mit, daß sie ihren Tuchvorrat in Sicherheit bringen würden, wenn nicht der Magistrat eine Paftung böte, falls die Franzosen sie plünderten. Magistrat und Bürgerausschuß lehnten dieses Begehren mit der Begründung ab, daß der Magistrat keinesfalls die Macht habe, das vermögen jedes einzelnen Bürgers sicherzustellen. Die Kaufleute hätten ihren Tuchvorrat an einem sicheren (Orte zu verbergen, aber nicht aus dem „hiesigen Bezirk" wegzubringen. Eftelten sie sich nicht an diese Weisung, müßten sie bei etwaiger Requisition, den Schaden, der den Bürgern daraus erwüchse, mit ihrem gesamten vermögen tilgen. Glaubten sie ihre Ware in einem städtischen Depot sicherer, so könnten sie diese dort einlagern, jedoch übernehme die Stadt keinerlei pastung für fie.13) Im s. Koalitionskriege (|805) standen England, Rußland, Ästerreich und Schweden vereint gegen Frankreich, Layerit, Baden und Württemberg. Der Krieg begann im September, die Österreicher hatten eine Armee in Italien und eine andere in Deutschland, zu der die russische Efilssarmee stoßen sollte. Napoleon entschied jedoch den Krieg zu seinen Gunsten schon in Sllddeutschland, wo der österreichische Befehlshaber am j7. (Oktober (805 sich mit seinen Truppen ergeben mußte und damit den Franzosen den Weg zum Einmarsch in Ästerreich frei machte. Bereits am 1. November zog General Murat mit seinen Truppen in Linz ein und rückte den Gsterreichern und ihren Verbündeten aus der Linie Edelsberg — Enns — Wien nach, während das Korps des Generals Davoust mit der s. Dragonerdivision unter Beaumont in Richtung Steyr einschwenkte. Das österreichische Korps Merveldt hatte sich am 5(. (Oktober über Kremsmiinster nach Steyr in Marsch gesetzt und traf am 2. November in der Stadt ein. Als am nächsten Tage noch zwei Bataillone des Infanterieregimentes 60 aus Kirchdorf anrückten, zogen sich diese mit den anderen Truppen über die Enns zurück. Um dem Gegner die Verfolgung zu erschweren, wurden die Tore der Stadtmauer verbarrikadiert und je zwei Joche der beiden Ennsbrücken abgebrannt. Die Truppen Merveldts bezogen nun im Raume Ennsdorf — Ternberg Stellung. Bürgermeister preureutter, der als Magistratsrat die erste Besetzung Steyrs durch die Franzosen miterlebte, glaubte durch eine in deutscher und französischer Sprache abgefaßte Kundmachung an die Bevölkerung, in der er sie vor gewissen Handlungen wie Ansammlungen und Inszenierung von Tumulten warnte, ja sogar drohte, solche strenge ahnden zu lassen, zur Entschärfung der Lage bei der zu erwartenden Besetzung beitragen zu können. Noch während der Anwesenheit österreichischer Truppen in der Stadt stellte er am 2. November in dem Aufrufe12 12) RP 1805 A.417 ; RP 1806 A.344. — Die verlagerten Akten und Güter wurden im Oktober 1806 wieder nach Steyr gebracht. ,3) RP 1805 A, 425. 35

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